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Das Tauziehen um den Teufelsberg geht weiter, während die einstige Spionageanlage „Field Station Berlin“ immer mehr verfällt.

© picture alliance / dpa

Update

Ex-Abhörstation im Berliner Grunewald: Zwangsräumung auf dem Teufelsberg

Die Eigentümer der Ex-Abhörstation auf dem Teufelsberg haben den Pächter hinausgeklagt. Nun planen sie Gastronomie und eine Galerie.

Früher gab es amerikanische und britische Militärspione in der Abhörstation auf dem Teufelsberg im Grunewald, ab 2011 folgten Stadtführungen durch die Ruinen, die der Filmemacher Shalmon Abraham als Pächter organisierte – doch am Dienstag war damit Schluss. Eine Gerichtsvollzieherin fuhr vor und verkündete die Zwangsräumung im Auftrag der Eigentümergemeinschaft. Vorangegangen war ein Rechtsstreit um ausstehende Zahlungen für die Nutzung des 4,7 Hektar großen Areals.

Neuer Pächter ist Marvin Schütte, der Sohn des Miteigentümers und Architekten Hanfried Schütte aus Bad Pyrmont. Abraham habe „den Pachtvertrag nicht eingehalten“, sagte er dem Tagesspiegel und bestätigte, dass es um Geldforderungen ging. Führungen werde es auch künftig geben. Inwieweit Abrahams Team daran mitwirken will, blieb fraglich. Mindestens einer der Stadtführer lehnte bereits ab.

Ein Ausflugslokal und Kultur?

Außerdem will Schütte ein Café, einen Biergarten und eine Galerie ansiedeln. Dem Vernehmen nach sprach er am Dienstag mit Künstlern, die bereits auf dem Gelände tätig sind. Weitergehende Nutzungen scheinen kaum möglich, weil die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung den Berg zum Waldgebiet erklärt hat, in dem nichts gebaut werden darf.

Hanfried Schütte von der Investorengemeinschaft fand, unter dem alten Pächter habe „Stillstand“ geherrscht, es sei „nur um Einnahmen gegangen“.

Das Bezirksamt bleibt skeptisch

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD) sagte auf Nachfrage, die Gebäude auf dem Gelände seien „nur sehr unzureichend gesichert“, deshalb s‎ehe er „nahezu keine Chance, dass zeitnah eine Genehmigung für die vorgeschlagenen Aktivitäten erfolgen kann“.

Grundsätzlich hatten Bezirks- und Senatspolitiker in den vorigen Jahren allerdings stets ein Ausflugslokal sowie ein Museum, das an den Kalten Krieg erinnern könne, als mögliche Nutzungen genannt.

Wachleute wiesen Besucher ab

Einige Besucher, die vor Wochen eine Führung gebucht hatten, standen ratlos vor dem Eingang. Wachleute wiesen die Gruppe ab. Ein Filmteam bereitete währenddessen Dreharbeiten für ein Musikprojekt vor. Da man auch mit Schütte eine Vereinbarung habe, könne der Dreh stattfinden, sagte ein Mitarbeiter.

Eine Szene am Eingangstor während der Räumung.
Eine Szene am Eingangstor während der Räumung.

© Cay Dobberke

Mehrere Projekte gescheitert

Der Teufelsberg ist mit 120 Metern die zweithöchste Erhebung Berlins, er war nach dem Zweiten Weltkrieg aus Häusertrümmern aufgeschüttet worden. In der Abhörstation belauschten Amerikaner und Briten dann den Funkverkehr in damaligen Ostblockstaaten.

1996 kaufte die „Investorengemeinschaft Teufelsberg“ das Gelände für 5,2 Millionen D-Mark, um Luxuswohnungen und ein Tagungshotel zu bauen. Das Projekt konnte jedoch nicht finanziert werden. Pläne für eine „Friedensuniversität“ der esoterischen Maharishi-Stiftung scheiterten später daran, dass es kein Baurecht mehr gab.

Berlin wollte die Anlage zurückkaufen

Unterstützer von Shalmon Abraham sagten, dieser habe viel in Sicherheitsmaßnahmen investiert und wohl deshalb nicht immer die Pacht zahlen können.

Ende 2014 hatten sich alle Abgeordnetenhausfraktionen und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), damals noch als Stadtentwicklungssenator, für den Rückerwerb des einst landeseigenen Areals ausgesprochen. Davon hält die Eigentümergemeinschaft aber nichts.

Update: Der Pächter nimmt Stellung

Am Mittwoch erreichte uns eine Stellungnahme von Shalmon Abraham, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können. Er und sein Team hätten den Teufelsberg bereits „zu einem Aushängeschild Berlins und zu einer Top-Sehenswürdigkeit von internationalem Rang entwickelt“, schreibt Abraham in der Pressemitteilung. Von Stillstand könne keine Rede sein. Ohne ständige Aufsicht sei ein ordentlicher Betrieb aber unmöglich. Dauernd werde zum Beispiel der Zaun durchschnitten. Nicht er, sondern Marvin Schütte plane die „kommerzielle Ausbeutung“.

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