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Die Polizei im Parkhaus an der Clayallee, wo Eltern ihr Kleinkind abends alleine im Auto gelassen haben, während sie im Fitness-Studio waren.

© Steffen Tzscheuschner

Update

Im Parkhaus an der Clayallee in Berlin-Zehlendorf: Kleinkind abends im Auto gelassen: Eltern waren im Fitness-Studio

In Zehlendorf haben Eltern ihr Kleinkind am späten Dienstagabend im Auto in einem Parkhaus zurückgelassen. Sie waren derweil im Fitness-Center trainieren. Die Polizei befreite das Mädchen. Die Eltern sind wütend über die kaputte Scheibe.

Das kleine Mädchen weinte bitterlich im Auto des Zehlendorfer Parkhauses, wo es allein auf der Rückbank saß. Die Eltern waren nirgendwo zu sehen. Da alarmierten Passanten am Dienstagabend, es war bereits 22.20 Uhr, die Polizei. Als die Beamten später die Eineinhalbjährige befreien und dazu die Scheibe einschlagen, zeigen sich die Eltern uneinsichtig und erbost über das kaputte Fenster. Sie waren im nahe gelegenen Fitenessstudio trainieren. Nun ermittelt die Polizei gegen sie. Das Kleinkind im geparkten Renault war den Passanten in dem Parkhaus an der Clayallee in Zehlendorf bereits gegen 22 Uhr aufgefallen, weil es dort – zunächst – ganz allein schlief. Als das Paar 20 Minuten später hörte, dass das Mädchen „bitterlich weinte“, wie es bei der Polizei hieß, rief es die Beamten. So lange, bis die Polizisten eintrafen, versuchte das Paar das Kleinkind mit Handybildern an der Seitenscheibe abzulenken und zu beruhigen. Als die Beamten eintrafen, schlug einer von ihnen das Seitenfenster ein, um das Kind herauszuholen. Er übergab das schreiende Mädchen den Helfern der Feuerwehr, die ebenfalls herbeigerufen worden waren. Laut Polizei hatte die Eineinhalbjährige vollurinierte Windeln und trank gierig aus einer Flasche, die zuvor unerreichbar im Auto gelegen hatte. Als Trost gaben die Polizeibeamten dem Mädchen einen Polizei-Teddybären, berichtete ein Sprecher. In der Zwischenzeit ließen die Beamten die Eltern im angrenzenden Fitness-Studio ausrufen – ohne Erfolg. Gegen 23.10 Uhr kamen dann der 50-jährige Vater und die 37-jährige Mutter des kleinen Mädchens. Laut Polizei fanden sie den Einsatz der Beamten „unverhältnismäßig“. Weiter heißt es im Bericht: „Stattdessen zeigten sie sich erbost über die beschädigte Scheibe und den Tatvorwurf der Körperverletzung", schreibt die Polizei in ihrem Bericht. Die Eltern gaben an, sie seien nur 20 Minuten im Fitnessstudio gewesen. Zudem sollen sie mit juristischen Folgen gedroht haben, wie ein Zeuge berichtet. Die Polizei kommentierte dies nicht.

Neben dem Tatvorwurf der Körperverletzung wird gegen die Eltern nun auch wegen Verletzung der Fürsorgepflicht ermittelt. Die Eltern sollen laut einem Ermittler nicht in Zehlendorf wohnen, sondern nur das dortige Fitnessstudio besucht haben.

Die Autorin ist Polizeireporterin beim Tagesspiegel. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf-Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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