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Wer eine Wohnung in Pankow sucht, muss sich schon etwas einfallen lassen.

© Ulrike Scheffer

Immobilienmarkt in Pankow: Haus oder Wohnung verzweifelt gesucht

Die Immobilienpreise in Berlin steigen stetig. Pankow ist besonders beliebt - und inzwischen richtig teuer. Familien müssen sich daher etwas einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Tobias D. klingt noch ganz gelassen am Telefon. Vor einigen Wochen hat er in Pankow-Niederschönhausen Zettel aufgehängt. "Vierköpfige Familie sucht Grundstück oder Haus zum Kauf", heißt es darauf. Die Resonanz ist bisher gleich null. "Noch sind wir gut versorgt und haben unsere Wohnung", sagt er. Doch die Wohnung, in der Familie D. seit gut drei Jahren in Pankow lebt, ist auf Dauer zu klein. Eingezogen ist Tobias D. mit einem Kind, inzwischen sind es zwei. Ein typischer Fall. Gerade Familien zieht es nach Pankow, und wer erst einmal dort wohnt, möchte meist auch bleiben.

Schon als Familie D. nach Pankow zog, hatte sie nach einem Haus oder Grundstück Ausschau gehalten, seit eineinhalb Jahren sucht sie nun ganz intensiv. "Die meisten Grundstücke gehen direkt an Bauträger und kommen gar nicht erst auf dem Markt", sagt Tobias D. Immobilienportale im Internet und Makler hätten daher kaum etwas in Pankow im Angebot. "Fündig wird man eher noch in Randlagen wie Rosenthal." Weil das Angebot überschaubar ist, sind die Preise entsprechend hoch. Seit der Finanzkrise haben sich die Immobilienpreise in Pankow sogar glatt verdoppelt, denn auch Anleger investieren seither verstärkt in Häuser oder Grundstücke. Für normale Familien wird es immer schwerer da mitzuhalten. Aber auch Mietwohnungen sind rar und werden immer teurer.

Hohe Mieten auch im Norden des Bezirks

Wer eine Wohnung oder ein Haus sucht, muss sich daher schon etwas einfallen lassen. So wie Familie G. Auch sie hat vor einiger Zeit einen Zettel in Pankow ausgehängt. Zu sehen ist darauf ein roter Scherenschnitt von vier Kindern. Das Motiv wirkt professionell gestaltet, es könnte durchaus einen Werbeprospekt zieren. Besonders erfolgreich war selbst das nicht: Familie G. ist nach wie vor auf der Suche nach einer neuen Mietwohnung, obwohl sie eigentlich zum 1. Mai umziehen wollte. "Wir haben vier Kinder und brauchen daher mindestens fünf Zimmer, aber so große Wohnungen gibt es kaum", erzählt Lars G. Selbst große Wohnungsbaugesellschaften hätten nur ganz selten mehr als vier Zimmer im Angebot. Derzeit wohnt die Familie noch in Prenzlauer Berg, Ende Juli müssen sie definitiv raus. Ihre Wohnung wurde verkauft, der neue Besitzer macht Eigenbedarf geltend. "Dagegen kann man sich auch als sechsköpfige Familie leider nicht wehren."

In Prenzlauer Berg hat die Familie nun praktisch keine Chance, eine bezahlbare Alternative zu finden. Und inzwischen weiß Lars G., dass es weiter im Norden nicht viel besser aussieht. Selbst Wohnungsbaugesellschaften verlangten für 125 Quadratmeter teilweise mehr als 2100 Euro. "Das können wir uns als Normalverdiener nicht leisten", sagt er.

Lars G. klingt ernüchtert. Gerade erst hat er wieder eine Absage bekommen. Seine vier Söhne sind zwischen zwei und zwölf Jahre alt und brauchen Platz. "Eigentlich wäre eine Sechs-Zimmer-Wohnung angemessen", sagt er. Viele Eigentümer vermieteten große Wohnungen aber lieber an WGs als am Familien, weil sie dann erheblich mehr verdienen könnten.

Altlasten der DDR

Für Hauskäufer wie Tobias D. werden wohl erst in einigen Jahren wieder bessere Zeiten anbrechen. Hintergrund ist die besondere Situation in den alten Ostbezirken Berlins. Hier müssten viele Hausbesitzer hohe Ausgleichszahlungen an das Land Berlin zahlen, wenn sie ihren Besitz jetzt verkaufen würden. Denn sie haben ihre Grundstücke nach dem sogenannten Modrow-Gesetz erworben - kurz vor der Wende, für wenige tausend Mark. Die Kaufverträge standen nach der Wende in der Kritik und wurden angefochten. Auch das Land Berlin klagte, weil es die Preise für zu niedrig hielt. Die Verträge wurden darauf im Laufe der 1990er Jahre abgeändert. Um reine Spekulationskäufe zu verhindern, sicherte sich Berlin ein 30-jähriges Vorkaufsrecht und Ausgleichszahlungen, sollten die Grundstücke vor Fristende verkauft werden. Ab 2020 könnten daher wieder mehr Häuser auf den Markt kommen.

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