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Leerstand im Baudenkmal. Ohne Zuschüsse – etwa von der Lottostiftung – sieht sich der Bezirk nicht in der Lage, das Schoeler-Schlösschen weiter zu sanieren.

© Cay Dobberke

Ältestes Haus in Berlin-Wilmersdorf: Heiraten und Kultur im Schoeler-Schlösschen

Seit Jahren steht das älteste erhaltene Wohngebäude in Wilmersdorf leer, Berliner Denkmalschützer mussten die Sanierung stoppen. Jetzt hat der Bezirk neue Ideen.

Vielleicht entdeckt ja Michael Müller, der baldige Regierende Bürgermeister von Berlin, sein Herz für das Schoeler-Schlösschen und unterstützt einen Lottomittelantrag für das älteste Haus in Wilmersdorf. Unter Klaus Wowereit zeigte sich die Berliner Lottostiftung, deren Stiftungsrat der jeweilige Senatschef führt, bisher weniger begeistert von neuen Plänen des Bezirks.

Das leer stehende Baudenkmal im historischen Ortskern an der Wilhelmsaue 126 solle ein „sozio-kulturelles Zentrum“ werden, sagte Stadträtin Dagmar König (CDU) am Wochenende bei einer Stadtführung der Architektur- und Denkmalexpertin Swantje Eggert. In Charlottenburg-Wilmersdorf ist König unter anderem für Kultur und die bezirkseigenen Immobilien zuständig.

Anträge auf Lottogelder seien von der Stiftung schon zwei Mal vertagt worden, sagt sie. Das liege wohl an den auf drei Millionen Euro geschätzten Kosten. Im ersten Förderantrag war es primär um die weitere Sanierung gegangen, der zweite wurde um die neuen Ideen ergänzt.

Geplante Ausstellungen über Wilmersdorf

Die Anfänge des Schoeler-Schlösschens reichen bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurück; zum Namensgeber wurde der Augenarzt Heinrich Schoeler, der das Haus und den Park dahinter Ende des 19. Jahrhunderts erwarb. Dagmar König sieht in dem Ensemble ein „wunderbares Spiegelbild des großbürgerlichen Lebens“. Künftig sollen Ausstellungen die Entwicklung des Ortsteils vom Dorf zur innenstädtischen Wohnlage zeigen.

Ein Trausaal, ein Café und ein Treffpunkt für Demenzkranke

Für das Standesamt will die Stadträtin einen „temporären Trausaal“ schaffen, der für Eheschließungen behinderter Menschen geeignet ist. Denn die Trausäle im Rathaus Schmargendorf und in der Villa Kogge in Charlottenburg sind nicht barrierefrei. Bisher gilt das auch für das Schoeler-Schlösschen. Doch laut König könnte ein Aufzug „unauffällig“ eingebaut werden.

Ein kleines Café möchte sie von einem sozialen Träger betreiben lassen, der Menschen mit geringem Einkommen und Zuwendungsempfänger beschäftigt. Der Betrieb soll auch der Seniorenarbeit dienen: König denkt an ein „offenes Café für demenzerkrankte Menschen“ und einen „Riech- und Tastgarten“ hinter dem Haus. Man könne mit der benachbarten Auenkirchengemeinde kooperieren, die sich stark für Demenzkranke engagiere.

Darüber hinaus soll der Heimatverein Wilmersdorf in den Barockbau ziehen.

Der Denkmalstiftung ging das Geld aus

Zwischen Bauschutt hinter dem Haus steht noch eine Infotafel, die an Sanierungsbemühungen der Stiftung Denkmalschutz Berlin erinnert. Diese hatte im Herbst 2009 mit Bauarbeiten begonnen und wollte vor allem die Bibliothek des verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau ansiedeln. Dann aber hatte die Stiftung kein Geld mehr – auch weil das Land Berlin keine Werbeplakate an der Fassade dulden wollte, die Einnahmen gebracht hätten.

Zurück zum barocken Urzustand

Zumindest außen hat die unterbrochene Sanierung schon einiges bewirkt. Nach langem Hin und Her wurde die zweite Etage abgerissen, die erst in den 1930er Jahren hinzugekommen war und ein Treffpunkt der Hitlerjugend war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine Kita im Schoeler-Schlösschen, nach einem Brand im Jahr 2003 war damit Schluss. In den folgenden Jahren gab es unten noch einen kleinen Kultursalon mit Café, der 2011 schloss.

Anfang dieses Jahres hob der Bezirk die Nutzungsüberlassung an die Stiftung „einvernehmlich“ auf, wie Stadträtin König sagt. Der gescheiterten Ausstellung der Johannes-Rau-Bibliothek trauert sie kaum nach: Es sei ja nicht um Korrespondenzen des Altbundespräsidenten gegangen, sondern nur um von ihm gesammelte Bücher.

An die Lottostiftung appelliert König, die Bedeutung „unseres gemeinsamen Erbes“ zu würdigen. Die Kosten seien hoch, aber es reiche nicht aus, den historischen Bau nur ein bisschen zu übertünchen.

- Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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