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Die Autorin Nina Taberski-Besserdich

© privat

Ist Zehlendorf kinderfreundlich?: Viele Spielplätze - zu viele freilaufende Hunde

Für Jugendliche ist Zehlendorf schnell uncool, aber für Eltern ist es ein guter Ort. Unsere Autorin hat für den Zehlendorf Blog aus Sicht einer Mutter aufgeschrieben, was gut und was weniger kinderfreundlich ist. Schreiben Sie uns Ihre Meinung.

Zehlendorf ist eigentlich der typische Familien-Randbezirk. Viele junge Eltern ziehen aus der Stadt "ins Grüne" wenn der erst Nachwuchs da ist. Ich bin selbst in Zehlendorf geboren und in Zehlendorf Mitte aufgewachsen. Wie ich das empfand? In der Grundschulzeit war es sehr ruhig, man konnte überall spielen, es fuhren wenige Autos (die Mauer stand noch, die Machnowerstraße endete praktisch hinter der Ludwigsfelder Straße/Sachtlebenstraße).

Später wurde alles etwas belebter und lauter. Als Jugendliche interessiert einen das auch nicht mehr so ganz – man ärgert sich eher über die weite Fahrt in die Stadtmitte und die mangelnden Möglichkeiten, einzig im Sommer waren Fischtal- und Krumme-Lanke-Abende schön. Zehlendorf wurde irgendwie "uncool", fast alle wollten nach dem Abitur in das damals noch hippe "Prenzlberg".

Die Parks, die Seen, die vielen Spielplätze

Aus heutiger Sicht bin ich sehr froh, dass ich mir das anders überlegt habe und nach ein paar Jahren im Süden von Deutschland und vielen wöchentlichen Reisen aus beruflichen Gründen dorthin, wieder nach Zehlendorf gezogen zu sein. Es gibt einem etwas Ruhe nach dem vielen Reisen, die etwas weiteren Wege in die Innenstadt sind mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Taxi oder Auto auch kein Problem.

Mit der Geburt unseres Sohnes vor zwei Jahren nahm ich Zehlendorf plötzlich wieder ganz anders wahr. Plötzlich gab es neue Prioritäten, und man sieht alles um sich herum mit ganz anderen Augen. Bewusster, genauer, "meckernder", aber man freut sich auch über Kleinigkeiten, die man sonst nie gesehen hat.

Das Fischtal, Park in Zehlendorf
Das Fischtal, eine der schönsten Grünanlagen in Zehlendorf

© Nina Taberski-Besserdich/www.zehlendorf.de

Das Positive – sehr viele, wunderschöne Parks und Seen, Teiche zum Enten füttern und wirklich tolle Spielplätze. Diese Vielfalt gibt es wahrscheinlich selten. Außerdem erreicht man auch alles gut zu Fuß oder mit dem Bus wenn man nicht Auto fahren möchte.

Was mich aus Elternsicht an Zehlendorf stört? Die Vielzahl an freilaufenden Hunden in unmittelbarer Spielplatznähe (besonders Zehlendorf Süd) und die große Zahl an Hundehaufen in den Grünflächen daneben (z.B. Spielplatz Breitensteinweg / Ringelnsteinweg). Da kann man wirklich kaum ein Kind über die Wiese laufen lassen.

Freilaufende Hunde fand ich persönlich als Jogger schon nicht angenehm, aber wenn ein Hund auf ein Kind zuläuft - welches von Natur aus keine Angst hat und das Tier auch noch falsch anfasst - dann ist das wirklich nicht schön. Sehr unangenehm empfinde ich es auch, wenn eine Person mit fünf Hunden Gassi geht (direkt am Spielplatz Niritzweg zum Beispiel) oder seinen Hund mit auf den Spielplatz nimmt und ihn unangeleint neben der Bank sitzen lässt (zum Beispiel auf der "Elfiwiese"). Doch, ich mag Hunde - aber die man nicht kennt, kann man eben nicht einschätzen – und ein kleines Kind erst Recht nicht. Also bitte liebe Hundebesitzer – leint eure Hunde zumindest in Spielplatz-Nähe an und nehmt vor allem die Haufen mit!

Spielplatz am Breitensteinweg
Sieht schön aus, ist auch schön, aber wird manchmal gefährlich durch unangeleinte Hunde oder ärgerlich durch Hundekot: Spielplatz am Breitensteinweg

© Nina Taberski-Besserdich/www.zehlendorf.de

Müll auf den Spielplätzen ist auch ein Problem. Auf allen mir bekannten Spielplätzen stehen meines Erachtens nach viel zu wenige Mülleimer, z.B. auf dem "Hänsel und Gretel Spielplatz" im Schönower Park. Auf der beliebten "Elfiwiese" gibt es ab und zu große Feste – anschließend sieht es dort leider aus wie auf einem Schlachtfeld – alles voller Müll. Kann man bei großen Feiern nicht einfach ein paar Müllsäcke mitnehmen?

Restaurants. Wir gehen immer noch ab und zu gern Essen und Frühstücken. Damit die Fahrt mit Kind nicht so lange dauert, gern verstärkt in Zehlendorf. Aber auch das ist wirklich schwierig, da die wenigsten Restaurants genügend Kinderstühle haben oder über eine kleine Spielecke verfügen. Ja, unglaublich, aber wir wählen Restaurants mittlerweile wirklich nach dem Kriterium "Kindertauglichkeit" aus, und ich bin mir recht sicher, dass viele Eltern dies genauso machen. Ein kleiner Spielplatz, eine Spielecke, ein eingezäunter Außenbereich ... kann ein Wettbewerbsvorteil sein.

Die Möglichkeiten, in Zehlendorf gut frühstücken zu gehen, sind leider recht begrenzt. Die bestehenden Angebote sind sonntags so überlaufen, dass man als Eltern mit Kind sofort wieder rückwärts raus geht. Auch hier ist noch Bedarf da.

In Summe denke ich, dass die geschilderten Negativpunkte nicht alle Zehlendorf-spezifisch sind, sondern fast überall auftreten. Die positiven Faktoren der schönen Natur- und Freizeitmöglichkeiten überwiegen jedoch eindeutig und lassen mich Zehlendorf für eine Stadt eindeutig als familien- und kinderfreundlich bewerten.

Die Autorin ist gebürtige Zehlendorferin und Mitbegründerin des Portals zehlendorf.de. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Nina Taberski-Besserdich

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