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Bei der Kinder-Pressekonferenz. Grünen-Chefin Claudia Roth, Hockey-Olympiasieger Martin Häner, Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger, die Moderatorin und Schülerin Hannah Schreiber und die Nachhaltigkeitsexpertin Alexandra Hildebrandt (v.l.n.r.)

© Julia Brunner

Claudia Roth, Theo Zwanziger und die Atzen in Zehlendorf: Ein Fußball-Fest für Förderschulen

Auch der 5. Biesalski-Cup war ein Fußball-Fest für Kinder mit und ohne Behinderung: Die Atzen machten Musik, Claudia Roth, Theo Zwanziger und Olympiasieger Martin Häner beantworteten Fragen zum Thema Verantwortung. Der Zehlendorf Blog hat zugeschaut.

Seien wir ehrlich: Als die Atzen plötzlich auftauchten, waren die Grünen-Chefin Claudia Roth, die außerdem Mitglied der Nachhaltigkeitskommission des Deutschen Fußball-Bundes ist, und der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, Schirmherr des Biesalski-Cups in Zehlendorf, für eine gewisse Zeit nicht mehr ganz so angesagt. Die Berliner Band, der Name kommt aus dem Altberlinischen und bedeutet so etwas wie großer Bruder, hatte viel gute Laune mitgebracht, und das passte ziemlich gut zu dieser Veranstaltung auf dem Gelände der Biesalski-Schule, eine Schule mit dem Förderschwerpunkt für körperliche und motorische Entwicklung. Die Kids waren jedenfalls begeistert von den "Stargästen" und ließen sich beim Atzen-Hit "Was geht ab" schnell zum Mitsingen und zum Hände in die Luft werfen animieren.

24 Teams aus sieben Schulen wetteiferten bei den Turnieren für die Ober- sowie Grundstufe und einem Rollstuhlfußballturnier um Medaillen und Pokale. Bei allen drei Turnieren wurde bis zum Schluss mit großer Leidenschaft um die Plätze gekämpft, so dass die Sieger teilweise erst durch Elfmeterschießen ermittelt werden konnten. Aber eigentlich gab es nur Gewinner an diesem Dienstag in Zehlendorf, und das lag nicht nur an den prominenten Gästen, sondern vor allem an den ebenfalls mit großer Leidenschaft engagierten Lehrern und Lehrerinnen der Biesalski-Schule. Elke Kimmich, 31, die mit zum Organisations-Team gehört und seit fünf Jahren an der Schule ist, sagt: "Wir machen das, weil wir die Schule lieben."

Zum zweiten Mal durften die Kinder aus verschiedenen Schulen sich auch als Reporter bewähren und den geladenen Gäste auf einer eigens einberufenen Kinder-Pressekonferenz Fragen stellen, das Thema war selbstverständlich gut gewählt und lautete: "Verantwortung tragen!"

Also, Claudia Roth, wann haben Sie das erste Mal Verantwortung gespürt? Die Grünen-Chefin muss nicht lange überlegen, und sie erzählt von ihren Zwillingsschwestern, die sie ziemlich getriezt haben. Eine von ihnen, sagt Roth, sei Epileptikerin, und sie musste ihre Schwester schon früh in Schutz nehmen und verteidigen, weil sie genauso viel wert ist wie alle anderen. "Da habe ich Verantwortung gespürt", sagt Roth. Und wie fühlt sich das an, will eine Schülerin wissen. Roth sagt: "Manchmal stehe ich nachts auf und gehe umher, weil ich auch bei politischen Entscheidungen hohe Verantwortung habe für meine Partei. Dann denke ich manchmal: Warum habe ich diesen Job zur angenommen?" Theo Zwanziger grinst und ruft herüber: "Hab ich mich ja immer schon gefragt." Zwanziger und Roth kennen sich schon seit vielen Jahren, und sie treten oft gemeinsam auf.

Bei aller Liebe zur Atzen-Musik ging dann auch nicht unter, dass da noch ein ziemlich prominenter Gast zur Pressekonferenz erschienen war. Martin Häner saß ruhig auf dem Podium und erzählte bescheiden darüber, dass er sich bald verabschieden müsse, weil er in der Uni noch eine Prüfung habe. Martin Häner ist nicht irgendwer, sondern ist bei den letzten Olympischen Spielen in London Hockey-Olympiasieger geworden. Jetzt studiert er Medizin und will Arzt werden, was eine Menge mit Verantwortung übernehmen zu tun hat.

Er erzählt den Kindern, dass er schon sehr früh Klassensprecher war und später auch Kapitän in den Jugendmannschaften. "Wenn man Verantwortung will, hat man immer auch Druck", sagt Häner und macht den Kindern trotzdem Mut, Verantwortung zu übernehmen.

Wann er die größte Verantwortung gespürt habe, fragt ein Schüler Theo Zwanziger. Da muss der Ex-Präsident kurz überlegen und sagt, dass es wohl viele Momente gab. Ein besonders bitterer sei aber das Ausscheiden der Frauen-Nationalmannschaft im Viertelfinale der eigenen WM in Deutschland gewesen: "Das hatte keiner erwartet, viele dachten, wir können den Titel holen. Da musste ich mich zeigen und die Spielerinnen aufbauen. Da kann man nicht weglaufen."

Am Ende konnten alle zufrieden sein, die rund 30 jungen Reporter und Reporterinnen hatte alle Fragen gestellt, die die Erwachsenen traditionell mit recht langen Wortbeiträgen beantworteten. Aber das geht nun wirklich auf ihre eigene Verantwortung!

Der Zehlendorf Blog bedankt sich bei der Fotografin Julia Brunner, die uns die Fotos zur Verfügung stellte und die selbst Geschichten in Bild und Ton erzählt.

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