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In Pankow leider selten zu sehen: Ein Haus, das zum Verkauf angeboten wird.

© dpa

Immobilienmarkt in Pankow: Warten auf die zweite Verkaufswelle

Alle wollen nach Pankow, viele dort ein Haus kaufen. Doch der Markt ist leergefegt. In wenigen Jahren dürfte das wieder anders werden.

Wer ein Haus in Pankow kaufen will, der hat ein echtes Problem: Es gibt kaum ein Angebot. Im Tagesspiegel wurde am vergangenen Wochenende kein einziges Haus in der Gegend inseriert, und auch bei den einschlägigen Internetportalen ist wenig zu finden. "Der Häusermarkt ist leergefegt", sagt Silvana Bonner-Preuss, Maklerin in Pankow. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Simone Bading hat sie sich auf den Pankower Wohnungsmarkt spezialisiert. Die Nachfrage ist hoch, denn der Altbezirk Pankow wächst wie kein anderer Berliner Ortsteil. Der Prenzlauer Berg, noch immer Anziehungspunkt für Touristen und ausländische Investoren, hat bei Alt- und Neuberlinern an Attraktivität deutlich verloren. "Alle wollen jetzt hierher nach Pankow, denn hier lebt es sich entspannter, vor allem mit Kindern", sagt Simone Bading. Angesichts des mageren Angebots bleibt das nicht ohne Folgen. Für gute Lagen werde beinah jeder Preis gezahlt, sagen die beiden Maklerinnen.

Die Pankower Maklerinnen Silvana Bonner-Preuss (l.) und Simone Bading.
Die Pankower Maklerinnen Silvana Bonner-Preuss (l.) und Simone Bading.

© promo

Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Preise für Häuser in guten Lagen praktisch verdoppelt. Für ein 50er Jahre Häuschen in Niederschönhausen mit Renovierungsbedarf, aber schönem Grundstück werden inzwischen mehr als 500.000 Euro gezahlt. Die Grundstückspreise entwickelten sich entsprechend. Vor wenigen Jahren gab es in vielen Wohnsiedlungen noch Baulücken, das ist Vergangenheit. Auch Bauträger sind gezwungen, immer weiter in Randlagen und B-Lagen auszuweichen. So wird beispielsweise die Blankenburger Straße, früher eine hässliche Durchgangstraße mit Autorhäusern auf dem Weg zur Autobahn, durch neue Luxusquartiere deutlich aufgewertet. "Angesichts der Grundstückspreise lohnen sich aber auch nur noch Luxusprojekte", sagen die Maklerinnen Bading und Bonner-Preuss. Die Besitzer von Altbauten profitieren. In der Blankenburger Straße muss man selbst für eine 2-Zimmer-Altbauwohnung nun schon mehr als 200.000 Euro hinlegen.

In Pankow geht es noch persönlich zu

Simone Bading und Silvana Bonner-Preuss erleben immer mal wieder, dass Hausbesitzer auch für weniger attraktive Immobilien extrem hohe Preisvorstellungen haben. In den meisten Fällen, so erzählen sie, sei den Verkäufern aber wichtig, "die richtigen" Käufer zu finden. "Privateigentümer wollen, dass ihr Haus in gute Hände kommt, dass die Käufer zu ihrem Haus passen", sagt Simone Bading. Wenn die Chemie stimme, verzichteten sie durchaus darauf, Maximalpreise durchzusetzen. "Es geht hier halt noch persönlich zu." Andersherum schauten sich Kaufinteressenten vorab auch schon mal ihre potenziellen künftigen Nachbarn genauer an.

Besondere Situation im Osten

Doch was hilft das, wenn ohnehin kaum Häuser verkauft werden? In einigen Jahren könnte sich das wieder ändern, sagen die Maklerinnen. "Es wird eine zweite Verkaufswelle geben", ist sich Bading sicher. Hintergrund ist die besondere Situation in den alten Ostbezirken Berlins. Hier müssten viele Hausbesitzer hohe Ausgleichszahlungen an das Land Berlin zahlen, wenn sie ihren Besitz jetzt verkaufen würden. Denn sie haben ihre Grundstücke nach dem sogenannten Modrow-Gesetz erworben - kurz vor der Wende, für wenige tausend Mark. Die Kaufverträge standen nach der Wende in der Kritik und wurden angefochten. Auch das Land Berlin klagte, weil es die Preise für zu niedrig hielt. Die Verträge wurden darauf im Laufe der 1990er Jahre abgeändert. Um reine Spekulationskäufe zu verhindern, sicherte sich Berlin ein 30-jähriges Vorkaufsrecht und Ausgleichszahlungen, sollten die Gründstücke vor Fristende verkauft werden.

Ab 2020 kommt die zweite Verkaufswelle

Bei den meisten Grundstücken läuft die 30-Jahre-Frist erst in den 2020er Jahren aus. "Wer kann, wird bis dahin warten", sagt Bading. Allerdings fehle den Besitzern und ihren Erben schon jetzt oft das Geld für erforderliche Modernisierungen und Sanierungen. "Die Häuser verfallen zusehends." In vielen Fällen bleibe später daher wohl nur noch eine Möglichkeit: Abriss und Neubau. 

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