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Chefin Regina Wittgen (links) und ihre Mitarbeiterin Pamela Dahl.

© Christian van Lessen

Neues Eiscafé in Zehlendorf: Eisige Entspannung am Mexikoplatz

Das neue Eiscafé am Mexikoplatz ist genau der Treffpunkt, der bisher an diesem Ort noch gefehlt hat, findet unser Autor. Für den Zehlendorf Blog hat er aufgeschrieben, wie es ist, und erfahren, dass es hier bald noch mehr mediterranes Flair geben soll.

Eis, Eis, Eis!!! Was für ein hitziges Wochenende , die erste wirklich heiße Phase liegt nun hinter diesem neuen Zehlendorfer Eiscafé: Ein Gast im großen Garten mochte offenbar nicht nur Kaffee, Eis oder Kuchen: "Ihre Aschenbecher gefallen mir so gut, darf ich Ihnen einen abkaufen?" fragte er die Chefin des neuen Eiscafés "La Piazza". Regina Wittgen war nur kurz überrascht, brachte ihm dann gleich zwei neue und sträubte sich fast, als ihr der Gast Geld anbot. Es herrscht gute Stimmung am Mexikoplatz. "Die Zehlendorfer sind so entspannt, sie sind sehr nette Gäste", sagt die Chefin, die sich seit der Eröffnung vor rund zwei Wochen über den großen Zuspruch der Kundschaft freut. Sie nimmt sich, wo sie kann, auch die Zeit, mit den Gästen zu reden. "Wir haben offenbar den Nerv dafür getroffen, was die Leute hier schön finden." Und wenn es sogar die Aschenbecher sind.

Bald kommt ein Laden mit italienischen Waren dazu

Aus der Schleckerfiliale an der Ecke zur Beerenstraße – der Leerstand trübte monatelang das Bild eines der schönsten Plätze Berlins – ist allein durch Weitersagen in der Nachbarschaft ein attraktiver Treffpunkt geworden, der in dieser Art am Ort bislang gefehlt hat. Kaum zu glauben, was aus einer Drogeriefiliale werden kann. Eis und Kuchen, selbstgefertigt, Kaffee, Getränke aller Art, ein mediterran gestalteter Innenraum (nach eigenen Entwürfen in Mailand von einem Ladenbauer gefertigt), ein großer, terrassierter Garten: Es hat sich viel getan an dieser Ecke. Bis Ende des Jahres will Regina Wittgen mit ihrem Geschäftspartner Ecki Bekisi direkt neben dem Eiscafé noch einen Laden mit italienischen Spezialitäten eröffnen. Dann gäbe es mit dem gegenüberliegenden, alteingesessenen Ristorante La Gondola Due  ein kleines mediterranes Zentrum am Platz, meint die Piazza-Wirtin.

"Italien in Mexiko". Auf der Karte ihres Lokals schildert sie kurz die Geschichte des Platzes, des stattlichen Gründerzeithauses, vom Industriellen und einst einem der reichsten Männer Deutschlands Guido Henckel von Donnersmarck errichtet. Ursprünglich gehörte es der Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung. Und sie erinnert ihre Gäste an den langen Namensweg des Bahnhofs gegenüber, der ursprünglich 1904 als Station "Zehlendorf-Beerenstraße" begann, zu Zehlendorf-West, Lindenthaler Allee und erst 1987 zum Bahnhof Mexikoplatz wurde.

Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel. Er lebt in Zehlendorf.
Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel. Er lebt in Zehlendorf.

© Mike Wolff

Regina Wittgen hat sich vorgenommen, trotz aller Hektik der heißen Sommertage, das Geschäft gemütlich angehen zu lassen, aufs Weitersagen der Kundschaft zu vertrauen. "Und das Konzept geht auf", sagt sie. Die gebürtige Tempelhoferin und gelernte Hotelkauffrau, ihr Mann ist Konditormeister, hatte schon lange den Mexikoplatz als Standort für ein Eiscafé im Auge. Dieser schöne Ort müsse mehr belebt werden, fand sie. Sie betreibt zwei weitere Eiscafés in der Stadt, in den Markt-Passagen in Adlershof und am Ostpreußendamm in Lichterfelde. Beim Umbau musste der Denkmalschutz beachtet werden (der Schriftzug des Lokals musste möglichst dezent sein), ferner die Gartenanlage des Platzes, das Eiscafé bekam einen terrassierten Garten. Die Anwohner registrierten den Umbau mit neugierigem, auch skeptischem Interesse: Kann das gut gehen? Zur Eröffnung kamen jedenfalls Glückwünsche aus der Nachbarschaft, eine Arztpraxis schickte sogar Blumen. Offenbar ist der Start gelungen. Ab August soll es auch eine Frühstückskarte geben.

Der Mexikoplatz hat nun nur noch ein einziges größeres Leerstandsproblem: Eine der Bankfilialen ist ausgezogen. Ansonsten gibt es eine bunte Geschäftsmischung: Weinhandel, Bäckereien, Bistro-Bar, Bank, Boutique, Kosmetik, Friseure, Tierbarbier, Konditorei, Optik, Schreibwaren, Reinigung, Reisebüro, Apotheke und ein Nachbarschaftstreffpunkt. In den achtziger Jahren gab es großen Wirbel, als sich ein Supermarkt am Platz ansiedeln wollte. Von einer optischen Zerstörung des Gesamtensembles  Mexikoplatz war die Rede. Der Markt fügte sich letztlich sehr dezent ein. An gleicher Stelle steht nun das La Piazza.

Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels und lebt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Christian van Lessen

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