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Bisher ist die düstere Unterführung wenig einladend für Passanten.

© During

Unter den Brücken am Fernbahnhof: Wo Spandau stinkt und lärmt

Der kürzeste Weg zwischen Arcaden und Altstadt führt unter die Bahnbrücken in der Klosterstraße. Hier könnte es schon lange besser aussehen, wäre da nicht die Bürokratie.

Dreck, Gestank und Lärm sorgen dafür, dass Passanten automatisch ihre Schritte beschleunigen, wenn sie die Bahnunterführung in der Klosterstraße durchqueren müssen. Direkt am Spandauer Fernbahnhof bildet der Bereich unter den Eisenbahnbrücken gleich neben dem endlich verkauften Gelände des ehemaligen Postamtes einen weiteren Schandfleck am südlichen Eingangstor zur Altstadt. Bereits vor einigen Jahren frohlockte man im Rathaus, dass hier alles besser werden wird. Doch geschehen ist seitdem nichts.

Bis zu 50 000 Fahrzeuge am Tag

Bis zu 50 000 Kraftfahrzeuge quälen sich täglich unter den Brücken hindurch. Der Lärm, der hier entsteht, wird von vielen Passanten als nahezu ebenso unerträglich empfunden wie der Gestank der Abgase. Die Wände der düsteren Unterführung, an denen Reklametafeln hängen, sind dreckig und beschmiert, der Gehsteig ist mit Kaugummis und Taubendreck übersäht. 2012 konnten Mittel aus dem Förderprogramm „Aktive Stadtzentren“ locker gemacht werden, um die Aufenthaltsqualität durch Licht und Lärmdämmung in einer künstlerisch anspruchsvollen Art zu verbessern.

So soll die Unterführung nach dem Umbau aussehen.
So soll die Unterführung nach dem Umbau aussehen.

© Bezirksamt

Drei Arbeitsgemeinschaften aus Lichtplanern und Akustikern wurden mit entsprechenden Konzepten beauftragt. Anfang 2013 kürte eine Jury die AG der Firmen Aletja Plus, Livebau Solutions und AiR Ingenieurbüro zum Sieger. Der Entwurf sieht die Gestaltung der Wände mit hinterleuchteten, schallabsorbierenden Feldern in unterschiedlichen Größen vor. Auch der Mittelstreifen soll in die Gestaltung einbezogen werden. 62 000 Euro flossen in die Planung, die im Februar 2013 im Rahmen einer Ausstellung in den Spandau Arcaden den Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Bis Ende 2014 werde die Umsetzung abgeschlossen sein, hieß es damals. Realisieren soll das Projekt die Werbefirma Ströer, die auch die bisherigen Reklametafeln in der Unterführung betreibt. Mit dem Unternehmen sei man sich im Grundsatz ebenso einig wie mit der Bahn, hieß es damals.

2014 sollte alles fertig sein

Im September 2013 wurden erste Muster der „Fenster“ vorgestellt, doch dann geschah nichts mehr. Im Juli 2014 musste Baustadtrat Carsten Röding (CDU) einräumen, dass mit der Realisierung wegen andauernder Abstimmungsgespräche wohl erst 2015 begonnen werden könne. Weil sich da immer noch nichts tat, brachte ein Spandauer im April 2015 im sogenannten „Bürgerhaushalt“ des Bezirks den Vorschlag ein, entsprechende Mittel bereitzustellen. In der Antwort des Bezirksamtes hieß es, der Bezirk könne selbst nicht als Bauherr oder Träger auftreten, man habe aber einen Bauantrag bei der Bahn gestellt und befinde sich in Vertragsverhandlungen mit der Firma Ströer. „Nach gegenwärtigem Stand kann die Baumaßnahme vermutlich nicht vor 2016 realisiert werden.“ Doch auch davon ist jetzt keine Rede mehr.

Eisenbahn-Bundesamt muss zustimmen

Nicht die Deutsche Bahn, sondern das Eisenbahn-Bundesamt ist schuld daran, dass es nicht voran geht, sagte Carsten Röding dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Weil die Seitenwände als Teil der Bahnanlage gelten, ist es für die Genehmigung des geplanten Umbaus zuständig, obwohl die schalldämmenden Leuchtfenster wohl kaum einen Einfluss auf die Sicherheit des über die Brücken rollenden Zugverkehrs haben dürften. Vielleicht liegt es gerade daran, dass der Antrag aus Spandau bei der Bearbeitung durch die Bahnbehörde nicht gerade Priorität zu genießen scheint. Und erst wenn deren Genehmigung vorliegt will das Bezirksamt in detaillierte Verhandlungen mit der Werbefirma über den Vertrag zur Realisierung der Umgestaltung eintreten. Auch hier scheinen noch längst nicht alle Hürden genommen zu sein. „Frühestens in 2017“ sagt der Baustadtrat jetzt auf die Frage nach der Umsetzung. Und auch das klingt verhalten optimistisch.

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