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Kein Gegenverkehr möglich: Die Stubenrauchstraße in Zehlendorf. Und doch führt hier seit August 2016 der Verkehr der Mühlenstraße durch, da dort Arbeiten an Rohrleitungen durchgeführt werden

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Sperrung der Mühlenstraße führt zu Verkehrschaos in Umgebung: "Lieber Strafzettel als Unfallschäden"

Durch die enge Stubenrauchstraße läuft seit Monaten wegen einer Baustelle viel Verkehr; zu viel, finden die Anwohner. Eine vorübergehende Einbahnstraßenregelung wäre die Lösung, sagt auch der Bezirk. Die Verkehrslenkung Berlin jedoch ist dagegen.

Die Mühlenstraße fungiert für viele Autofahrer als Hauptverbindung zwischen Zehlendorf und Lichterfelde, auch als Umgehung des Teltower Damms. Seit Ende August ist die Mühlenstraße aufgrund von Rohrleitungsarbeiten der Berliner Wasserbetriebe gesperrt. Seither fließe fast der gesamte Durchgangsverkehr durch die Stubenrauchstraße, sagt Anwohner Burkhard Schütte dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h würde dabei meist nicht eingehalten, zudem ist die Straße zu eng für Gegenverkehr. Die Stubenrauchstraße sei „zu einer Hauptdurchgangsstraße geworden“. Dabei sei die Straße „so eng, dass ein Begegnungsverkehr nicht möglich ist. Das führt zu einem permanenten Verkehrschaos,“ sagt Anwohner Burkhard Schütte.

Mittlerweile neun geparkte Autos seien erheblich beschädigt worden, darunter das Auto der Schüttes: Schäden an Stoßstange und Kotflügel in Höhe von 1800 Euro. Auch das Auto eines Hausmitbewohners sei inzwischen an der Flanke beschädigt worden - ein Schaden von mehr als 2000 Euro. Der Verantwortliche habe in diesem Fall sogar Fahrerflucht begangen. „Das Überqueren der vormals beschaulichen "Stubi" ist insbesondere zu Verkehrsspitzenzeiten vor allem für Kinder und ältere Anwohner zu einer echten Herausforderung geworden", schreibt auch Nachbarin Frau N. Der momentane Zustand werde von den Anwohnern der Stubenrauchstraße und der parallel verlaufenden Prinz-Handjerystraße als unzumutbar empfunden.

Millimeterarbeit: Nicht nur beim Passieren von LKW können parkende Fahrzeuge schon mal beschädigt werden
Millimeterarbeit: Nicht nur beim Passieren von LKW können parkende Fahrzeuge schon mal beschädigt werden

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Inzwischen haben die Anwohner mehrere Versuche unternommen, bei der Polizei, beim Bürgeramt und bei den Wasserwerken eine veränderte Verkehrslenkung zu erwirken. Bei einem Ortstermin und Gesprächen der Anwohner mit Justizsenator Thomas Heilmann und Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski, beide CDU, waren sich alle Beteiligten einig, dass schnell eine Einbahnstraßenregelung umgesetzt werden soll. „Wir als Bezirk unterstützen den Vorschlag der Anwohner und haben ihn in einem entsprechenden Antrag gegenüber der Verkehrslenkung übernommen", sagt Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf. Sie habe gehört, dass die Verkehrslenkung Berlin (VLB) diese Regelung nicht befürworte; ein offizielles Antwortschreiben habe sie aber nicht erhalten. Dabei ginge ja aber nicht um eine dauerhafte Lösung, sondern nur um die Zeit der Sperrung. Denn vor Ort sei aus ihrer Sicht „nicht die Geschwindigkeit das Problem; wenn aber abends alles zugeparkt ist, dann gibt es durchaus ein Problem.“

Die Anwohner der Stubenrauch- und der Prinz-Handjery-Straße plädieren für eine vorübergehende Einbahnstraßen-Regelung. Die Verkehrslenkung Berlin sieht das anders
Die Anwohner der Stubenrauch- und der Prinz-Handjery-Straße plädieren für eine vorübergehende Einbahnstraßen-Regelung. Die Verkehrslenkung Berlin sieht das anders

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Petra Rohland, stellvertretende Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bedauert, dass es im Zuge der Rohrleitungsarbeiten in engen Wohngebietsstraßen wie der Stubenrauchstraße zwangsläufig vermehrt zu Situationen komme, in denen die Verkehrsteilnehmer unter gegenseitiger Rücksichtnahme „eine Einigung hinsichtlich des Vorfahrtrechtes erzielen müssen. Verstoßen Kraftfahrer gegen diese grundsätzliche Regelung, kann es gegebenenfalls zu Konflikten kommen." Eine Unfallauswertung habe aber im Zeitraum von fast vier Monaten drei Verkehrsunfälle festgestellt, damit könne von einer „unauffälligen Unfallstatistik gesprochen werden“.

Die Anregung hinsichtlich einer Einbahnstraßenregelung habe man geprüft. „Diese Form der Verkehrsführung kommt in reinen Wohngebieten regelmäßig nicht zum Tragen und wurde lediglich für die Strecken angeordnet, auf denen Kraftfahrzeuge den Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs ausweichen müssen“, so Rohland. Außerdem führten Einbahnstraßenregelungen aufgrund des fehlenden Gegenverkehrs erfahrungsgemäß zu einer Beschleunigung des Verkehrs und andererseits zu einem Verdrängungseffekt, so dass sich die Verkehrsteilnehmer Ausweichrouten durch andere, ebenfalls schützenswerte Wohngebietsstraßen suchen. Man werde aber die Polizei bitten, diesen Bereich verstärkt hinsichtlich der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zu überwachen. Außerdem werde die Verkehrslenkung Berlin sowohl in der Stubenrauch- als auch in der Handjerystraße Ausweichstrecken mittels Halteverbot anordnen, um dem Begegnungsverkehr die Möglichkeit des Ausweichens zu erleichtern.

Anwohner wollen lieber Strafzettel zahlen als Unfallschäden

„Davon halte ich gar nichts", sagt Burkhard Schütte. „Das ist nicht zielführend, da alle Anwohner leider ihre Autos auf der Straße parken müssen, außerdem auch die vielen S-Bahnpendler." Er verstehe nicht, warum sich die VLB gegen eine vorübergehende Einbahnstraße sträube.

Laut Senatsverwaltung sollen die Arbeiten noch bis zum 6. Januar 2017 andauern. „Eigentlich sollte die Sperrung der Mühlenstraße bis Ende Oktober beendet sein“, sagt Anwohner Schütte dazu. Ob es nun bei dem Termin Anfang Januar bliebe, sei ungewiss. „Die Arbeiter sagten uns, sie könnten bei diesen Temperaturen nicht weiter arbeiten. Für uns ist die Situation jedenfalls unbefriedigend. Es traut sich kaum noch jemand auf die Straße“, sagt Burkhard Schütte. Das Ordnungsamt habe nun am vorletzten Wochenende Verwarnungsgelder in Höhe von 20 Euro für die als „Notmaßnahme“ auf dem Randstein parkenden Fahrzeuge verhängt. „Aber dann parken wir lieber weiterhin so lange auf dem Randstein und zahlen noch fünf Strafzettel, anstatt wieder 2000 Euro für die Reparaturen zu zahlen.“

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