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Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel. Er lebt in Zehlendorf.

© Mike Wolff

Neues Wirtshaus für Zehlendorf: Schwarze Adler hat neue Flügel: der Zehlendorfer Hof

Der Schwarze Adler war eine legendäre Kneipe. Als sie einging, verfiel auch das Haus an der Potsdamer Straße 25. Unser Autor hat für den Zehlendorf Blog das neue Wirtshaus "Zehlendorfer Hof" von Mario Gusic besucht.

Wer kennt noch den Schwarzen Adler? Das Lokal an der Potsdamer Straße in Zehlendorf, in einem kleinen denkmalgeschützten alten Haus? Ich erinnere mich an eine verrauchte, recht düstere Kneipe, irgendwie immer noch typisch für Berlin, so dass sie auch in Neukölln oder Pankow hätte stehen können. An irgendeiner Ecke. Doch sie stand mitten im „feinen“ Zehlendorf und war so gar nicht typisch für den Bezirk. Aber der Schwarze Adler wurde von seinen Stammgästen geliebt, bis er zu deren Kummer vor einigen Jahren dicht machte. Jetzt ist – ein kleines Wunder - aus dem Lokal, das eines der ältesten des Bezirks war, nach umfangreichem Umbau und einer kleinen Erweiterung das helle Wirtshaus „Zehlendorfer Hof“ mit Biergarten geworden.

Der neue Wirt, Mario Gusic, hat sich auf deutsche Küche spezialisiert, will auch dem „Geist der Zeit und aktuellen Trends“ folgen. 

Als es den Schwarzen Adler noch gab, wusste ich ihn nicht zu schätzen. Mich hatte es einmal zufällig dorthin verschlagen, das Bier hinterließ einen schalen Geschmack . Andere  Besucher wussten das Lokal mehr zu genießen, der Laden war voll. Als der Schwarze Adler davon geflogen war, seine Gäste heimatlos hinterließ und das alte Haus den Eindruck machte, es wolle schnell vergammeln und bald auseinanderfallen, wusste ich erst, was hier in dieser Gegend vielen Leuten fehlte: Eine ganz normale Kneipe oder Gaststätte, wie es sie in Zehlendorf viel zu selten gibt. Ein Ort, an dem man gut essen oder einfach nur für ein Bier oder Wein oder zum Kaffee und Kuchen vorbeischauen kann . Ich erinnere mich dabei auch an den verblichenen „Siphon“, der nebenan in der Neuen Straße sogar weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt war. Erst als er geschlossen hatte, wusste ich, dass ich ihn viel zu selten besucht und gewürdigt hatte.

Mario Gusic, der Wirt vom "Zehlendorfer Hof".
Mario Gusic, der Wirt vom "Zehlendorfer Hof".

© Christian van Lessen

Mario Gusic wusste das leerstehende Gebäude des Schwarzen Adlers zu würdigen. ,„Ich liebe alte Häuser, und das hat mir immer gefallen“, sagt er. Er steht hinterm Tresen seines neuen Wirtshauses und schaut zufrieden um sich. Die Einrichtung wirkt freundlich gediegen, altes Mauerwerk wurde freigelegt. Der 35-Jährige hat sich gleich zwei Träume erfüllt. Er hat nach dem Kauf vor zwei Jahren und dem umfangreichen Umbau dem Haus seine Würde zurückgegeben, einen architektonischen Schatz vor dem Verfall gerettet – und sich als junger Gastronom einen langgehegten Wunsch erfüllt. Mit der Küche eine „klare Linie“ zu fahren, „alles frisch und nichts tiefgefroren“.

Als das Haus fertig war, hat er kurz überlegt, ob er nicht den Namen „Schwarzer Adler“ wiederbeleben sollte. Immerhin hat das Haus unter diesem Namen eine lange Geschichte, hat Höhen und Tiefen erlebt. Auch im Heimatmuseum ist es als historische Gaststätte des Bezirks vermerkt. Aber gerade das „Schwarz“ im Namen sagte dem neuen Wirt nicht zu, es wirkte ihm zu düster und bedenklich. Er wollte seinem neuen Restaurant von vornherein ein helleres Image verpassen.

Ein gebürtiger Kroate, spezialisiert auf die hiesige Küche? Gusic sieht das auch als Beispiel für Integration, findet das weder verwunderlich noch bemerkenswert. „Ich bin Zehlendorfer“, sagt er. Im Alter von 14 Jahren kam er mit seinen Eltern nach Berlin, gründete hier seine Familie. Mit seiner Frau Ivana und den beiden Kindern hat er sich über dem Lokal eingerichtet.

Und wer in der Gegend kroatisch essen will, kann das nur paar Meter weiter im „Dubrovnik“ tun, mit dessen Wirt sein Vater seit der Jugendzeit bekannt ist. Wie überhaupt, findet Gusics Eindruck, "bei den Kroaten in Berlin jeder jeden kennt."

Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels und lebt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Christian van Lessen

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