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Bauprojekte an der Clayallee: Dahlemer Dilemma

Gleich drei große Bauvorhaben verändern die Gegend um den U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim. Unübersehbar sind die umstrittenen Rohbauten auf der Truman Plaza.

Wenn Ute Scheub an den Rohbauten an der Kreuzung Clayallee und Argentinische Allee vorbeikommt, ist für sie klar: „Unsere Befürchtungen haben sich voll bestätigt.“ Das sechsstöckige, als Gesundheitszentrum gedachte Eckhaus und die angrenzende, für Einzelhandel vorgesehene Blockbebauung wirkten „klotzig“, sagt die Sprecherin des Vereins „Papageiensiedlung“. Jahrelang hatten die darin organisierten Bewohner der nahen Bruno-Taut-Siedlung gegen die Größe des Projekts des Investors Stofanel protestiert, doch ohne Erfolg. Solche Baumassen passten nicht nach Dahlem, findet der Verein, dem auch der frühere Potsdamer Stadtbaudirektor Richard Röhrbein angehört.

Doch es geht nicht nur um Architektur. Voraussichtlich ab September wird sich zeigen, ob die Sorgen um einen Verdrängungskampf im Handel berechtigt sind. Dann nämlich will Stofanel den gewerblichen Teil seines Bauvorhabens „Fünf Morgen Dahlem Urban Village“ fertigstellen. Einziehen sollen unter anderem ein Reichelt-Markt, der seine Eröffnung auf Plakaten zurzeit noch für den Sommer ankündigt, und ein großer Biomarkt.

Das bedrohe vor allem kleinere Läden in der gut ein Kilometer entfernten Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte, glauben Ute Scheub und ihre Mitstreiter.

Die Ladenstraße funktioniere aber doch sowieso nicht, findet Stofanel-Vorstand Torsten Held. Tatsächlich stehen dort immer Läden wieder leer, aktuell zum Beispiel der ehemalige Schlecker-Drogeriemarkt. Mit mehr Konkurrenz rechnet nun zum Beispiel das Reformhaus Demski aus Zehlendorf, das eine seiner stadtweit sechs Filialen im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte betreibt. Das Geschäft könne durchaus in seiner Existenz bedroht werden, heißt es bei Demski.

Dagegen zeigte sich eine Stofanel-Sprecherin „sehr zufrieden mit dem Verkauf unseres Projekts“. Die Gewerbebauten seien nunmehr zu 90 Prozent vermietet. Im ursprünglichen Zeitplan liegt der Investor allerdings nicht mehr, eigentlich sollten die Geschäfte jetzt im Frühjahr öffnen. Zum „Urban Village“ auf dem früheren Festplatz des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes gehört auch eine Luxuswohnsiedlung um einen künstlichen See. Dort soll der erste Bauabschnitt im Sommer 2014 fertiggestellt sein und der Rest 2016.  

Nebenan, auf dem Gelände des vor 13 Jahren geschlossenen Krankenhauses Oskar-Helene-Heim, sollen auch bald die Bagger rollen. Als verfrüht erwies sich allerdings die Ankündigung der dortigen Bauherren, „spätestens im April“ würden die Altbauten mit Ausnahme der alten Direktorenvilla und des früheren Schwesternwohnheims abgerissen. Bisher ist davon nichts zu sehen, wie unsere Fotostrecke zeigt.

Noch bleibt es aber bei der Ankündigung, auf dem Elf-Hektar-Areal würden bereits 2014 eine neue Wohnsiedlung und das medizinische Zentrum „eins – alles für die Gesundheit“ eröffnen. Momentan nutzen ein paar Sportmediziner und Physiotherapeuten das Klinikgelände, außerdem vermietet eine Filmfirma die einstigen OP-Säle der chirurgischen Klinik als Kulisse – zum Beispiel gab es hier Dreharbeiten für „Tatort“-Krimis und den Hollywood-Streifen „Flightplan“ mit Jodie Foster.

In dem geplanten Gesundheitsstandort wollen die „OHA Projektentwicklungsgesellschaft“ um den Berliner Architekten Jürgen Kahl und den mit ähnlichen Projekten vertrauten Berater Peter Wulff neben einer Privatklinik vor allem Ärzte aus Zehlendorf ansiedeln. Noch mehr Ärzte aus anderen Teilen Berlins anzulocken, mache wenig Sinn, sagt Wulff: Zehlendorf, das den höchsten Altersdurchschnitt in der Berliner Bevölkerung aufweist, sei schließlich„schon medizinisch überversorgt“. 

Das Wohnungsbauprojekt der Berliner Firma „Die Wohnkompanie“ im Oskar-Helene-Heim fällt nicht ganz so luxuriös aus wie das auf der Truman Plaza. Geplant sind 30 Doppel- und Reihenhäuser sowie zehn weitere Gebäude mit 100 Miet- und Eigentumswohnungen. „Zehlendorfer der Generation 50plus“ gelten als Hauptzielgruppe.

Noch mehr Wohnungen werden jetzt im früheren Berliner Hauptquartier des US-Armee an der Clayallee gebaut, das seit 19 Jahren leer steht – abgesehen vom amerikanischen Konsulat, das seinen Standort bis auf Weiteres behält. In einem der Kasernengebäude, die usprünglich aus der Nazizeit stammen, feierten die Invstoren Terraplan und Prinz von Preußen Grundbesitz AG vor wenigen Tagen das Richfest für rund 70 Wohnungen.

Insgesamt sollen bis 2015 etwa 300 Wohnungen in acht Gebäuden entstehen. Terraplan-Chef Erik Rossnagel plant auch Büros und will „universitätsnahe“ Betriebe ansiedeln. Vor ein paar Jahren galt die Freie Universität (FU) selbst als möglicher Nutzer, doch der Uni war die Sanierung der denkmalgeschützen Altbauten zu teuer.

Nicht an der Clayallee, sondern genau an der Grenze von Dahlem zu Zehlendorf in der Straße Am Hegewinkel baut übrigens auch der Investor „conwert“ gerade das „Dahlem Paradise“ mit 58 Wohnungen in Stadtvillen, Townhäusern und Doppelhausvillen.

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