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Raed Saleh (links) und Peter Brandt vor einem Portrait des jungen Willy Brandt.

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Viele Gemeinsamkeiten mit dem Kreisvorsitzenden Raed Saleh: Brandt-Sohn jetzt in der Spandauer SPD

Peter Brandt, der älteste Sohn des 1992 verstorbenen Bundeskanzlers und Friedensnobelpreiträgers, engagiert sich bei den Spandauer Genossen im Kreisverband Wilhelmstadt.

Willy Brandt ist das große Vorbild von Raed Saleh, SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus und Kreisvorsitzender der Spandauer Sozialdemokraten. An der Wand seines Bürgerbüros in der Altstadt hängt ein Jugendbild des einstigen Regierenden Bürgermeisters und späteren Bundeskanzlers. Auf der Couch darunter sitzt Saleh jetzt neben dessen ältesten Sohn Peter Brandt, um ihn als jüngstes Mitglied seines Kreisverbandes zu präsentieren.

Große Ähnlichkeit mit dem Vater

Die Ähnlichkeit zwischen Sohn und Vater ist nicht zu übersehen. Vor einem knappen Jahr ist Peter Brandt als Professor für neuere Geschichte an der Fernuniversität Hagen in den Ruhestand getreten und wieder nach Berlin gezogen. Er wohnt mit seiner Frau in Wilmersdorf, doch statt in den dortigen, von Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler geleiteten Kreisverband einzutreten entschied er sich für eine politische Heimat in Spandau. Eine solche Distanz zwischen Wohn- und Parteisitz ist möglich, wenn es dafür wichtige Gründe gibt. Für ihn sei das bei verschiedenen gemeinsamen Veranstaltungen entstandene Vertrauensverhältnis entscheidend gewesen, sagt Peter Brandt. Er schätze Saleh sehr, „wir liegen sehr dicht beieinander.“

Raed Saleh ist „froh und stolz, dass Peter Brandt bei uns ist in der Spandauer SPD.“ Als Mitglied im von BVV-Fraktionschef Christian Haß geleiteten Ortsverband Wilhelmstadt soll Peter Brandt den Spandauer Sozialdemokraten „Input“ für ihre politische Arbeit geben und als Ratgeber dienen. Der Sohn des einstigen Kanzlers gilt als Querdenker, der Kontroversen nicht scheut. „In der Politik kommt der Kompromiss nach dem Streit“, sagt der 67jährige.

Während er an der Freien Universität Geschichte und Politwissenschaften studierte, hatte er sich in linken Studentengruppen engagiert und stand mehrfach wegen der Teilnahme an ungenehmigten Demonstrationen vor Gericht. Über die Falken zur SPD gekommen, trat er damals aus der Partei aus, um einem Ausschlussverfahren zuvor zu kommen. Das Verhältnis zu seinem Vater sei damals „persönlich gut, politisch gespannt aber nicht feindselig“ gewesen, erinnert sich Peter Brandt.

Mit Floskeln nicht zufrieden

1994 trat er wieder in die SPD ein weil seine Frau meinte, „dass sich alles was ich tue im Umfeld von Gewerkschaften und Sozialdemokratie abspielt“. Später wurde er unter anderem wegen seiner Artikel über den Rechtspublizisten Wolfgang Venohr eher dem rechten Parteiflügel zugerechnet. Er weise seit Mitte der 70er Jahre eine „gewisse Kontinuität“ in seiner politischen Linie auf, sagt Brandt. Er habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man, „wenn man kritische Dinge anspricht sehr schnell in einer Richtung abgestempelt wird.“

Wenn man „Begriffe wie Volk und Nation anders als nur negativ belegt gerät man schnell in den Verdacht, ein halber Nazi zu sein“. Er sei „alles andere als ein Provokateur, eher ein bedächtiger Typ“, der sich aber „nicht zufrieden gibt mit Floskeln.“

Mit Saleh ist sich Brandt einig, dass man dem Aufkeimen von Extremen im linken wie im rechten Lager mit einer demokratischen Mitte begegnen muss. Es sei ein Unterschied, ob jemand die bestehende Einwanderungspolitik kritisiert und aus dem Streit vielleicht eine vernünftige Lösung entsteht oder ob jemand andere Menschen angreift.

Potentielle Wähler wiedergewinnen

„Ein großes Problem unserer Partei ist dass sie einen großen Teil ihrer Wähler nicht mobilisieren kann“, klagt Peter Brandt. „Wenn sich beträchtliche Gruppen von potentiellen Wählerschaften nicht mehr vertreten sehen muss man sich ins Getümmel stürzen“, wie es Saleh beispielsweise bei seinen Stammtischen in Kneipen tue.

Mit Michael Müller stelle die SPD jetzt immerhin einen Regierenden Bürgermeister, der sich dadurch auszeichne, dass er ein bürgernaher „Normalo“ sei. „Das kommt rüber“, so Brandt.

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Rainer W. During

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