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Marodes Amt in Berlin: Im Rathaus Zehlendorf kommt rostiges Wasser aus den Leitungen

Aufgrund alter Wasserrohre ist das Wasser im Zehlendorfer Amt ist nicht mehr trinkbar. Doch nicht nur das: Der gesamte Rathaus-Komplex ist seit Jahren sanierungsreif.

Der zulässige Grenzwert für Eisen in Trinkwasser wird im Rathaus Zehlendorf seit sechseinhalb Jahren um etwa 800 Prozent überschritten. In dem in den siebziger Jahren errichteten Bauteil E wurden pro Liter Wasser 1,6 bis 1,7 Milligramm Eisen ermittelt; erlaubt sind lediglich 0,2 Milligramm pro Liter. Das bezirkliche Gesundheitsamt empfahl nach der Messung im September 2010, die Mitarbeiter im Rathaus vor dem Konsum des Wassers zu warnen. Seitdem hängen in den Teeküchen Schilder mit der Aufforderung, das Wasser vor dem Konsum mindestens zwanzig Minuten laufen zu lassen – „zur Verbesserung der Wasserqualität“.

Erst wenn die letzte Wasserleitung verrostet, das letzte Klo verstopft und der letzte Hausmeister im Aufzug gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Gebäude pflegen muss.

schreibt NutzerIn sandbaenker

„Ich bin total erschrocken“, sagt der Linken-Bezirksverordnete Hans-Walter Krause, der die Warnschilder in einer schriftlichen Anfrage zum Thema machte. „So pleite kann der Bezirk doch gar nicht sein! Da reicht doch nicht ein Zettel.“ Stephan Göldner, Personalratsvorsitzender im Bezirksamt berichtet, dass auch im Bauteil A montags „braune Brühe aus dem Hahn“ komme. „Wir prangern das immer wieder an“, beklagte er, seit Jahren würde sich der Personalrat für eine Sanierung der Wasserrohre einsetzen: „Aber wir treten auf der Stelle.“ Seit mehr als sieben Jahren habe er sein Büro im Rathaus, „in dieser Zeit wurde nur Flickschusterei betrieben“.

Das gesamte Rathaus bedarf einer Sanierung

Denn die Wasserrohre sind nur ein Teil des Problems: Der gesamte Rathaus-Komplex ist sanierungsbedürftig. Abwasserleitungen, Fenster, elektrische Leitungen, Lüftungsanlage, Decken, Brandschutz, Sanitäranlagen – vieles müsste erneuert werden.

Den Verantwortlichen im Bezirksamt ist das seit Jahren bekannt. 2008 entstand der Plan, das Rathaus zu sanieren und den gesamten Gebäudekomplex zugleich zum Null-Emissionen-Rathaus umzubauen: 2011 wurde das Projekt Sarazenu „Sanierung Rathaus Zehlendorf Energie Null“ gestoppt, der Rechnungshof kritisierte Vorgehen und Planungen scharf. 1,5 Millionen Euro Planungskosten waren da jedoch schon ausgegeben.

Seitdem hat sich nichts getan. Im März vergangenen Jahres haben die Bezirksverordneten die Anmeldungen für die Investitionsplanung für die Jahre 2017 bis 2021 beschlossen. Zwei Millionen Euro sind für eine Machbarkeitsstudie eingeplant, bei der neben der Sanierung des Rathauses auch die Option eines Neubaus geprüft werden soll. Auch Baukosten sind angemeldet: Ab 2022 könnten – wenn die Landesebene dem Investitionsbedarf zustimmt – 22,75 Millionen Euro für die Sanierung des maroden Rathauses verbaut werden. Bis dahin müssen wohl die Schilder reichen.

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