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Über den Siemensdamm gen Spandau. Hier ein Bilder von der letzten Straßenbahn unter der Autobahnbrücke am Jakob-Kaiser-Platz.

© BVG-Museum

Zukunftsideen für Berlin: Pläne der SPD: In der Straßenbahn bis Spandau und Steglitz

SPD-Verkehrsexperten sind elektrisiert von der Tram. Sie würden bis 2030 viele Strecken in den Westen verlängern. Was halten Sie von den Plänen?

Bei innovativen Konzepten zum Radverkehr ist die Berliner SPD recht zurückhaltend. Beim Thema Straßenbahn hat sie dagegen jetzt einen großen Wurf hingelegt. Die sozialdemokratischen Verkehrspolitiker wollen vor allem im Berliner Westen zahlreiche Strecken bauen, gefordert wird ein milliardenschweres Sonderprogramm. Jährlich sollen 100 Millionen Euro in fünf bis zehn Kilometer Neubaustrecken gesteckt werden, heißt es in einer Studie „Straßenbahn 2030“.

Als Erstes soll der – dann wohl ehemalige – Flughafen Tegel angebunden werden und zwar von Pankow-Rosenthal kommend bis Charlottenburg und weiter nach Spandau. (In dem Vorher-Nachher-Bild weiter unten finden Sie eine Aufnahme mit einer Straßenbahn in der heutigen Fußgängerzone Spandau). Wie berichtet gelten die Bus-Verbindungen in Spandau als überlastet. Das Problem könne nur mit einer Straßenbahn gelöst werden, sagt auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb.

Eine Strecke vom Alexanderplatz über Leipziger Straße, Potsdamer Platz, Innsbrucker Platz zum Rathaus Steglitz soll nach den SPD-Plänen die völlig überlasteten Buslinien M48 und M85 ersetzen. Der Hauptbahnhof wird nach dem SPD-Plan mit Moabit, Wedding und Charlottenburg verknüpft. In Kreuzberg und Neukölln soll die verspätungsanfällige Buslinie M41 durch die Bahn ersetzt werden.

Zwischen Wittenau und Weißensee, zwischen Hellersdorf und Adlershof sowie zwischen Schöneweide und Dahlem (FU) will die SPD neue tangentiale Strecken anlegen. Hier sind derzeit Busse unterwegs, die häufig völlig überfüllt sind. Vor allem in Spandau soll die Straßenbahn nach den langfristigen Plänen der SPD den Bus weitgehend ablösen. Mit insgesamt drei Strecken soll der Bezirk an den Rest Berlins angebunden werden, und zwar über die Heerstraße (mit Anbindung des Olympiastadions), über den Spandauer Damm sowie nördlich der Spree in Richtung Tegel.

Die Tram ist billiger als die U-Bahn, schneller als der Bus

In einem Satz formulieren es die Experten so: „Die Straßenbahn muss das Rückgrat des Metroliniennetzes werden“ – und zwar auch im früheren West-Berlin. Die Tram habe nur Vorteile: billiger, barrierefrei, bequemer, schneller als der Bus, umweltfreundlich. Und im Vergleich zur U-Bahn kostengünstig: Nach Rechnung der SPD kostet ein Kilometer Straßenbahn zehn Millionen Euro, dieselbe Strecke U-Bahn aber zehn Mal so viel. Aus finanziellen Gründen werde es in den kommenden Jahrzehnten im U- und S-Bahn-Netz deshalb kaum Erweiterungen geben. Auch Betriebs- und Unterhaltskosten der Straßenbahn seien geringer, da keine Rolltreppen und Aufzüge benötigt werden.

In einer älter werdenden Gesellschaft sei die Barrierefreiheit wichtig, heißt es in der Studie weiter. Im Westteil der Stadt war die Straßenbahn 1967 zugunsten der „autogerechten“ Stadt stillgelegt worden. Auch mehr als 25 Jahre nach der Wende hat sie die Westbezirke nur an wenigen Punkten erreicht. Zuletzt wurden im Sommer 2015 nach vielen Jahren Planungs- und Bauzeit die Gleise vom Nord- zum Hauptbahnhof fertig. Von hier soll es etwa 2020 bis zur Turmstraße gehen.

Neue Schienen bis Steglitz

Neue Schienen will der Senat zudem in der Wissenschaftsstadt Adlershof und zum Ostkreuz legen. Langfristig plant auch der Senat weitere Strecken in den Westteil – wie die von der SPD vorgeschlagene Linie vom Alex nach Steglitz. Termine gibt’s aber nicht. Die SPD-geführte Verkehrsverwaltung sprach von einem „fundierten Gesamtansatz mit interessanten Aspekten und Kriterien für eine stadtweite Planung“. Die BVG wollte keine Stellung beziehen, dem Vernehmen nach gibt es im Unternehmen allerdings Kritik an der Tram-Fixierung des Konzepts. So würde die BVG lieber einen Abzweig von der U-Bahnlinie 6 zum Tegeler Airport bauen. Verkehrsexperten verwiesen darauf, dass mit einer Bevorrechtigung für Busse an Ampeln der Verkehr mit weit weniger Geld beschleunigt werden könnte. In einem Internet-Diskussionsforum lästerten Nahverkehrsfans, dass die SPD nur beim Fahrgastverband Igeb abgeschrieben habe: Die Pläne sind „in weiten Teilen deckungsgleich“.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: In Ruhleben hält acht Monate keine U-Bahn. Fahrgäste müssen sich auf längere Wege einstellen.

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