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Berlin, eine einzige Baustelle.

© dpa

Bevölkerungsprognose für Berlin: Wo sollen nur all die Wohnungen entstehen?

Bald sind es vier Millionen Berliner. Das hat Folgen: der Wohnraum wird knapp. Es gibt viele Projekte. Im Mittelpunkt stehen Pankow und Reinickendorf.

In zehn Jahren sollen in Berlin vier Millionen Menschen wohnen. Das geht aus der neuen Bevölkerungsprognose hervor, die im Januar 2016 vorgestellt worden ist. Das ist auch eine große Aufgabe für den Wohnungsbau. Hier ist der Ausblick - was wird gebaut, wo und wie viel?

Pankow ist Boombezirk, mit vielen Neubauten und Familiengründungen, Reinickendorf dagegen stagniert – das ist die Gegenwart. In den nächsten Jahren wird die Entwicklung in Reinickendorf aber Fahrt aufnehmen, und irgendwann in ferner Zukunft wird Pankow stagnieren. Das ist der übliche Zyklus der Bevölkerungsentwicklung.

Nach der neuen Prognose hat Pankow unter den Bezirken noch deutlich die Nase vorn, mit voraussichtlich 60.000 zusätzlichen Einwohnern bis 2030, an zweiter Stelle liegt aber schon Reinickendorf mit einem Plus von 24.000 Einwohnern, 9,4 Prozent mehr als 2014.

„Die Attraktivität eines Wohnorts wird in der Bevölkerungsprognose objektiv über Umzugsquoten abgebildet. Diese Quoten sind auch ein Indikator dafür, ob Wohnraum verfügbar ist“, sagt Martin Pallgen, Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung.

Berlin ist von nichts anderem umgeben als von Wiesen, Wäldern und Seen. Was soll denn da eng werden?

schreibt NutzerIn eli_genf

These: Alte ziehen aus - Junge ziehen ein - Nachwuchs kommt

In Reinickendorf leben derzeit viele ältere Menschen, entsprechend erhöht ist die Sterberate. Das bedeutet wiederum mehr frei werdender Wohnraum für junge Menschen, die Familien gründen. Eine erhöhte Geburtenrate ist im Bezirk bereits aktenkundig. Wenn eine Familie in eine Wohnung zieht, in der vorher eine alleinstehende ältere Frau gelebt hat, steigt die Einwohnerzahl unabhängig von der Menge der Wohnungen.

Aber auch die potenziellen Wohnungsbauflächen fließen in die Prognose ein. In Reinickendorf sollen im „Kurt-Schumacher-Quartier“ nach Schließung des Flughafens Tegel 5000 Wohnungen gebaut werden. Ebenso viele Wohnungen sind auf den Äckern der Elisabethaue in Pankow geplant. In Steglitz-Zehlendorf wird bis 2030 nur mit drei Prozent mehr Menschen gerechnet, in Tempelhof-Schöneberg mit 2,6 Prozent. Das liegt auch an den begrenzten Wohnungsbauflächen.

Das größte Vorhaben sind 1500 Wohnungen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Parks Range in Lichterfelde-Süd.

Die Schülerzahl wächst, was sich auch bei den diesjährigen Siebtklässlern zeigt.
Die Schülerzahl wächst, was sich auch bei den diesjährigen Siebtklässlern zeigt.

© Tsp

In Neukölln gibt es eher Nachverdichtung

Größere Bauflächen können in Lichtenberg und Treptow-Köpenick (je plus 9,3 Prozent mehr Einwohner) erschlossen werden. Neukölln (plus 4,5 Prozent) wächst eher durch Nachverdichtung vorhandener Siedlungen wie Gropiusstadt. Die Statistiker rechnen pro Wohnung im Mehrfamilienhaus mit einer Belegung von durchschnittlich zwei Personen, im Ein- und Zweifamilienhaus mit drei.

Bei der aktuellen Prognose müssten bis 2030 266.000 zusätzliche Menschen untergebracht werden. Das geht einerseits durch bessere Ausnutzung vorhandener Wohnungen und andererseits durch Neubau. Jeder Einwohner verbraucht derzeit rund 40 Quadratmeter Wohnfläche, dieser relativ luxuriöse Wert wird wegen der steigenden Miete zukünftig sinken. Bliebe die Wohnraumausnutzung gleich, müssten rechnerisch bei einer Belegung von drei Personen 17.700 neue Wohnungen im Jahr gebaut werden. Der Senat strebt derzeit nur 12.000 Neubauwohnungen pro Jahr an. Da müssen wohl alle ein wenig zusammenrücken. Zumal die sehr schwer kalkulierbare Entwicklung der Flüchtlingszahlen in der Prognose noch gar nicht berücksichtigt ist.

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