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Das Büdnerhaus in der Straße Alt-Pichelsdorf.

© André Görke

Berlin-Spandau: "Büdnerhaus": Aus für eine kleine Berühmtheit

Hier soll der Alte Fritz übernachtet haben, hier gab es gute Küche. Jetzt ist Spandaus feine Adresse geschlossen. Der Chef erzählt, wie es weitergeht.

Das „Büdnerhaus“ ist eine Nummer in der Stadt. In dem Fachwerkhaus (250 Jahre alt) mit dem Sommergarten soll mal der alte Fritz übernachtet haben. Dort unten im Weinkeller schenkte die legendäre Wirtin Lilo Ruschin nach dem Krieg ihre Feuerzangenbowle aus. Bis in die 80er ging das so, Kabarett und Literatur gab’s auch, der „Historische Weinkeller“ war ein Promi-Treff an unprominenter Stelle: im Schatten des Wohnblocks an der Heerstraße Ecke Alt-Pichelsdorf. Das „Büdnerhaus“ war später eine Adresse für Feinschmecker in Berlin. Auch unsere Gastrokritikerin Elisabeth Binder schaute sich dort um  – Fazit: „Gute Weine, gutes Essen, schönes Ambiente."

Jetzt hängt ein Schild an der Tür: „Kein Betrieb“. Victor Werner, Chef des Restaurants, sagt: „Das Kapitel ‚Büdnerhaus‘ ist geschlossen.“ Aber die Geschichte geht weiter.

Victor Werner, Geschäftsführer.
Victor Werner, Geschäftsführer.

© privat

In unserer Rubrik „Unter Nachbarn“ in unserem Spandau-Newsletter lassen wir immer Menschen zu Wort kommen, die in Spandau eine kleine Geschichte zu erzählen haben. Die letzten Male ging es um einen Buchautor der Siemensstadt, um einen Ehrenamtlichen der DLRG, jetzt ist ein Gastronom dran – eben jener Victor Werner, 26. Er war der Chef des „Büdnerhauses“ – und ist es in der „Kapitän’s Kajüte“ am Havelufer in Gatow.

Unscheinbare, aber beklannte Adresse - und jetzt geschlossen: das Büdnerhaus (rechts)
Unscheinbare, aber beklannte Adresse - und jetzt geschlossen: das Büdnerhaus (rechts)

© André Görke

Das Aus fürs „Büdnerhaus“: „Wir hatten dort gehobenere Küche, die ihren Preis hat und Gäste auch aus Berlin anzog. Ich glaube, dass unser Konzept der Speisen- und Weinauswahl zu ausgefallen für Spandau war. In der Schlüterstraße oder am Gendarmenmarkt hätte man vielleicht ein größeres Umfeld. Es war letztendlich eine kaufmännische Entscheidung. Zumal der Chefkoch aus der Kajüte in den Schwarzwald gezogen ist – deshalb haben wir Küchenchef Sven Kriszio aus dem Büdnerhaus in die Kajüte geholt. Er hat die Speisenkarte in der Kajüte deutlich verändert. Unser Credo ist nicht „Fine Dinig“. Es gibt Loup de mer vom Grill, aber auch ein paar Klassiker, die jeder mag, wie Spargel und Pfifferlinge. Wir leben dort auch von den Ausflugsgästen.“

Ihre Karriere: „Mein Eltern hatten früher den Landgasthof zur Krummen Linde, kurz hinter Frohnau. Da bin ich groß geworden, habe mein Taschengeld verdient. 2010 hat mein Vater das Büdnerhaus eröffnet, zwei Jahre später sind meine Schwester und ich mit eingestiegen, 2015 kam die Kajüte hinzu. Vor gut einem Jahr schließlich habe ich beide Unternehmen übernommen.“

Ihr Lieblingsplatz: „Ich saß neulich unten am Steg vor der Kajüte, an der Havel, 5 Uhr morgens, als es noch still war und die Sonne aufging … das war Lieblingsmoment in Spandau"

März 1983, Alt-Pichelsdorf. Das Restaurant (heute "Büdnerhaus") vor dem Neubau. Sieht heute genau so aus, nur die Sträucher sind höher.
März 1983, Alt-Pichelsdorf. Das Restaurant (heute "Büdnerhaus") vor dem Neubau. Sieht heute genau so aus, nur die Sträucher sind höher.

© Tsp-Archiv

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