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Helle Freude. Die ersten – weißen – Fassadenteile hängen schon am Rohbau in der City West.

© Cay Dobberke

Von Tag zu Tag: Weißer Riese am Breitscheidplatz

Andreas Conrad wünscht sich eine Waschmaschine für Schwarzbauten.

Was würden Klementine und all die anderen unvergessenen Ikonen der Waschmittelindustrie samt ihrer Werbetexter dazu sagen? Denen wir das weißeste Weiß unseres Lebens verdanken, so weiß, weißer geht’s gar nicht, und nicht nur sauber, sondern rein. Würden sie ihre frisch durchgespülten Laken gegen die neue Saubermann-Fassade am Breitscheidplatz halten, nur mal so zur Probe, ob es nicht doch noch einen Tick weißer geht, als von ihnen versprochen? Und dann vor Neid erblassen?

Zeichen setzen. So soll das Hochhaus „Upper West“ zwischen Gedächtniskirche (links) und „Zoofenster“ (rechts) aussehen.
Zeichen setzen. So soll das Hochhaus „Upper West“ zwischen Gedächtniskirche (links) und „Zoofenster“ (rechts) aussehen.

© Simulation: Christoph Langhof

Das gibt es hin und wieder also auch bei Berliner Neubauten, dass sie – wie jetzt das „Upper West“ – fertig hingemörtelt tatsächlich so ziemlich den lichten Entwürfen entsprechen und sich nicht, wie beispielsweise das Spreedreieck am Bahnhof Friedrichstraße, hinterher geradezu als „Schwarzbauten“ entpuppen – wenn sie nicht ohnehin im Düster-Look geplant waren.

Gewiss, noch die weißesten Bauten setzen mit der Zeit Patina an, da hilft alles Wischen, Wienern, Putzen nichts. Und bei einer ohnehin finsteren Fassade fällt das nicht mal sonderlich auf, pflegetechnisch ein unbestreitbarer Pluspunkt. Dennoch bleibt es bedauerlich, dass hell geplante, doch dunkel hochgezogene Neubauten in keine Waschmaschinentrommel passen. Mit einer Extraportion Bleichmittel sollte doch was zu machen sein, nicht wahr, Klementine?

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118 Meter City West. Auf Simulationen ragt der 118 Meter hohe Zwillingsturm des Hochhauses „Upper West“ schneeweiß empor – und nun zeigt sich, dass die Modelle des Architekten Christoph Langhof so auch umgesetzt werden. Denn seit ein paar Tagen hängen erste Fassadenelemente aus Aluminium und Glas am Rohbau zwischen dem Breitscheidplatz und der Kantstraße in Charlottenburg. Und dies, obwohl erst elf der 33 geplanten Etagen stehen.

Hotel mit fast 600 Zimmern. Die Fertigstellung ist im Frühjahr 2017 geplant, als Hauptmieter eröffnet die Hotelkette Motel One ihren größten Berliner Standort mit 582 Zimmern. Der Termin sei nur zu halten, wenn man jetzt schon mit der Fassade beginne, heißt es aus der Bauleitung. Die Rohbauarbeiten sollen der Fassadenverkleidung je acht Etagen vorauseilen. In den oberen Etagen wird die Fassade als Besonderheit eine „Radarreflektionsdämpfung“ bekommen, damit das Hochhaus nicht den Signalen der Berliner Fluglotsen in Tegel, Schönefeld oder BER in die Quere kommt. CD

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