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Die Häppchen sind zurück. Diesen Schnappschuss hat die Bezirksverordnete Marlene Cieschinger (Linke) bei der jüngsten Einbürgerungsfeier gemacht.

© Marlene Cieschinger

Charlottenburg: Wieder Schnittchen bei Einbürgerungsfeiern

Bezirkspolitiker kritisierten die karge Bewirtung neuer Staatsbürger mit Salzstangen und Keksen. Jetzt wurde der Etat für die Festakte im Rathaus Charlottenburg erhöht.

„Es gibt noch nicht mal mehr Salzstangen“, twitterte die Bezirksverordnete Marlene Cieschinger (Linke) bereits am 17. März über die jüngste Einbürgerungsfeier im Rathaus Charlottenburg. Aber ein paar Minuten später nahm sie ihre Kritik zurück – denn auf dem Buffet lagen erstmals seit langem wieder Schnittchen.

Zuvor waren sich ausnahmsweise mal alle Bezirksverordneten einig: Von „beschämend“ bis „mehr als peinlich“ reichten im vorigen Jahr die Reaktionen darauf, dass bei Einbürgerungsfeiern aus Geldmangel nur noch Salzstangen, Chips und Kekse „aus einer 99-Cent-Tüte“ serviert wurden. Deshalb erhöhte das Bezirksamt den „Repräsentationsetat“ der Abteilung Bürgerdienste von 1000 auf 2500 Euro.

Vier bis fünf Mal pro Jahr gibt es die Festakte für neue Staatsbürger im BVV-Saal des Rathauses Charlottenburg mit je etwa 100 Teilnehmern. Aus Sicht von Stadträtin Dagmar König (CDU) ist eine ordentliche Bewirtung „ein Zeichen der Wertschätzung“ für Menschen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen.

Zuletzt hatte es in Charlottenburg-Wilmersdorf für neue Staatsbürger nur wenig Verköstigung gegeben.
Zuletzt hatte es in Charlottenburg-Wilmersdorf für neue Staatsbürger nur wenig Verköstigung gegeben.

© Gina Sanders / Fotolia

Bezirksverordnete wie CDU-Fraktionschefin Susanne Klose haben beobachtet, dass einige Teilnehmer sichtlich stolz zu den Feiern kommen und sich festlich kleiden, zum Teil in typischen Gewändern ihrer Herkunftsländer.

Zum Programm gehören eine Rede von Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD), ein musikalisches Rahmenprogramm der Musikschule City West und das gemeinsame Singen der deutschen Nationalhymne, danach erklingt die europäische Hymne. Vor rund 13 Jahren war Charlottenburg-Wilmersdorf einer der ersten Berliner Bezirke, der die Einbürgerung nicht mehr auf einen Verwaltungsakt in einem Amtszimmer beschränken wollte.

Bei den Veranstaltungen für neue Besitzer eines deutschen Passes geht es nicht allein um warme Worte: Die Ansprachen und ausgelegtes Informationsmaterial der Bundeszentrale für politische Bildung sollen auch verdeutlichen, welche Rechte und Pflichten mit der Staatsbürgerschaft verbunden sind.

Zu den Catering-Problemen kam es nach der Schließung des Ausbildungshotels des Internationalen Bundes am Ku'damm nahe dem Adenauerplatz, das die Häppchen preisgünstig geliefert und den Service übernommen hatte. Seitdem bedienen Azubis des Bezirksamts freiwillig die Gäste, doch für mehr als ein paar Snacktüten vom Lebensmitteldiscounter reichten die Mittel nicht.

Für 320 belegte Brötchen hätten mögliche Zulieferer zwischen 400 und 1200 Euro verlangt, heißt es aus dem Büro von Stadträtin König. Jetzt habe man sich zu einem der günstigsten Preise mit dem gemeinnützigen „Café Weißer Elefant“ geeinigt, das an der Wegenerstraße in Wilmersdorf hauptsächlich Menschen mit Suchtproblemen beschäftigt. Für die weiteren Einbürgerungsfeiern sollen die Aufträge jeweils neu ausgeschrieben werden.

Die Salzstangen hingegen fehlten. Dafür reicht der Etat nicht mehr, aus dem zusätzlich die Getränke (Wasser, Wein, Saft) bezahlt werden müssen. Außerdem ist der „Repräsentationsetat“ der Bürgerdienste-Abteilung auch für andere Anlässe gedacht, bei denen Blumen und kleine Geschenke überreicht werden.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

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