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Entschwebt. Weil der Bezirk die 1994 aufgestellte Skulptur der Punkerin nicht bezahlt, ist das Kunstwerk vom Hohenzollerndamm auf dem Weg nach Tschechien.

© Cay Dobberke

Berlin-Wilmersdorf: Bronze-Punks verlassen die City West

21 Jahre lang zierten zwei Skulpturen den Weg zum Bürgeramt am Hohenzollerndamm. Doch nun nimmt die Künstlerin ihre Werke mit nach Tschechien, weil sie nie Geld dafür bekam.

Echte Punks sieht man ja kaum noch in Berlin, aber zwei Bronzeskulpturen in Wilmersdorf trotzten lange allen Veränderungen der Jugendkultur – zumindest bis jetzt.

Seit 1994 standen die Kunstwerke, modelliert nach einer echten Kreuzberger Punkerin, vor dem Bürgeramt am Hohenzollerndamm. Eine Figur namens „Walkman“ hört Musik per Kopfhörer, während die „Schlafende“ die junge Frau auf dem Boden liegend zeigt.

Doch nun ließ die Künstlerin Ludmila Seefried-Matejková ihre Schöpfungen entfernen. Das Bezirksamt sah sich nicht in der Lage, die Werke nach 21 Jahren anzukaufen.

Während die Skulpturen an Lastriemen auf die Ladefläche eines Lkw entschwebten, erklärte die 1938 im heutigen Tschechien geborene Künstlerin den Hintergrund.

„Es waren Leihgaben“

Ursprünglich habe sie die Skulpturen auf Wunsch des damaligen Leiters der Kommunalen Galerie aufgestellt, die neben dem Bürgeramt am Hohenzollerndamm residiert. „Es waren Leihgaben“, sagt Seefried-Matejková, „die Werke sollten regelmäßig wechseln“. Doch dann „war kein anderer Künstler bereit, sich zu beteiligen“, und so blieben die Punkerinnen stehen.

Im vorigen Jahr entschloss sich die seit 1967 in Berlin tätige Künstlerin, bald mit ihrem Mann in ihre tschechische Heimat zurückzukehren, wo ihre Kinder leben. Nicht zuletzt wurde ihr die Miete für ihr Atelier in Schöneberg zu teuer. Schließlich fragte Seefried-Matejková beim Kulturamt Charlottenburg-Wilmersdorf an, ob es ihre insgesamt drei Kunstwerke am Hohenzollerndamm – darunter auch die Schauspieler-Skulptur „Der Mime“ – endlich erwerben wolle.

Einig wurde man sich nur beim „Mimen“. Die heutige Leiterin der Kommunalen Galerie und des Kulturamts, Elke von der Lieth, gewährte 10 000 Euro – und wollte dafür die zwei Punkerinnen dazubekommen. Doch Seefried-Matejková lehnte ab, sie wollte 10.000 Euro für jedes der drei Werke. Allein der Guss habe je etwa 6000 Euro gekostet, sagt sie – und nimmt „Walkman“ und die „Schlafende“ nun mit nach Tschechien. Dort sollen die Figuren ein Kulturzentrum im ehemaligen Kloster Chotešov nahe Pilsen zieren.

Dennoch fiel der Künstlerin der Abtransport schwer: „Es tut schon etwas weh.“ Auch Besucher des Bürgeramts wurden wehmütig: Die Skulpturen „haben mich doch so lange auf dem Weg hierhin begleitet“, sagte eine Seniorin.

Die Kommunale Galerie hatte auf den fehlenden Etat für weitere Ankäufe hingewiesen. Erst später gründete der Wilmersdorfer CDU-Abgeordnete Stefan Evers einen privaten Freundeskreis, der Spenden für das bezirkseigene Kunsthaus sammelt.

Die Originalskulptur steht in Kreuzberg

Die Punkerin mit dem Walkman verschwindet aber nicht aus dem Stadtbild. Denn schon in den 1980er Jahren hatte Seefried-Matejková drei Berliner Wettbewerbe gewonnen, darunter einen für die Kreuzberger Admiralstraße. 1985 schuf sie dort den „Doppelgängeradmiral“, zwei Figuren mit Ferngläsern auf einer überdimensionalen Sanduhr. Und an deren Fuße platzierte sie die Punkerin.

Es ist das Original. Die Wilmersdorfer Skulptur entstand aus einem zweiten Guss. Ein Unterschied fällt allerdings auf: In Kreuzberg haben Unbekannte die Figur mit Farbe und Graffiti besprüht.

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