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Nur eine Mutter spürt, welche Kleidung bei welcher Witterung angemessen ist, sagt unsere Autorin

© privat

"Frau Mutter" über richtige Kleidung bei Kindern: Im Schlafanzug auf dem Skateboard

Der Body über der Strumpfhose, gar mit dem Schlafanzug draußen spielen? Ihr Mann kann die Kinder einfach nicht richtig anziehen, findet unsere Autorin. Schließlich spüre nur eine Mutter, welche Kleidung je nach Witterung für die Kinder angemessen ist.

Als meine Tochter ein halbes Jahr alt war, verreiste ich für ein paar Tage allein. Herrlich, dachte ich. Aber es stellte sich als ein schwerer Fehler heraus. Bei meiner Rückkehr begrüßte mich meine Tochter lachend in einem interessanten Ensemble aus einem rosafarbenen Body, der über eine quietschgrüne Strumpfhose gezogen war. Schon die Farbkombination war gewagt, aber der Body ÜBER der Strumpfhose? Das Outfit erinnerte stark an Jane Fonda in ihren besten Aerobic-Zeiten, so dass ich kurzzeitig befürchtete, mein Baby hätte während meiner Abwesenheit den Trainerschein gemacht. Mein Sohn sah auch nicht besser aus. Er hatte noch nachmittags bei 13 Grad Außentemperatur, also gefühlten 0 Grad, seinen geliebten “Star-Wars”-Schlafanzug an und fuhr selig in diesem Aufzug Skateboard.

“Wie sehen denn die Kinder aus, das geht ja gar nicht”, begrüße ich meinen Mann zugegebenermaßen etwas schnippisch, während ich auf die Kleidung der Kinder zeige. “Wieso… sie haben doch was an, oder?”, lautet seine pragmatische Antwort.

Das war ja mal wieder typisch. Hauptsache “etwas anhaben”, egal ob man bzw. Baby das nun so trägt oder es der Witterung entspricht. Und im Schlafanzug bei 13 Grad draußen (also quasi Blitzeis)? “Der Junge wird doch krank und nächste Woche ist Mathearbeit.” “Wann war er denn das letzte Mal krank?” will mein Mann von mir wissen.

“Im letzten Oktober”, triumphiere ich. “So viel ich weiß, hatte er da Magen-Darm, und die hat er sich bestimmt nicht wegen falscher Kleidung eingefangen”, kontert mein Mann. Na toll. Ich muss das mal googlen, irgendwie wird doch nachzuweisen sein, dass falsche Kleidung bei Kindern insbesondere auch zu Magen-Darm-Grippe führen kann.

Kinder richtig anziehen: Fehlanzeige?

Ich als Mutter habe ja für jede noch so minimale Temperaturschwankung die optimale Verpackung für meine Kinder im Kopf abgespeichert und auch im Kleiderschrank hinterlegt.

Es ist 15 Grad, mittags soll es wärmer werden, ab 17 Uhr ist mit leichten Schauern zu rechnen? Aha. Wir ziehen dem Sohn also eine lange, aber leichtere Hose an, dazu ein Longsleeve und den dünnen Windbreaker, bei dem man das Fleecefutter heraus knöpfen kann. Mein Mann, der Unwissende, bietet dann meistens ein Sweatshirt an. Oh nein! Mein armes Kind soll nicht krank werden, nur weil ein Elternteil komplett ignorant ist.

Sobald meine Kinder in den Garten gehen, renne ich ihnen dann hektisch mit Jacken und Mützen hinterher. Man weiß ja nie, der Wind könnte auffrischen. Mein Mann winkt immer ermattet ab. So ein kleines bisschen Wetter hat noch nie jemandem geschadet, sagt er. Und nicht alle Familienmitglieder würden immer so frieren wie ich. Ein bisschen Abhärtung wäre sogar sehr gesund.

Komisch eigentlich, bei mir hilft diese Abhärtung gar nicht, obwohl mein Mann zum Beispiel sehr gesundheitsbewusst auch bei Eiseskälte immer die Heizung abdreht und ab April überhaupt nicht mehr im Haus heizt. Dann beginnt bei uns ein monatelanger Kampf über die Herrschaft des Thermostats, der meistens im August unentschieden endet. Und weil mein Mann mich abhärten will, habe ich dann auch Dauerschnupfen bis zum Hochsommer, jawohl.

Kürzlich war mein Mann mit den Kindern draußen, um im Garten zu arbeiten. Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Tochter im “Hello-Kitty-Nachthemd” und mein Sohn im “Feuerwehr Mann Sam-Pyjama” ins Beet stapfen. Die Kleiderordnung Matschhose und Gummistiefel wurde von mir penibel eingefordert. Nachdem das Gebuddelt beendet war und die Kinder glücklich im Hausflur standen, der große Schock: Mein Mann hatte ihnen die Laschen nicht über die Schuhe gestülpt, so dass die Hosen hoch gerutscht waren, Wind und Matsch also direkt mit nackter Haut in Kontakt kamen. Schrecklich! Wieder falsch angezogen! Das geht doch gar nicht! Die Kinder werden krank! Und, wurden sie?

Nein. So ein klitzekleines bisschen Abhärtung kann wohl doch nicht schaden……

Unsere Autorin bloggt regelmäßig unter www.frau-mutter.com, sie wohnt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteilportal aus dem Südwesten. Folgen Sie dem Tagesspiegel Zehlendorf auch auf Twitter.

Nina Massek

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