zum Hauptinhalt
Unterkunft ohne Komfort: Die Flüchtlinge in der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule klagen über menschenunwürdige Zustände.

© dpa

Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg: Bezirk richtet neue Duschen für Flüchtlinge ein

Eine Dusche gibt es für die rund 200 Flüchtlinge in der Gerhart-Hauptmann-Schule. Ein Streitthema, das vor einigen Wochen einem Mann das Leben kostete. Nun lenkt der Bezirk ein. Doch eine Lösung für die Flüchtlinge ist weiterhin nicht in Sicht.

In den Toilettenräumen putzen sich an diesem Mittwochmorgen die Männer ihre Zähne, ein erdrückender Gestank liegt in der Luft, Wasserlachen befinden sich in den Fluren und im Treppenhaus. Überall liegt Müll herum, in manchen Ecken stehen ausrangierte Möbel und Kühlschränke. Ein Zustand, der sich wohl noch eine Weile so hinziehen wird, nachdem der Senat am Dienstag bekannt gab, dass die Liste für Unterbringung und die ausländerrechtlichen Verfahren der Flüchtlinge aus der besetzten Schule in Kreuzberg abgeschlossen ist. Rund 200 sind dabei aber nicht erfasst. Wie es mit ihnen weitergeht, bleibt unklar. Angesichts dieser neuen Situation sieht sich der Bezirk zum Einlenken verpflichtet und will ab nächster Woche zusätzliche Duschen in der Schule installieren. Stadtrat Hans Panhoff erklärte zu dieser Entscheidung: "Es hat den Anschein, als brauche der Senat noch Zeit für eine Lösung, daher leistet der Bezirk einen Beitrag, um die Situation in der Schule wenigstens ein Stück weit zu verbessern." Sascha Langenbach, Sprecher von Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), sagte dem Tagesspiegel, dass eine Dusche repariert und zusätzlich zwei weitere mobile Duschen eingerichtet werden. Am kommenden Montag finde zusammen mit Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) eine Begehung statt, um zu prüfen, wo genau die Duschen installiert werden können.

Bis jetzt gibt es für die rund 200 Flüchtlinge nur eine Dusche. Am 26. April war im Streit um die Dusche ein junger Marokkaner ums Leben gekommen, als ein Bewohner auf ihn einstach.

Senat sieht Friedrichshain-Kreuzberg in der Pflicht

In der Vereinbarung von Integrationssenatorin Dilek Kolat mit den Flüchtlingen vom Oranienplatz steht, dass auch die besetzte Schule geräumt werden soll. Allerdings stehen von den rund 200 Bewohnern der Schule nur etwa ein Dutzend auf der Liste. „Die Liste ist jetzt aber geschlossen und nicht mehr beliebig erweiterbar“, sagte Constance Frey, Sprecherin von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) am Dienstag. Für 326 Flüchtlinge aus Kreuzberg hat das Land Berlin die Unterbringung übernommen. Für die Flüchtlinge aus der Schule sieht der Senat laut Sprecher Richard Meng deswegen vorrangig den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in der Pflicht.

Dass die Kolat-Lösung nicht für die Bewohner der Gerhart-Hauptmann-Schule gilt, stößt im Bezirk allerdings auf Verwunderung. Es heißt, dass es erneut Gespräche zwischen Bezirksbürgermeisterin Herrmann und Sozialsenator Mario Czaja geben wird.

Von Seiten der Kreuzberger Grünen wird der Ton Richtung den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit schärfer. "Es ist niederträchtig und unmenschlich, dass senatsinterne Streitigkeiten und polittaktische Spielchen auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen werden. Mit seiner Lüge nimmt Wowereit sehenden Auges eine Eskalation in der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kauf – und macht damit ganz deutlich, dass ihm das Schicksal der Flüchtlinge herzlich egal ist!“, sagt Werner Graf (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses.

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.

Zur Startseite