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Platz für Kinder? Deutschland sucht den Krippenplatz, das ist der Titel des Buches, aus dem die Autorin Maya Dähne am Donnerstag im Mittelhof in Zehlendorf vorliest.

© dpa

Deutschland sucht den Krippenplatz auch in Zehlendorf: "Ich dachte, hier möchte ich niemals wohnen"

Maya Dähne hat ihr Buch "Deutschland sucht den Krippenplatz” in ihrer Zehlendorfer Wohnung geschrieben. Unsere Bloggerin hat die Autorin getroffen und sie zu ihren Erfahrungen bei der Kitasuche befragt.

Wie kam es zur Buchidee?

Alles fing damit an, dass ich nach fünf Jahren in den USA mit meinen zwei kleinen Kindern nach Berlin kam. Plötzlich musste ich mich mit so merkwürdigen Dingen wie pädagogischer Nutzfläche, Kindertagesförderungsgesetz und Tagespflegeverzeichnissen auseinandersetzen. Irgendwann, nach vielen wahnwitzigen Bewerbungsgesprächen für mich (auf der Suche nach einem Job) und für die Kinder (auf der Suche nach einem Kitaplatz), wurde die Idee geboren, ein Buch zu schreiben über Teilzeitmamas, Vollzeitjobs, Kinder, Kitastrophen und Karriereknick.

Ist das Problem, was berufstätige Mütter haben, eigentlich ausschließlich ein Kita-Problem?

Nein! Obwohl uns das ja viele Politiker weismachen wollen, nach dem Motto: Deutschland wird ein Kinder-, Mütter- und Familienparadies, wenn es nur genügend Kitaplätze gibt. Ich glaube das nicht – obwohl gute, verlässliche Kinderbetreuung natürlich wichtig ist, vor allem für Alleinerziehende. Aber dass plötzlich massenweise Muttis die Managerbüros stürmen, weil sie ihren Nachwuchs in die Kita outsourcen können. Quatsch! Was wir Mütter (und Väter!) genauso dringend brauchen wie Kitaplätze sind familienfreundlichere Arbeitszeiten. Leider herrscht in vielen Büros aber nach wie vor die Meinung: Anwesenheit ist Leistung, Karriere wird nach 18 Uhr gemacht. Eine Stellenanzeige, in der es heißt „bei gleicher Qualifikation werden Mütter bevorzugt eingestellt“, habe ich noch nicht gelesen. Wir brauchen mehr Chefs, die Frauen nach der Babypause als das einstellen, was sie sind: hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen mit Managerqualitäten. Und Unternehmer, für die Familienzeit kein lästiger Kostenfaktor oder Karrierekiller ist.

Das Cover von Maya Dähnes Buch "Deutschland sucht den Krippenplatz. Mein täglicher Wahnsinn zwischen Kita und Karriere." Im Beltz-Verlag erschienen.
Das Cover von Maya Dähnes Buch "Deutschland sucht den Krippenplatz. Mein täglicher Wahnsinn zwischen Kita und Karriere." Im Beltz-Verlag erschienen.

© promo

Wie hast Du die Kita-Situation in Zehlendorf erlebt? Hast Du Dich auch in den Wartelisten-Marathon eingereiht?

Der Kindergarten in Zehlendorf, für den wir unseren Sohn noch von Amerika aus angemeldet hatten, hat uns sehr gut gefallen. Der Haken war nur, dass wir in der Nähe erstmal keine bezahlbare Wohnung gefunden haben und deshalb jeden Tag mit dem Auto von Schöneberg (Wohnung) nach Zehlendorf (Kita) und dann weiter mit S-und U-Bahn nach Mitte (Büro) gegondelt sind – pro Strecke hat das eine Stunde und mehr gedauert! Unsere Tochter war übrigens noch zu klein für den Zehlendorfer Kindergarten und landete in Schöneberg in einer Kita. Unsere morgendliche Tour war ein bisschen wie „Die Reise nach Jerusalem“. Tatsächlich sind für Zehlendorfer Eltern die langen Wege aus dem „wilden Westen“ nach Mitte ein Riesenproblem. Büro und Pendelzeiten lassen sich mit Kitaöffnungszeiten oft nicht vereinbaren.

Maya Däne, Autorin des Buches "Deutschland sucht den Krippenplatz", erschienen im Beltz-Verlag.
Maya Dähne, Autorin des Buches "Deutschland sucht den Krippenplatz", erschienen im Beltz-Verlag.

© Hermann Bredehorst

Schreibst Du zu Hause in Zehlendorf oder küsst Dich die Muse eher in einem co-working space in Mitte? Fördert die Zehlendorfer Umgebung Kreativität?

Nach drei Jahren Pendelei habe ich mich als Journalistin selbständig gemacht und arbeite seitdem von zu Hause, zwischen Küche und Kinderzimmer. „Deutschland sucht den Krippenplatz“ ist komplett in meiner Zehlendorfer Schreibstube entstanden. Beim Joggen am Teltowkanal und im Düppeler Forst sind mir viele Ideen für mein Buch quasi vor die Füße gekullert. Ich erinnere mich allerdings noch gut daran, als ich das erste Mal am S-Bahnhof Zehlendorf ausgestiegen bin: Meinen Kinderwagen (nebst Windelpackung und Laufrad) musste ich alleine die steile Treppe runtertragen, weil der Aufzug nicht funktionierte und sich niemand erbarmte, mir zu helfen. Damals habe ich gedacht: Hier möchte ich niemals wohnen. Inzwischen liebe ich das grüne, Fast-schon-auf-dem-Land-Leben. Hier gibt es „viel weniger Leute und mehr Bäume“ hat mein Sohn das mal sehr treffend zusammengefasst.

Unsere Autorin bloggt auch als „Frau-Mutter“. Der Zehlendorf Blog kooperiert mit www.Frau-Mutter.com
Unsere Autorin bloggt auch als „Frau-Mutter“. Der Zehlendorf Blog kooperiert mit www.Frau-Mutter.com

© Anne Kreuz

TERMINHINWEIS

Die Buch-Autorin liest am kommenden Donnerstag, 24. Oktober, um 19 Uhr in der Villa Mittelhof in Zehlendorf aus ihrem Buch "Deutschland sucht den Krippenplatz", erschienen im Beltz-Verlag.

Nina Massek, die Autorin des Interviews, bloggt regelmäßig unter www.frau-mutter.com, sie wohnt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Nina Massek

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