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Rand und Band. Auf fast zehn Kilometern säumen Eichen die B 1 zwischen Dreilinden und Steglitzer Kreisel.

© Thilo Rückeis

Straßenbäume Unter den Eichen: Die Magistrale durch Steglitz und Zehlendorf wird schöner

Eine Initiative verhilft der B 1 zu alter Pracht – und zeigt den Erfolg der Stadtbaum-Kampagne des Senats. Denn seit dem Start der Aktion sind bereits 262 000 Euro Spenden gesammelt und 2400 Bäume gepflanzt worden.

Die Verbindung zwischen Berlin und Potsdam ist eine Katastrophe: Ständige Verspätungen, wachsende Straßenschäden und Probleme mit widrigem Wetter zerren an den Nerven der Pendler. Zwei Jahre nach dem letzten Machtwechsel wird die Verbindung zwischen beiden Städten also Chefsache – und der Auftrag zur Neuplanung der Strecke vergeben.

So etwa soll es gewesen sein, als König Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1788 Carl Gotthard Langhans nicht nur mit dem Bau des Brandenburger Tors beauftragte, sondern auch mit der Anlage jener Allee, die heute die Hauptverbindung zwischen dem Berliner Südwesten und der Innenstadt ist. Zehntausende fahren jeden Tag die heutige B 1 zwischen Dreilinden und dem Steglitzer Kreisel entlang, ohne ihre Besonderheit groß zu beachten: den stadtweit einmaligen Bestand teils alter Eichen als Straßenbäume. Laut dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Waldzustandsbericht erholen sich die ökologisch besonders wertvollen Eichen kaum von den Wetterextremen vergangener Jahre: Nur vier Prozent sind gesund, zwei Drittel stark geschädigt.

Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements

Weil sich der Befund auf Waldbäume bezieht, scheint es fast erstaunlich, dass die Eichen entlang der sechsspurigen Autotrasse überhaupt noch grün werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die über Jahrzehnte entstandenen Lücken im Baumbestand werden nach und nach geschlossen. Zu verdanken ist das dem Zusammentreffen einer lokalen Initiative und der Ende 2012 gestarteten Stadtbaum-Kampagne des Senats, die sich zum Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements entwickelt.

Eine bekannte und kilometerlange Prachtbaumstraße - "Pracht"? Nur etwa vier Prozent der Bäume "Unter den Eichen" sind gesund.
Eine bekannte und kilometerlange Prachtbaumstraße - "Pracht"? Nur etwa vier Prozent der Bäume "Unter den Eichen" sind gesund.

© Thilo Rückeis

Nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung sind mit der Kampagne bisher 262 000 Euro Spenden eingesammelt worden. Damit lassen sich 464 Bäume kofinanzieren, denn sobald 500 Euro Spenden beisammen sind, legt die Verwaltung jeweils den gleichen Betrag drauf, um einen Baum inklusive Pflege für die ersten drei Jahre zu bezahlen. Real sind dank einer Anschubfinanzierung allerdings schon etwa 2400 Bäume gepflanzt worden. Die nächsten 600 sollen ab März folgen – diesmal in Pankow, Lichtenberg, Reinickendorf und Treptow-Köpenick. Damit sind alle Bezirke mindestens einmal an der Reihe gewesen. Die Standorte sind online unter www.berlin.de/stadtbaum komfortabel zu lokalisieren.

Nach Auskunft von Verwaltungssprecherin Daniela Augenstein ist das Budget im aktuellen Doppelhaushalt auf jährlich 1,3 Millionen Euro aufgestockt worden, so dass die Kofinanzierung gesichert sei. Spender sind sowohl Privatleute als auch Unternehmen und Initiativen.

Noch 100 Lücken „Unter den Eichen“

Als Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) im vergangenen November mehr als 100 Spender zu einem Empfang aufs Schöneberger Südgelände einlud, waren auch Jürgen Vetter und Ana Kunst-Baur von der Initiative „Berliner Eichentor“ zu Gast. Tags darauf pflanzten sie gemeinsam mit Müller 25 Eichen auf dem Zehlendorfer Teil des Straßenzuges, der Potsdamer Straße. Ein Jahr davor hatten sie schon zehn Eichen gepflanzt – damals noch ohne Kofinanzierung.

„Uns geht es um den Mittelstreifen, denn der entspricht der alten Allee“, sagt Vetter. Beim Start der Initiative 2011 hätten sie rund 140 Lücken ausgemacht; „gut 100 sind immer noch offen“. Hinzu kämen alte „Sünden“ wie die Pflanzung von Linden und Pappeln. Am Tunnel unter der Drakestraße und in Bereichen mit schmalem Mittelstreifen seien die Lücken ohnehin nicht mehr zu schließen. Aber nach jahrzehntelanger Vernachlässigung sei das Bewusstsein für dieses wertvolle und bisher wenig beachtete Erbe geschärft – bei den Ämtern wie bei den Anrainern, bei denen man verstärkt werben wolle.

Die Straße Unter den Eichen wird ihren Namen also auch langfristig zu Recht tragen. Ob der jahrelang geschrumpfte Straßenbaumbestand auch im stadtweiten Saldo wieder wächst, will der Umweltverband BUND bis März ermitteln. So lange haben die Ämter Zeit, ihre Statistik zu aktualisieren. Und die Fällsaison dauert bis Ende Februar.

- Der Autor ist Redakteur des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin der Zeitung.

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