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Pierre Baigorry ist Mitgründer und Mitglied der Band Seeed, 2007 startete er befristet sein Solo-Projekt Peter Fox.

© privat

Peter Fox schreibt exklusiv: Auf (ein) Wiedersehen, Zehlendorf!

In Schönow ist er aufgewachsen, als Kind hatte er in Zehlendorf eine schöne Zeit, aber pünktlich mit 18 war Schluss. Für den Zehlendorf Blog erinnert sich Pierre Baigorry alias Peter Fox an Amseln und Spiritusgeruch.

Genau. Ich bin ursprünglich aus Schönow - dem, gemeinsam mit Düppel, wahrscheinlich unzehlendorfigsten Teil von Zehlendorf; eher typisch Stadtrand West-Berlin, wie Marienfelde oder Rudow.

Dort, wo ich Ende der 70er und in den 80ern aufgewachsen bin, gab es bis in die Sechzigerjahre noch jede Menge Äcker und Felder. Dann kam die große Hilfswerksiedlung (Lupsteiner Weg) und 70er-Jahre-Reihen-, Ein- und Mehrfamilienhäuser. In einem solchen bin ich mit meinen Geschwistern groß geworden. Drei Familien auf einem Grundstück mit je einem kleinen Handtuch-Vorgarten. Die Mischung in dem Kiez war dementsprechend: ziemlich normal, Mittelklasse. Lehrer, Postbeamte, Krankenschwestern, Ingenieure, angeblich auch ein „Erfinder“ (so ging die Sage) neben sozial schwächeren Familien aus der Hilfswerksiedlung.

Für Kinder ziemlich optimal: Durch unsere Straße (die Pfarrlandstraße - der Name sagt alles, oder ?) fuhr fünfmal am Tag ein Auto. In der Nähe die Elfi-Wiese, wo man, abgesehen von den Karnickel-Löchern, passabel Fußballspielen konnte und der Teltowkanal. Als absolutes Highlight kamen ein paar Mal im Monat die Amis im Laufschritt oder mit Panzern durch den Kiez, weil der auf dem Weg von den Kasernen an der Goerzallee zu den Übungsplätzen in Düppel oder im Grunewald lag. Diese „Paraden“ fand ich als Kind ziemlich stark, muss ich sagen.

Pierre Baigorry und Seeed auf der Bühne beim diesjährigen Echo in Berlin.
Pierre Baigorry und Seeed auf der Bühne beim diesjährigen Echo in Berlin.

© dpa

Aber alles in allem auch ziemlich piefig, das Ganze.

Und von Berlin, oder dem, was man im Allgemeinen unter einer großen Stadt versteht, sehr, sehr weit weg: Zehn Minuten zu Fuß zur Bushaltestelle. Mit dem 1er Bus (später 10er, bzw 110er  Bus) inklusive Wartezeit gut 20 Minuten zum Oskar-Helene-Heim und dann mit der U-Bahn 20 Minuten zum Wittenbergplatz - also immer rund eine Stunde „in die Stadt“. Zur Schlossstraße nach Steglitz etwas weniger. Nachts war Schönow quasi unerreichbar.

Schwarz zu blau: "Doch die Sonne geht gerade auf. Und ich weiß, ob ich will oder nicht, dass ich dich zum Atmen brauch... brauch, brauch"
Schwarz zu blau: "Doch die Sonne geht gerade auf. Und ich weiß, ob ich will oder nicht, dass ich dich zum Atmen brauch... brauch, brauch"

© privat

Das war dann irgendwann alles sehr nervig, also war mit 18 pünktlich Schluss für mich dort und ich bin nach Schöneberg gezogen. Seitdem gab es auch ehrlich gesagt nicht allzu viele Gründe nach Schönow zu fahren - besonders nachdem unsere Eltern dort die Zelte abbrachen.

Im Juni sind wir aber original nach ungefähr 20 Jahren zu einem großen Wiedersehens-Treffen mit allen drei Groß-Familien auf unserem damaligen Grundstück verabredet. Das wird bestimmt schön. Mit Grillwürstchen, Amseln und Spiritusgeruch. 

Der Autor ist Mitgründer der Gruppe Seeed und wurde bekannt mit dem Solo-Projekt Peter Fox. Er wohnt mit seiner Familie wieder im Südwesten: in Steglitz

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