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In Friedrichshain-Kreuzberg berät die Bezirksverordnetenversammlung über das Verbot von sexistischer Werbung auf bezirkseigenen Werbeflächen.

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Total ver-queer: Von „Päpst*innen“ und „schwangeren Bürger*innen“

Um Transsexuelle nicht zu diskriminieren, verwendet das Parlament von Friedrichshain-Kreuzberg Sternchen. Statt „AntragstellerInnen“ heißt es „Antragsteller*innen“. Bei „Päpst*innen“, „schwangeren Bürger*innen“ und „Talibankämpfer*innen“ wird's dann aber wirklich absurd.

In meinem Lieblingsparlament, dem Parlament von Friedrichshain-Kreuzberg, verwenden sie in vielen Schriftstücken das Sternchen. Man schreibt dann weder „Antragstellerinnen und Antragsteller“, noch „AntragstellerInnen“, statt dessen heißt es „Antragsteller*innen“. Das Sternchen soll alle Menschen symbolisieren, die sich weder als Mann noch als Frau empfinden. Diese Menschen sollen sich sprachlich nicht ausgeschlossen fühlen.

So richtig gut funktioniert das natürlich nur in der Schriftform. Aussprechen lässt sich das irgendwie nicht. Die Menschen in Kreuzberg können, wenn sie diskriminierungsfrei kommunizieren möchten, zur Zeit eigentlich nur Zettel schreiben. Zum Beispiel: „Gehst du vor der Sitzung noch schnell zur Bäcker*in?“ Damit werden, finde ich, Menschen diskriminiert, die nicht lesen können.

Kürzlich hat mir Susanne Hellmuth, die Vorsitzende des Ausschusses für Frauen, Gleichstellung und Queer, einen offenen Brief geschrieben, er steht auf dem Kreuzberg-Blog. Ich hatte die Kreuzberger Bezirkspolitiker mit den Taliban verglichen, weil sie im öffentlichen Raum Bilder verbieten möchten, die ihren politischen Vorstellungen nicht entsprechen. Ich wäre übrigens auch sauer gewesen, wenn so ein Vorschlag von der Katholischen Kirche oder vom Imam gekommen wäre. Aber die sind ja vergleichsweise locker drauf.

Ein queerer Taliban wäre noch verrückter als ein schwuler Nazi

In ihrem sehr netten Brief verwendet Frau Hellmuth das Wort „Talibankämpfer*innen“. Sie möchte nicht, dass sich queere oder transsexuelle Talibankämpfer diskriminiert fühlen, durch ihren Brief. Talibankämpferinnen natürlich erst recht nicht.

Liebe Frau Hellmuth, bei den Talibankämpfern gibt es leider gar keine Frauen. Frauen dürfen bei denen nicht mal eine Schule besuchen, geschweige denn ein Gewehr in die Hand nehmen und andere totschießen. Leute totzuschießen ist bei den Taliban leider immer noch ein männliches Privileg. Und sollte ein queerer Talibankämpfer auf die Idee kommen, sich zu outen, dann machen die den vermutlich sofort kalt.

Ein queerer Taliban wäre noch verrückter als ein schwuler Nazi. Sie können also ganz sorglos von „Talibankämpfern“ sprechen, Sie tun damit niemandem weh. Sie können übrigens auch, bis auf Weiteres, in Schriftsätzen des Bezirks auf den Begriff „Päpst*innen“ verzichten, und wenn Sie statt von „schwangeren Bürger*innen“ einfach von „Schwangeren“ sprechen, fühle ich mich als Mann nicht zurückgesetzt. Sollte ich zur Vereinfachung der Verwaltungsarbeit beigetragen haben, würde mich dies freuen.

Was ich mich aber immer gefragt habe: Wie heißt eigentlich die gegenderte Form von „Yeti“? In allen Yetifilmen heißt es immer nur „der Yeti“. Seit Sie mich sensibilisiert haben, merke ich so was.

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