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Tillandsien, Farne, Efeu: Senkrecht hängen die Pflanzen an der Wand, ganz ohne Erde und eingefasst in einen Rahmen. Das ist Thomas Gesslers tägliches Brot in seinem Kreuzberger Laden in der Solmsstraße.

© Carmen Schucker

Vertical Green Design: Die hängenden Gärten von Kreuzberg

Grün ist Kreuzberg irgendwie schon immer gewesen, nun will Thomas Gessler es aber noch grüner machen. Dazu greift er in seinem Geschäft auf allerlei Zimmerpflanzen und Gemüsesorten zurück. Die Gärten, die er schafft, sind allesamt vertikal.

Tillandsien, Farne, Efeu: Senkrecht hängen die Pflanzen an der Wand, ganz ohne Erde und eingefasst in einen Rahmen. Was sich zuerst relativ skurril anhört, ist Thomas Gesslers tägliches Brot in seinem Kreuzberger Laden in der Solmsstraße. Seine Geschäftsidee: Senkrechte Begrünung für jedermann und jedes Wohnzimmer. Und so können die Kunden ab 60 Euro ein Stück Urwald für ihre Wände kaufen. Aber auch Gemüsegärten bringt Gessler in die Senkrechte. Rucola, Kräuter und Tomaten können so platzsparend auf der Terrasse oder dem Balkon ihren Platz finden. Die Besonderheit: Die Pflanzen wachsen nicht nur senkrecht, sondern auch ohne Erde. Dafür benutzt Gessler ein Substrat aus einem offenporigen Schaumstoff, aus dem die Pflanzen nicht herausfallen können und trotzdem gut wachsen. Bewässert werden die vertikalen Gärten entweder über einen Wasserzerstäuber oder einen kleinen Wassertank.

Ganz neu ist die Idee nicht, der Gartenkünstler Patrick Blanc ist beispielsweise für seine vertikalen Gärten bekannt und gestaltete im Kaufhaus Dussmann eine 270 Quadratmeter große Wand mit 6 000 tropischen Pflanzen. „In meiner Zeit in Spanien lernte ich Blanc kennen und war von der Idee begeistert“, sagt Gessler in seinem typischen Berliner Kellerladen inmitten von Pflanzen sitzend.

Pflanzenspezialist ist Gessler erst über Umwege geworden. Elf Jahre lebte er in Spanien, führte eine Baufirma. Dann kam die Baukrise. Der 54-Jährige muss noch mal von vorne anfangen, zog nach Berlin. Angekommen suchte er eine Idee, die sonst keiner macht. „Und ich wollte mir auch zeigen, dass man das schaffen kann.“ Ein Freund stellte ihm das Ladengeschäft zur Verfügung. Mit privaten Geldern begann er seine Idee vom "Vertical Green Design" in die Tat umzusetzen. Nach knapp zwei Jahren schreibt er noch keine schwarzen Zahlen, aber aufgeben kommt für Gessler nicht infrage: „Erst wenn Berlin grün ist.“

Chef: Thomas Gessler (54)

Branche: Pflanzen

Mitarbeiter: 1

Gründungsjahr: 2012

Firmensitz: Solmsstraße 21, Kreuzberg

Berlin hat gut 160 000 kleine Unternehmen. Jeweils eines davon stellen wir in der Rubrik "Berlin, aber oho" montags bis freitags vor.

Dieser Artikel erscheint im Kreuzberg Blog, dem hyperlokalen Online-Magazin des Tagesspiegels.

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