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Die Liebesinsel im Spandauer See heißt streng genommen "Kleiner Wall". Sie ist in Privatbesitz.

© imago stock&people

Inseln in Berlin: Zum Valentinstag: Wo die Liebe in Berlin hinschwimmt

Gleich zwei Liebesinseln gibt es in Berlin, außerdem Valentinswerder. Doch für einen Ausflug zum Valentinstag taugt keine von ihnen.

Weihnachtsbaum weg, Karneval durch, Ostern vor der Tür. Und dazwischen: Valentinstag – schon wieder, am Sonntag. Das Weihnachtsfest der Blumenhändler und Mon-Chéri-Verkäufer. Rund 1000 Tonnen Rosen dürften auch in diesem Jahr wieder – ökologisch höchst bedenklich! – aus Mittelamerika und Afrika nach Deutschland importiert werden, so wie bei früheren Valentinstagen. Hinzu kommen Millionen Kalorien aus Küsschen & Co. Mancher mag sich beim Gedanken an diese Dinge reif für die Insel fühlen. Aber für die thematisch passende.

Außer Valentinswerder hat Berlin mit gleich zwei Liebesinseln viel zu bieten fürs Herz.

Valentinswerder im Übergangsbereich von Tegeler See und Oberhavel ist die größte der drei lokalen „Themeninseln“. Sie ist in Privatbesitz und Refugium zweier Dutzend wohlhabender Bewohner, die ihre Individualität jenseits von Gartenzwergen ausleben. „Im Südosten der Insel hat sich nach der Wende der erste Berliner Biber niedergelassen“, berichtet Derk Ehlert, Wildtierexperte beim Senat. Der Ostteil der zu Reinickendorf gehörenden, 132.000 Quadratmeter großen Insel sei Landschaftsschutzgebiet. Auch Auswärtige können hier spazieren – aber nur im Sommerhalbjahr, wenn die Fähre in Betrieb ist. Also keine Option für den Valentinsspaziergang. Obendrein ist die Insel nicht nach den mutmaßlich namensgebenden christlichen Märtyrern namens Valentinus benannt, sondern nach Landwirt Valentin Lemke. Wobei der ja wiederum … – egal.

Die Havel stromabwärts geht es zur nächsten Liebesinsel, die genau genommen Kleiner Wall heißt. Der Weg dorthin führt am Großen Wall vorbei: 3000 Quadratmeter wild gewachsener Wald, auf dem der Bezirk Kreuzberg zu Mauerzeiten Zeltlager veranstaltete. Im vergangenen Jahr wollte er die nicht mehr gebrauchte Insel loswerden, aber Spandau wollte sie nicht haben – und jetzt ließ sich nicht klären, wie der Stand der Dinge ist. Also geht es weiter südwärts, unter der Wasserstadt- und der Spandauer-See-Brücke hindurch zum Kleinen Wall.

Auf Valentinswerder leben etwa 25 ständige Bewohner. Im Sommerhalbjahr fährt eine Fähre auf die Insel.
Auf Valentinswerder leben etwa 25 ständige Bewohner. Im Sommerhalbjahr fährt eine Fähre auf die Insel.

© André Görke

Der Spitzname „Liebesinsel“ resultiert aus ihrer Funktion als Liebesnest für Soldaten im späten 19. Jahrhundert. Im Winter, wenn die Bäume kahl sind, ist sie ziemlich transparent, zumal nahe am Ufer gelegen: ein paar Anglerlauben und ein Haus mit Turm, das gut 100 Jahre lang das Restaurant „Zur Liebesinsel“ war und nach dem neuesten auffindbaren Zeitungsbericht zur Saison 2012 wiedereröffnet werden sollte. Zuvor hatte es die langjährige Besitzerin altersbedingt verkauft. Und nun? Die Insel sei weiter in privater Hand, heißt es im Bezirksamt Spandau. Es gebe einen Kontakt über die Wirtschaftsförderung – aber der Eigentümer wünsche nicht genannt zu werden.

Beim Anglerverein Einigkeit Spandau 1901 heißt es, dass wohl Familie Wall den Kleinen Wall gekauft habe, aber nichts Genaues weiß man nicht, „still ruht der See“. Und da der See nicht zugefroren ist, kommt man ohne Fähre nicht hin. Wo die Liebe also hinfällt – hierhin eher nicht. Bei der Wall AG haben sie auch noch nichts davon gehört. Nur so viel: Wenn, dann würde es eher zu Hans passen als zu Daniel, aber das ist Theorie. Bleibt die andere, im Rummelsburger See vor Stralau gelegene Liebesinsel. Sie zu betreten ist verboten und wäre auch sinnlos, versichert Derk Ehlert: Man käme gar nicht durchs Gestrüpp.

Der laut Stadtentwicklungsverwaltung 940 Quadratmeter große Fleck ist geschützt – und zwar einschließlich der Uferbereiche und des von einer längst vergangenen Gastwirtschaft übrig gebliebenen Kellers, in dem Fledermäuse überwintern. Auch die Liebesinsel sei Biberrevier, sagt Ehlert. Beim Morgenspaziergang auf Stralau – ein Valentinstagstipp! – könne man sie vom Treptower Park herüberschwimmen sehen. Außerdem profitieren Wasservögel von der einsamen Insel.

Ebenso winzig und undurchdringlich ist das direkt nebenan gelegene Kratzbruch. Ein Name wie für die Insel danach.

Die Handvoll weiterer Liebesinseln im Umland sowie die Woltersdorfer Liebesquelle hebt man sich lieber für den Frühling auf. Aber der ist noch fast so weit weg wie die Osterinseln.

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