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Gebraucht bekommen die Paprcuts-Produkte wirklich Flair: Die Papier-Portemonnaies sind Nils Wagners Bestseller.

© Maria Fiedler

Firma "Paprcuts" aus Kreuzberg: Solides Geschäftsmodell aus Papier

Die erste Produktion setzte er noch in den Sand, jetzt hat der Kreuzberger Unternehmer Nils Wagner mit einer Crowdfunding-Kampagne Erfolg. Früher hätte das niemand für möglich gehalten: Wagner verkauft Accessoires aus Papier.

Wenn Nils Wagner sein Geschäftsmodell erklären will, muss er seinem Gegenüber nur eine Visitenkarte überreichen. „Versuch mal, die zu zerreißen“, sagt er dann meistens. Das gelingt so gut wie nie jemandem: Die Karte ist aus Tyvek, demselben reiß- und wasserfesten Papier, aus dem auch alle anderen Produkte von Wagners Firma „Paprcuts“ bestehen. Vor allem Portemonnaies, aber auch Smartphone-Hüllen, Kosmetiktaschen und Tabakbeutel lässt er daraus fertigen.

Die Stücke sind auffällig: Wenn nicht gerade in knalligen Farben bedruckt, sind grimmige Katzen darauf zu sehen, Weltraummotive aber auch Hipster-Schnurrbärte. „Best of internet“ nennt Wagner seinen Stil. Ausgedacht hat er sich den mit seinen Mitarbeitern im Kreuzberger Büro, das ein paar Stockwerke über dem legendären Club „Ritter Butzke“ gelegen ist. Dort stapeln sich leere Club-Mate Flaschen und Kartons. Im Kühlschrank steht eine große Flasche Sekt – bei „Paprcuts“ gibt es derzeit nämlich Grund zum Feiern: Die Firma hat vor knapp vier Wochen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um Kapital anzuziehen und bekannter zu werden. Bereits nach der Hälfte der festgelegten Zeit war das Finanzierungsziel erreicht. Jetzt gibt es Bestellungen aus Australien, Singapur, Kasachstan und Kanada und Wagner stellt sich schon auf noch mehr Käufer ein.

"Das war ziemlich naiv"

Vor drei Jahren hätte das wohl kaum jemand für möglich gehalten: Damals war Wagner zufällig über Tyvek gestolpert, wie er sagt. Normalerweise wird es etwa in Chemielaboren für Schutzkittel oder zum Abdecken von Böschungen verwendet. Wagner kam die Idee, daraus Accessoires zu fertigen. Doch Portemonnaies aus Papier? Dafür hätte man ihn damals zum Teil ausgelacht. „Irgendwann habe ich gesagt: Ich mach das jetzt einfach und produziere in Berlin. Das war ziemlich naiv“, sagt er lachend. Die erste Produktion habe er dann auch in den Sand gesetzt. Von den produzierten iPhone-Hüllen waren viele unbrauchbar.

Einfach mal machen: Irgendwann hat Wagner seine Idee in die Tat umgesetzt.
Einfach mal machen: Irgendwann hat Wagner seine Idee in die Tat umgesetzt.

© Maria Fiedler

Anfangs ließ er die Produkte noch von Hausfrauen mit der Nähmaschine zusammennähen und fuhr mit dem Auto herum, sie wieder einzusammeln. Vor eineinhalb Jahren legte er die Produktion dann auf größere Stückzahlen aus. Jetzt arbeitet er mit einer Werkstatt für Beeinträchtigte und einer Justizvollzugsanstalt zusammen – beide in Berlin. Auch eine hiesige Druckerei hat er beauftragt. „Es war mir schon wichtig, die Produktion nicht ins Ausland auszulagern. Berlin ist in vieler Hinsicht perfekt dafür.“ Hier gebe es viele kleine, flexible Produktionsstätten. Inspirierend seien natürlich auch die vielen Start-ups in der Stadt. „Macher aus aller Welt wollen hier was bewegen“, sagt er.

Bauchschmerzen bereitet das Geld

Trotzdem ist das Unternehmertum für den 32-Jährigen eine Herausforderung. „Die größten Bauchschmerzen bereitet uns bislang das Geld. Die Summen die man für die Produktion hin und her bewegen muss, das ist schon ein großes Risiko.“ Auch deshalb ist für Wagner die Crowdfunding-Kampagne so wichtig. Und was kommt als nächstes? Wagner lacht. „Das Weihnachtsgeschäft.“

Chef: Nils Wagner (32)
Mitarbeiter: 5
Gründungsjahr: 2011
Adresse: Lobeckstr. 30-35, 10969 Berlin

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