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Der Karneval der Kulturen in Berlin - seine Strahlkraft ist unbezahlbar.

© dpa

Zukunft des jährlichen Pfingst-Umzugs: Karneval der Kulturen ist Thema im Parlament

Abgesagte Gespräche, Rätselraten um einen neuen Veranstalter und zusätzliche Geldforderungen –  der Streit um den Karneval der Kulturen wird schärfer. Am Donnerstag wird der Umzug im Parlament besprochen.

Die Teilnehmer des Karnevals der Kulturen sind langsam mit ihrer Geduld am Ende. Angesichts der ungewissen Zukunft des jährlichen Pfingst-Umzuges wächst unter den Gruppen der Ärger auf die Senatsverwaltung für Integration, die derzeit einen neuen Veranstalter für das Festival sucht. Eigentlich sollte es am gestrigen Mittwoch Klarheit über die Zukunft des beliebten Straßenfests mit Umzug geben – doch Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) sagte das Treffen mit den Karnevalsgruppen kurzfristig ab.

Nun soll es am Mittwoch kommender Woche stattfinden. Bei den Künstlern verstärkte die Absage Kolats die Vermutungen, dass kurz zuvor gemachte Versprechen nicht eingehalten werden können.

Von dem Treffen erhoffen sich die bis zu 100 teilnehmenden Gruppen Klarheit unter anderem darüber, wer künftig der Veranstalter sein soll. Die bisherigen Geschäftsführer der Werkstatt der Kulturen und der Senat hatten sich nach Differenzen über das Sicherheitskonzept getrennt.

Man bemühe sich um eine schnelle Lösung, teilte der Sprecher von Senatorin Kolat am Mittwoch mit. Aber dafür brauche man „noch etwas Zeit“. Neben der Frage der künftigen Leitung geht es aber auch um zahlreiche Verbesserungen beim Umzug, von einem professionellen Sicherheitskonzept über die Versorgung der Tänzer mit Gratis-Trinkwasser bis zum Angebot von Schlafplätzen für auswärtige Gäste der Karnevalsvereine.

Zu all diesen von den Vereinen geforderten Punkten hatten Kolat und ein Vertreter der Berliner Integrationsbeauftragten vergangene Woche wie berichtet Unterstützung zugesagt. Für den vergangenen Dienstag war verabredet worden, dass der Senat seine Zusagen konkretisiert, sagt Perry Ottmüller, Reggaeveranstalter und seit 15 Jahren mit einem Wagen auf dem Karneval dabei. Dass der Senat sich stattdessen bislang eher bedeckt hält, habe bei einem Treffen von rund 30 Vereinen am Dienstagabend die Stimmung erheblich getrübt, sagt Ottmüller, der auch mit einer Online-Petition für den Karneval kämpft. „Viele Gruppen wollen weiterhin am Karneval teilnehmen – aber die zugesagten Leistungen müssen auch erbracht werden“, fasst er die Stimmung zusammen.

Erschwert wird die Situation inzwischen auch dadurch, dass einige Künstlergruppen am Dienstagabend eine zusätzliche Forderung an den Senat aufstellten: Sie wollen, dass Berlin einen seit Langem geforderte Karnevalsfonds in Höhe von 70 000 Euro einrichtet, aus dem kleine Gruppen unterstützt werden. Das sei aber nicht als „Erpressung“ gedacht, sagt Ottmüller. Man wolle vielmehr „die Vielfalt des Karnevals erhalten“. Eine Stellungnahme der Integrationssenatorin zu dieser neuen Forderung war am Mittwoch nicht zu erhalten.

Unter den Teilnehmern gibt es trotz der unsicheren Aussichten die Hoffnung, dass sich die offenen Fragen noch rechtzeitig klären lassen. „Wir würden gerne teilnehmen, da der Karneval der Kulturen für uns eine lange Tradition ist“, sagt Ulrike Konrad von der „Kulturinsel Einsiedel“. Carmen Rojas vom Treptower Verein Calaca sagt: „Wir wollen weiterhin teilnehmen, aber wenn der Senat unsere Forderungen nicht bewilligt, werden wir solidarisch mit den Gruppen sein, denen die finanziellen Mittel fehlen.“ Es gehe auch um eine Anerkennung als Künstler. „Die Bedingungen wurden von Jahr zu Jahr miserabler – es gab nicht mal Wasser für uns.“ Die Grünen-Politikerin Susanna Kahlefeld, die bei dem Treffen der Gruppen am Dienstag dabei war, betont, dass die Zusage der Gruppen an die geforderten Bedingungen geknüpft ist. „Unter den Künstlern herrscht großes Misstrauen.“

Das Thema beschäftigt an diesem Donnerstag auch das Abgeordnetenhaus. Die Linke hat beantragt, die Finanzierung des Karnevals im benötigten Umfang dauerhaft im Kulturetat abzusichern.

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