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Harald Chybiak, Daniel Buchholz, Guido Jüngling und Stephan Machulik (v.l.n.r.) informierten über die Kriminalitätsentwicklung in der Wilhelmstadt.

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Update

Berlin-Wilhelmstadt: Von Einbrechern und Dieben: Die Kriminalität in Spandau

Diskussion im Kiez: Am häufigsten sind Diebstähle aus Kraftfahrzeugen – mit rückläufiger Tendenz. Spezialeinheit macht Jagd auf Wohnungseinbrecher.

„Es lebt sich aus unserer Sicht sicher in der Wilhelmstadt“, so das Fazit des Hauptkommissars Guido Jüngling vom zuständigen Polizeiabschnitt 23. Die Sicherheit im Kiez zwischen Altstadt und Heerstraße stand im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung, zu der der Spandauer Abgeordnete Daniel Buchholz (SPD) am Donnerstagabend in die Bertolt-Brecht-Oberschule gebeten hatte. Nur wenige Bürger waren kurz vor dem EM-Viertelfinale zwischen Polen und Portugal der Einladung gefolgt.

Rund 1600 Straftaten seit Jahresbeginn

Mit rund 1600 Straftaten in den ersten fünf Monaten des Jahres liegt die Wilhelmstadt deutlich unter dem Durchschnitt, sagte Harald Chybiak, der Kripo-Chef der Polizeidirektion 2, die für Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf zuständig ist. Das Hauptdelikt mit mehr als 100 Fällen sind Diebstähle aus Kraftfahrzeugen, die dennoch deutlich rückläufig sind. Oft sind es Tätergruppen aus den baltischen Staaten, die anreisen, um Navis und Airbags auszubauen.

Verdächtige Beobachtungen melden

Auch Einbrecherbanden aus dem Osten Europas schätzen Berlin als erste erreichbare, „reiche“ Stadt, haben die Ermittler festgestellt. Bürger sollten verdächtige Personen unverzüglich über den Notruf 110 melden. Dann rücken in Spandau spezielle Zielfahnder aus, die sich an die Spuren der Betreffenden haften, um diese auf frischer Tat zu stellen. Von sieben Mitarbeitern im hellen Sommer wächst die Spezialeinheit der Direktion 2 auf bis zu 15 Angehörige im dunklen Winter. Dank ihr erfolgten zwei Fünftel aller Festnahmen von Wohnungseinbrechern in der Direktion.

Polizei warnt vor Trickdieben

Auch Trickdiebstähle werden meist aus dem Osten gesteuert. So erfolgen die Anrufe der angeblichen, lang nicht gesehenen „Enkel“, "Neffen" oder "Nichten" oft aus dem Ausland, während dann örtlich Residenten der Banden in Marsch gesetzt werden, um das Geld bei den gutgläubigen Opfern abzuholen. Auch falsche Handwerker oder Polizeibeamte begehren oft Einlass in die Wohnungen älterer Menschen, um Wertsachen zu entwenden. So fiel sie auf falsche Maler herein, klagte eine der Besucherinnen. Weil sie die Täter selbst eingelassen hatte, zahlte ihre Versicherung nichts. Genau aus diesem Grund wertet die Justiz solche Straftaten häufig nur als einfachen Diebstahl, so Chybiak. Mitbürger mit Migrationshintergrund liegen, was die Täterquote betrifft, auf einem Niveau mit dem Rest der Bevölkerung, räumte der Kriminalist mit Vorurteilen auf. Auch die hier untergebrachten Flüchtlinge fallen, abgesehen von vereinzelten Schlägereien untereinander, lediglich durch vermehrte Ladendiebstähle auf.

Viele Spielhallen müssen schließen

Die in der Wilhelmstadt noch auffällige Vielzahl von Spielhallen dürfte sich nach dem 31. Juli drastisch reduzieren. Dann endet die fünfjährige Bestandsfrist für Einrichtungen, die schon bei Inkrafttreten des neuen Berliner Spielhallengesetzes existierten. Auch für sie gilt dann ein Mindestabstand von 500 Metern zum nächsten Etablissement und 200 Metern zur nächsten Oberschule, so Daniel Buchholz. Schwieriger ist ein Verbot von Wettbüros und Shisha-Bars, sagte Ordnungsstadtrat Stephan Machulik (SPD) auf entsprechende Forderungen aus dem Publikum. Solange dort kein Alkohol ausgeschenkt wird, seien Letztere sogar erlaubnisfrei.

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