Bezirksposse: Stein statt Grün in Zehlendorf: Auf Granit gebissen
Unser Leser Peer Schmidt-Paulus wundert sich über Granitsteine, die in der Glockenstraße und Sven-Hedin-Straße auf dem Grünstreifen zwischen Gehweg und Fahrbahn liegen. Er hat beim Tiefbauamt nachgefragt, was es damit auf sich hat und bekam eine erstaunliche Antwort.
Egal ob in der Landespolitik oder der Bezirkspolitik, wenn nichts sicher ist, dann doch eines: Die Schildbürgerstreiche der Entscheider - egal wo, egal wann, egal in welchem Zusammenhang. In der Glockenstraße und der Sven-Hedin-Straße im Ortsteil Zehlendorf gibt es wunderbare Straßen mit einem Grünstreifen zwischen Gehweg und Fahrbahn. Grundstückseigentümer lassen auf eigene Kosten Rollrasen legen. Der Bezirk, also das Grünflächenamt, ist ja völlig mittellos; nicht einmal zum Mähen reicht das Geld. Und was wird durch das Tiefbauamt veranlasst?
Endlich eine Lösung, gebrauchte Monolithen in der Größe von Pyramidenlegosteinen aus Granit abzulegen, die teuren Lagerplatz kosten. Endlich eine Lösung, Rasenflächen um große, alte Straßenbäume herum weiter zu versiegeln, damit der grüne Bezirk vielleicht noch in dieser Legislaturperiode weiteres Grün verliert. Oder wie kann man erklären, dass entlang der Glockenstraße und der Sven-Hedin-Straße erst die grünen Flächen planiert, dann verdichtet und dann mit völlig sinnlosen und dazu noch gefährlich liegenden Steinen verunstaltet werden? Und nach nur wenigen Tagen haben irgendwelche Spaßvögel, die bei den schottischen Highland-Games nicht reüssieren konnten, die Monolithen auch auf den Gehweg befördert. Auch schön.
In der Zwischenzeit wissen wir aus einer ersten recht allgemeinen Antwort des Tiefbauamtes folgendes: "Soweit mir bekannt ist, wurde im Unterstreifen teilweise Promenade eingebaut. Dabei handelt es sich um keine Versiegelung. Die Granitsteine sollen das "wilde Parken" verhindern." Aha, es geht also um das Verhindern des wilden Parkens. Warum dann "nur" die Hälfte der Glockenstrasse mit den neuen schicken Monolithen belegt wurde, bleibt das Geheimnis des Tiefbauamtes genau wie die Antwort darauf, warum an Stellen diese wunderbaren Steine abgelegt wurden, wo nicht einmal ein Tretroller parken kann.
Es würde uns rasend interessieren, was die Verwaltung hier wieder für eine tolle Idee hatte.
Der Autor ist in Berlin-Westend geboren und aufgewachsen. Nach einem Kunststudium an der HdK und der FU Berlin arbeitet er seit 1988 in der Werbung als Kommunikationsberater. Er wohnt zusammen mit seiner Frau in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.
Peer Schmidt-Paulus