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Neben dem Turm sollen Neubauten entstehen, vor allem für Wohnungen. Der Investor soll aber auch eine Kita und eine Turnhalle bauen.

© CG-Gruppe

Berlin-Kreuzberg: Postturm-Projekt droht zu scheitern

22 Stockwerke – für die global aktive "kreative Klasse": Das war der Plan fürs Ex-Postscheckamt. Doch nun kam es im Bauauschuss der BVV zum Eklat, dem Projekt droht das Aus.

Ein altes Posthochhaus aus den 60ern soll das „Vertical Village“ für die global aktive kreative Klasse werden. Rundumsorglos wohnen mit Hotelservice für die „Business Freestyler“ im „XBerg Tower“, heißt das im Marketingsprech. Ein ambitioniertes Prestigeprojekt des Berliner Immobilienentwicklers Christoph Gröner, neben Klaus Groth und Harald Huth einer der Großen der Branche.

Doch der Umbau des 22-stöckigen ehemaligen Postscheckamtes am Halleschen Ufer in Kreuzberg droht zu scheitern. Am Mittwochabend kam es zum Eklat im Planungsausschuss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg.

Investor spricht von "Nötigung" durch die BVV

Hintergrund ist ein Beschluss der BVV vom Frühjahr. Danach soll der Investor ein Drittel der künftigen Bruttogeschossfläche für Sozialwohnungen zur Verfügung stellen. Das ist weit mehr als der Senat von Investoren verlangt. Christoph Gröner protestierte dagegen im Ausschuss und sprach erregt von „Nötigung“.

Die Bezirksverordneten von SPD, Grünen und Piraten reagierten verschnupft und attestierten Gröner mangelndes Demokratieverständnis. Der SPD-Verordnete Volker Härtig nannte Gröner „Bruder Leichtfuß“. Er habe den Postturm zu teuer gekauft.

Christoph Gröner in seinem Berliner Büro. Seine CG-Gruppe ist auch in Leipzig und Dresden aktiv.
Christoph Gröner in seinem Berliner Büro. Seine CG-Gruppe ist auch in Leipzig und Dresden aktiv.

© Mike Wolff

Allein die CDU stärkte dem Investor den Rücken. Der BVV-Beschluss zu Sozialwohnungen sei „skandalös“ zustande gekommen, sagte Karsten Limberg. Das wies der Ausschussvorsitzende John Dahl (SPD) im Gespräch mit dem Tagesspiegel zurück. Gröner hat das rund vier Hektar große Areal von der Post nach eigenen Angaben für 42 Millionen Euro gekauft.

Der rund 90 Meter hohe Turm soll umgebaut, einige Nebengebäude abgerissen werden. Bis Sommer 2016 soll die Post den Turm komplett räumen. Dann beginnt der Umbau zu möblierten Miet-Apartments und „Co-Working-Spaces“. Auch eine Dachterrasse mit „Lounge“, Fitnesscenter, Café und Läden sind geplant.

Degewo soll von Gröner ein Grundstück kaufen

Neben dem Wohnturm entstehen Neubauten mit Mietwohnungen für Familien, die Gröner für zehn Euro kalt anbieten will. Außerdem sollen 25 Prozent der Wohnfläche, insgesamt 16 000 Quadratmeter, für Sozialwohnungen (Kaltmiete ca. 6,50 Euro) an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Degewo abgegeben werden. Für Gröner angeblich ein Zuschussgeschäft. Die Degewo bezahle für ihr Grundstück 300 Euro pro Quadratmeter, er selbst habe das Doppelte aufbringen müssen, sagte der Investor.

Fast durchsichtig sieht das Posthochhaus auf dieser Simulation aus. Die Wirklichkeit ist meistens düsterer.
Fast durchsichtig sieht das Posthochhaus auf dieser Simulation aus. Die Wirklichkeit ist meistens düsterer.

© CG-Gruppe

Mit den Vorgaben der BVV müsste Gröner der Degewo rund 35.000 Quadratmeter Wohnfläche abtreten, damit sei das gesamte Projekt wirtschaftlich nicht mehr tragbar, sagte Gröner und forderte den Ausschuss auf, den BVV-Beschluss zurückzunehmen. Geschehe das nicht, würde er nach dem vorhandenen Planungsrecht bauen – dann allerdings nur Gewerberäume, also ein Hotel oder Büros.

Verfahren zieht sich noch hin

Ob Gröner auch ohne einen neuen B-Plan bauen kann, werde rechtlich geprüft, sagte Finanzstadträtin Jana Borkamp (Grüne). In einem städtebaulichen Wettbewerb hatte Gröner bereits zugestimmt, eine Kita und einen Sportplatz für die benachbarte Clara-Grunwald-Schule auf seine Kosten zu bauen. Werde der Konflikt nicht ausgeräumt, blieben diese Einrichtungen und 1500 Mietwohnungen auf der Strecke, warnte CDU-Vertreter Limberg.

Apartment-Modell. Viel Platz ist nicht, das spart Quadratmeter und Mietkosten, sagt Investor Gröner. Auch Normalverdiener könnten hier einziehen, trotz Kaltmieten zwischen 12 und 15 Euro. .
Apartment-Modell. Viel Platz ist nicht, das spart Quadratmeter und Mietkosten, sagt Investor Gröner. Auch Normalverdiener könnten hier einziehen, trotz Kaltmieten zwischen 12 und 15 Euro. .

© promo

Jetzt muss Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) versuchen, zwischen den Konfliktparteien zu moderieren. Christoph Gröner und seine CG-Gruppe wollen auch den Steglitzer Kreisel in ein Wohnhochhaus umwandeln, sind jedoch im ersten Anlauf gescheitert. Gröner ist zwar inzwischen Eigentümer des Sockels, doch der Turm gehört noch dem Land und ist zum Verkauf ausgeschrieben.

Das Verfahren werde sich „noch einige Wochen hinziehen“, sagte eine Sprecherin der Berliner Immobilienmanagment (BIM). Weil eine Turm-Entwicklung ohne den Sockel kaum möglich ist, hat Gröner allerdings eine günstige Ausgangsposition im Rennen um den Kreisel. Der Unternehmer will dort 180 Wohnungen für 3500 bis 7000 Euro pro Quadratmeter zum Kauf anbieten. Ganz oben sollen Millionäre die Aussicht genießen, weitere unten Mittelständler und Studenten. Auch hier mit hauseigenem Fitness-Studio und Coworking-Space.

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