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Das Rathauscenter in der Breiten Straße soll aufgestockt werden.

© Imago

Projekte für die Zukunft: „Pankow ist Vorreiter in Berlin“

Pankow entwickelt sich, doch die Stadtentwickler können kaum Schritt halten. Schulen und Kitas fehlen, neue Einkaufsmöglichkeiten sind umstritten. Teil 2 der Vorschau auf 2015 mit Bezirksstadtrat Kirchner.

Bis zu 6000 Menschen ziehen jedes Jahr in den Bezirk Pankow. Dass der beliebt ist, ist nicht neu. Doch nicht mehr der Prenzlauer Berg ist Hauptanziehungspunkt im Bezirk, sondern das Gebiet nördlich davon, nach Pankow selbst. Für Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne), zuständig für Stadtentwicklung, bringt das viel Arbeit mit sich. „Ich sehe das aber gelassen, denn Stadtentwicklung bedeutet nun einmal Veränderung“, sagt er. Gleich an mehreren Stellen in den betroffenen Gebieten gebe es große Bauvorhaben, Wohnungsnot sei also nicht zu erwarten. Nicht alle Bauvorhaben passen freilich ins Konzept des grünen Stadtrats. Und schon gar nicht ins Konzept der jeweiligen Nachbarn. Bestes Beispiel: die Elisabethaue im Norden Pankows, ein Projekt des Senats. 3000 neue Wohnungen sollen hier im Grünen entstehen, erschwingliche Mietwohnungen. Doch Anwohner und Naturschützer laufen Sturm gegen das Projekt. Auch Stadtrat Kirchner sieht das Vorhaben kritisch, steht es doch im Widerspruch zu seiner eigenen Entwicklungsphilosophie. Die lautet: innen verdichten statt außen erweitern.

Jens-Holger Kirchner (Grüne), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Pankow.
Jens-Holger Kirchner (Grüne), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Pankow.

© Mike Wolff

Allerdings, so sagt Kirchner, wollten viele Pankower weder innen noch außen im Stadtgebiet neue Wohnungen. „So geht es nicht.“ Der Zuzug an sich sei doch ein gutes Zeichen. „Was spricht dagegen, wenn Leute mit Anspruch an ihr Leben, mit Kindern und gutem Einkommen nach Pankow ziehen?“, fragt er. Ein Verdrängungsprozess wie im Prenzlauer Berg sei im Norden schließlich nicht zu erwarten. Anders als im Prenzlauer Berg gebe es im Norden einen großen Bestand an Wohnungen von Wohnungsbauunternehmen. Eine Umwidmungswelle in Wohneigentum sei in Pankow daher nicht zu befürchten.

Schüler müssen in Container

Doch nicht alle Bedenken lassen sich so einfach wegargumentieren. „Pankow wächst zu schnell“, gibt auch Kirchner zu. Bei diesem Zuzugstempo bräuchte Pankow jedes Jahr eine neue Grundschule, weitere Kitas und zusätzliche technische Infrastruktur, zum Beispiel ein neues Pumpwerk für Abwässer. Eine neue Grundschule soll am oberen Ende der Grabbeallee entstehen, eine weitere in Buch und zwei im geplanten Stadtquartier auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs. „Doch die Planung einer Schule dauert zehn Jahre“, gibt Kirchner zu bedenken. Deshalb müssten bestehende Schulen zunächst mit Containern erweitert werden. „Es geht nicht anders, denn wir brauchen die Schulplätze jetzt.“ Immerhin: „Was Pankow schon fast durch hat, hat Berlin noch vor sich“, sagt er.

Kritik am Pankower Tor

Das neue Quartier zwischen Prenzlauer Promenade und Berliner Straße, Pankower Tor genannt, ist allerdings auch so eine heikle Sache. Nicht, weil der Baustart statt 2016 wie zunächst anvisiert wohl erst 2017 oder 2018 erfolgen dürfte. Stadtrat Kirchner sagt klipp und klar: „Das ist das falsche Format am falschen Standort.“ Vor fünf Jahren hatte der Möbelhändler Kurt Krieger das rund vierzig Hektar große Areal in Pankow erworben. Er will hier eine große Mall mit 30.000 Quadratmetern Fläche errichten, ein Möbelhaus, Wohnungen und eben auch Schulen. Kirchner: „Der Investor hat das Gelände ausgesucht, weil es in der Nähe der Autobahn liegt. Er setzt auf Brandenburger Kunden. Doch eine Mall mit Autobahnanschluss ist nicht zeitgemäß, das ist ein Konzept der 1970er Jahre.“

Eine Antwort auf Krieger

Ein weiteres Problem: Andere Investoren warten nun zunächst ab, ob und in welcher Dimension das Projekt tatsächlich realisiert wird. So zum Beispiel der Investor, der das Gelände der ehemaligen Kaufhalle auf der Breiten Straße erworben hat. Hier klafft weiter eine unschöne Brache. Auch die Betreiber des Rathauscenters waren lange wie gelähmt. Nun aber haben sie offensichtlich zum Angriff auf Krieger geblasen. Im November haben sie beim Bezirk beantragt, das Center um 5000 Quadratmeter zu erweitern. Dann würde es mit der geplanten Krieger-Mall etwa gleichziehen. Kirchner ist überzeugt: „Das ist die Antwort auf Krieger.“ Dem werde es dann deutlich schwerer fallen, Händler für ein Projekt zu begeistern.

Schöner wird es nicht

Schöner dürfte die Breite Straße durch die Erweiterung des Centers, das wohl aufgestockt wird, allerdings auch nicht werden. „Eine Aufenthaltsqualität“, räumt auch der Stadtrat ein, gebe es auf dem Anger nicht. Er sieht hier allerdings auch keinen Handlungsbedarf. „Daran lässt sich kaum etwas ändern, denn schließlich will dort jeder mit dem Auto durchfahren.“

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