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Abgefahren. Künstler Marek Benczewski zeigt rätselhafte Installationen im U-Bahnhof Sophie-Charlotte- Platz.

© Thilo Rückeis

Installation im Berliner Untergrund: Kunst im alten U-Bahnschaffner-Häuschen

In Berlins U-Bahnhöfen stehen viele alte Zugabfertigerkanzeln leer. In Charlottenburg nutzt Marek Benczewski eine davon für Ausstellungen.

Auf die nächste U-Bahn zu warten, kann ganz schön langweilig sein. Doch für Fahrgäste der Linie U2 gibt es künstlerische Installationen in der früheren Zugabfertigerkanzel im Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz. Alle vier bis sechs Wochen wechselt Marek Benczewski die Motive seines Projekts „Station Vision“ aus.

Derzeit sieht man einen Spielzeugroboter vor Pappfiguren, die Benczewski nach Bildern aus alten französischen Gymnastik-Anleitungen formte. Was das bedeuten könnte, sagt er nicht: Sein Ziel sind Rätsel und das „Spiel mit dem Publikum“. In wenigen Tagen will der Künstler eine eigene Zeichnung ausstellen, die ein kopfüber hängendes Mädchen vor einer Stadtlandschaft zeigt. An diesem Bild arbeitet er derzeit noch.

Als Anwohner entdeckte der Künstler die leere Kabine

Der 62-jährige gebürtige Pole kam 1980 mit seiner Frau nach Deutschland, seit zwei Jahren wohnt er in Charlottenburg in der Nähe des U-Bahnhofs und entdeckte so die leer stehende Kanzel. Zuletzt präsentierte auch die Kommunale Galerie Berlin in Wilmersdorf seine Werke im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung. Oft entstehe seine Kunst aus einem „Wirrwarr an Ideen“ heraus, sagt Benczewski. Deshalb hat er ein Zitat aus Goethes „Italienischer Reise“ als Leitspruch an der Kanzel angebracht: „Der Mensch muss sich nicht auf eine einzige Sache heften, denn da wird er toll. Man muss tausend Sachen, eine Konfusion im Kopf haben.“

Die winzige Abfertigerkanzel steht auf dem Bahnsteig in Fahrtrichtung Ruhleben. Benczewski sieht oft auch Leute vom gegenüber liegenden Bahnsteig herüberschauen. Manchmal kommt er einfach nur vorbei, um die Reaktionen zu beobachten. Junge Leute machen gerne Selfie-Fotos vor der Miniaturausstellung.

Alles nur zum Spaß

Benczewski pflegt die Kabine regelmäßig, wischt Staub und reinigt die Glasscheiben. Die BVG verlangt keine Miete und trägt die Beleuchtungskosten. Auf dem Bahnsteig in Richtung Pankow gibt es eine größere Kanzel, die aber noch von Reinigungspersonal der Verkehrsbetriebe genutzt wird. Gerne hätte Benczewski sein Projekt auf eine Zugabfertigerkabine im U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz ausgeweitet. Mit deren heutigem Eigentümer, einer Außenwerbefirma, konnte er sich allerdings nicht über die Bedingungen einigen.

Grundsätzlich gehe es ihm „nur um Spaß“, fasst der Künstler zusammen. Und das ist ja nicht die schlechteste Ansage, die BVG-Fahrgäste zu hören bekommen können.

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