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Die Görli-Gang: Chy, Mirko, Linda, Ches und Argh (v.l.n.r.) sorgen mit vielen anderen Sprayern für die neuen Graffiti auf dem Sportgelände an der Wiener Straße.

© Simon Grothe

Sportgelände am Görlitzer Park: Mit Monstern und Fröschen gegen wilde Schmierereien

Im Görlitzer Park wird viel geschmiert. Nun bringt der Verein "StreetuniverCity" zusammen mit dem Bezirk und lokalen Sprayer-Größen neue Motive auf die Wände am Sportgelände.

Graffiti und Street Art gehören zum Görlitzer Park fast so wie Dope und Dealer. Leider reicht die Kreativität der farbigen Wörter häufig nicht für mehr als „THC“ oder „Fuck“. Neue Motive am Sportgelände in der Wiener Straße machen nun Hoffnung: Auf den Umkleidekabinen prangen große Fußballbilder, vom wütenden Trainer bis zum kickenden Frosch. Der Hintergrund ist himmelblau, ohne „Fuck“ und ohne „THC“. Wie kam es dazu?

„Hier waren die Popstars der Szene am Werk“, sagt Linda Lorenz, die das Besprühen organisiert hat. Sie arbeitet für die „StreetuniverCity“, einen Verein, der Jugendlichen auf der Straße mit Sport-, Tanz- und Hip-Hop-Kursen eine Perspektive bieten will. Lange waren die Schmierereien auf den Umkleidekabinen dem Bezirk und den Fußballmannschaften "Hansa 07" und "FC Kreuzberg", die auf dem Platz trainieren, ein Dorn im Auge. Vor einem Jahr fand dann ein Umdenken beim Bezirk statt: Anstelle die unkoordinierten Graffiti zu entfernen, sollen die Wände großflächig besprüht werden. Ein halbes Jahr arbeiteten 15 Sprayer der Crew „gfa“ an den Wänden - ohne Gage. Lediglich die knapp 1000 Sprühdosen wurden vom Bezirk gesponsert. „Gfa ist die ältestes Berliner Sprayer-Crew, seit ´86 sind sie aktiv“, sagt Marko Rieger (32), Kunststudent und selbst Mitglied der Crew, dessen Mitglieder zwischen 19 und 45 Jahren alt sind. „Wir sind sehr stolz, dass die Sprayer Bock auf das Projekt hatten,“ sagt die 29-jährige Organisatorin. Auf der anderen Seite: Wo sonst findet man eine große Fläche, auf der man sich legal verewigen kann?

Organisiertes Sprayen hat viele Vorteile

Stadtrat Peter Beckers (SPD) ist begeistert von dem Projekt: „Das sieht besser aus, als die ganzen Schmierereien. So etwas könnte ich mir auch an anderen Orten vorstellen.“ Linda Lorenz und Mirko Rieger sind sich sicher, dass niemand die Bilder übermalen wird: „Das hier ist keine Durchgangsstraße und die Sprayer haben großen Respekt voreinander,“ sagt Mirko Rieger.

Geschickt haben sich die Künstler auf dem Bild verewigt, so ist „argh“ in der Szene als Schaffer der Frösche bekannt, andere Initialen sind in die Bilder eingearbeitet und fallen kaum auf. „Da was drüber zu schmieren traut sich kaum jemand,“ sagt Linda Lorenz. Tatsächlich hat das organisierte Sprayen viele Vorteile: Die schönen Bilder werden von den kleinen Kickern bewundert, andere Sprayer nehmen sich die Motive als Vorbilder und neue große Bilder sind günstiger, als alte Schmierereien zu entfernen.

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.

Simon Grothe

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