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Kantor Simon Zkorenblut (links) und Rabbiner Jonah Sievers bei der Gedenkfeier.

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Spandau gedenkt der Pogromnacht: Die Schrecken nicht vergessen

Im November 1938 wurde in der Pogromnacht auch die Synagoge am Lindenufer zerstört. Spandau gedachte am Freitag der Opfer des Naziregimes.

Mit einer Feierstunde am Mahnmal am Lindenufer haben Vertreter von Kirche, Kommunalpolitik und öffentlichem Leben sowie Bürger aus Anlass des 77. Jahrestages der Novemberprogrome von 1938 den Spandauer Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Rabbiner Jonah Sievers von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin warnte in seiner Ansprache vor dem Vergessen. Der Tag sei nicht zu weit entfernt, an dem es keine Überlebenden des Holocaust mehr geben werde, die als Zeugen von der Schreckenszeit berichten können. Umso mehr würdigte er die Aufarbeitung der Geschichte durch Jugendliche. Schülerinnen und Schüler des Oberstufenzentrums TIEM hatten zuvor in einem Rollenspiel vom Schicksal der Familie Salomon berichtet.

Zeichen gegen Antisemitismus und Gewalt

„Die alljährliche Feierstunde am Spandauer Mahnmal am Lindenufer mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde zu Berlin stellt ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus, Gewalt und Rassismus dar“, sagte Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Angesichts der Flüchtlingswelle würden Rassismus, Vorteile und Menschenfeindlichkeit aufkeimen, „die wir längst überwunden glaubten“. Die Politik müsse auf die Verunsicherung vieler Bürger reagieren, die Bürger müssten den Politikern aber auch die Chance geben, sich um deren Belange zu kümmern.

Mit Kränzen wurde der Opfer des Naziterrors gedacht.
Mit Kränzen wurde der Opfer des Naziterrors gedacht.

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Das Spandauer Mahnmal wurde 1989 nach Entwürfen von Ruth Golan-Zareh (1944 – 2012) und Kay Zareh am Lindenufer Ecke Kammerstraße errichtet und erinnert an die Synagoge, die hier stand. Sie wurde in der Progromnacht vom 9. zum 10. November 1938 durch Brandstiftung zerstört. Unter dem Motto „Jeder Mensch hat einen Namen“ wurde die Gedenkstätte 2012 um eine Namensmauer ergänzt. Die dort eingefügten Namenssteine erinnern an die während der Naziherrschaft deportierten und ermordeten Spandauer jüdischer Herkunft.

Stolpersteine werden neu verlegt

Am Montag, dem 9. November, werden um 13.30 Uhr die Stolpersteine für Zilka, Gerhard und Leonie Salomon in der Lutherstraße 13 neu verlegt. Sie waren kurz nach der ersten Verlegung im Sommer geschändet, der Stein für Zilka Salomon komplett entwendet worden. Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

Rainer W. During

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