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Hundedemo am Schlachtensee: Die Parolen sind deutlich, viele Bürger aber auch kompromissbereit.

© Franziska Felber

Update

Hundeverbot am Schlachtensee: Demonstranten kündigen Bürgerbegehren an

"Maulkorb für Markl-Vieto": Rund 2000 Demonstranten, ein Drittel davon Hunde, protestieren am Schlachtensee gegen das geplante Hundeverbot. Ingo Keller von der Initiative "Berliner Schnauze" kündigte ein Bürgerbegehren an.

Wie es sich für eine machtvolle Demonstration gehört, ist die Versammlung schon von Weitem zu hören. Nur sind es am Donnerstagnachmittag keine Sprechchöre, die über den Uferweg des Schlachtensees hallen. Es ist Gebell. Etwa 2000 Demonstranten versammeln sich gegen 14 Uhr auf der Fischerhüttenstraße in Zehlendorf – ein Drittel davon sind Hunde. Sie sind alle gekommen, groß und klein, weich und stoppelig, vom Dackel bis zum Labrador, um ihre Empörung darüber kundzutun, dass ab Freitag das generelle, von Grünen-Stadträtin Christa Markl-Vieto ausgesprochene Hundeverbot am Uferweg des Schlachtensees und der Krummen Lanke in Zehlendorf gelten soll.

Auf dem Banner der Bürgerinitiative Berliner Schnauzen und der Erna-Graff- Stiftung für Tierschutz, die die Demo veranstalten, heißt es: „Schlachtensee für Mensch und Hund!“. Alibaba, 6, Königspudel aus Zehlendorf, der jeden Tag am See spazieren geht, fordert mit Schild um den Hals: „Freie Ufer für alle“. Etwas provokativer formuliert das Anliegen Hundehalter Jörg, mit seiner Promenadenmischung Otto. „Liebe Grüne, nehmt Frau Markl-Vieto an die Leine“, heißt es auf seinem Plakat – dazu ziert eine Fotomontage vom Kopf der Politikerin auf einem Hundekörper die Botschaft. Doch Jörg zeigt sich wie die anderen Demonstranten kompromissbereit. Er könne sich ein Hundeverbot zum Beispiel an Wochenenden und Feiertagen vorstellen, sagt er. „Aber wochentags ist es doch hier eh leer“, sagt er. Für das Argument, die Hunde verdreckten die Badeseen, hat hier niemand Verständnis.

Applaus und Gebell für Bürgerentscheid

Die Menschen applaudieren, als zum Beginn der Demo verschiedene Redner der Bürgerinitiative und der Erna-Graff- Stiftung zum Mikrofon greifen. Die Hunde kläffen aufgeregt mit, als Ingo Keller von den Berliner Schnauzen ankündigt, es werde einen Bürgerentscheid geben. Er rechnet vor: Von 223 000 Wahlberechtigten im Bezirk müsste die Initiative drei Prozent, also 7000 Unterschriften zusammen bekommen. „Das wäre doch gelacht“, sagt Keller. Die Klage sei ohnehin schon vorbereitet.

Die Veranstalter verweisen anschließend noch gemäß des Demonstrationsrechts darauf, dass die Hunde an die Leine müssen. Dann setzt sich der Zug in Bewegung, hinunter zum Uferweg, vorbei am Gasthaus Fischerhütte, wo erstaunte Herrentagsausflügler den ungewohnten Anblick verfolgen. Die Stimmung ist trotz der hochkochenden Emotionen im Vorfeld der Demo ruhig. Die zunächst von SPD-Seite befürchteten Schläge gibt es höchstens mal durch einen wedelnden Hundeschwanz. Empörung macht sich vor allem am Zaun breit, der oberhalb des Uferwegs zur Markierung der hundefreien Zone aufgestellt wurde. „Grenzsicherungsanlage“ hat jemand auf einem laminierten Aufdruck am Gitter angebracht.

Wunsch nach Kompromiss statt Verbot

Prominente Unterstützung für die Demo hat Boxer-Dame Calypso, 9, vom Schlachtensee mitgebracht. Sie kam mit Schauspielerin und Anwohnerin Andrea Sawatzki, die sich als dreifache Hundebesitzerin durch das „unsägliche Vorgehen“ angesprochen fühlt. „Viel wichtiger wären öffentliche Toiletten und Müllbehälter für feiernde Badegäste“, sagt Sawatzki. Das Müllproblem sprechen viele der Demonstranten an. Ebenfalls hört man von den meisten ein gewisses Verständnis für die Badegäste, die sich ihrerseits von Hunden gestört fühlen, die über Handtücher rennen. Einer Leinenpflicht würden sich die meisten von ihnen fügen. Dass ein Kompromiss das generelle Verbot ersetzen muss, darüber sind sich alle einig.

Für eine verbesserte Situation fordern die Hundebesitzer auch mehr Behälter für Hundekotbeutel. „Da musst du hier ’ne Stunde rumlatschen mit der Kacke in der Hand“, klagt eine Demonstrantin. Deshalb bildete das Schlusslicht der Demonstration auch ein zunächst leerer Bollerwagen. Hier sollten die Demonstranten die vollen Kacktüten entsorgen.

Der Text erscheint auf dem Tagesspiegel Zehlendorf, dem lokalen Onlineportal aus dem Berliner Südwesten.

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