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Hände weg vom Standort Wilma-Rudolph-Schule! So jedenfalls argumentiert die Interessengemeinschaft Bürgerbeteiligung Dahlem.

© Imago

Streit um Rugby-Stadion in Berlin-Zehlendorf: Die Karten müssen auf den Tisch!

Der Bezirk muss endlich die Planung des Rugby-Stadions auf dem Gelände der Wilma-Rudolph-Schule offenlegen - das fordert die Interessengemeinschaft Bürgerbeteiligung Dahlem und wirft Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski Verschleierung vor. Ein Debattenbeitrag.

Die Planung für das Rugby-Stadion auf dem Gelände der Wilma-Rudolph-Oberschule muss endlich offengelegt werden. Wir haben - um dieser Forderung auch wirksam Nachdruck zu verleihen - inzwischen die Interessenvereinigung Bürgerbeteiligung Dahlem gegründet, in der sich Bürgerinnen und Bürger aus der direkten Nachbarschaft zusammengeschlossen haben, alteingesessene aus der Bruno-Taut-Siedlung ebenso wie zugezogene Am Hegewinkel.

Wir kennen die Verursacherin des Konflikts

Wir widerstehen der Verschleierungs- und Hinhaltetaktik der zuständigen Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), die selbst gegenüber den gewählten Abgeordneten etwa des Sportausschusses des Bezirks nicht offenlegt, was dort gebaut werden soll. Enttäuschung und Zorn über ihr Verhalten sind deutlich spürbar. Es ist natürlich Sache der CDU, sich gut ein Jahr vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksversammlungen mit den möglichen Auswirkungen dieses Verhaltens ihrer Bezirksstadträtin auseinanderzusetzen; wir jedenfalls kennen die Verursacherin dieses Konflikts. Wir werden diese Auseinandersetzung mit allen politischen und rechtlichen Mitteln führen: friedlich und demokratisch, aber entschlossen.

Es geht uns nicht darum, dem Berliner Rugby Club die Möglichkeit zu nehmen, in seinem angestammten Bezirk seinen Trainings- und Spielbetrieb zu veranstalten. Wir haben inzwischen mehrere Gespräche mit Verantwortlichen des Clubs geführt und sind beeindruckt von seinem sportlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement: Allein die Tatsache, dass in seinen Mannschaften junge Menschen aus mehr als 30 Nationen integriert sind, verdient größten Respekt.

Und es ist eine geradezu bösartige Unterstellung, wir wollten die Jugend des Viertels auf die Straße zwingen, weil wir ihr auf dem Gelände der Schule eine sinnvolle sportliche Betätigung verwehrten. Das Gegenteil ist der Fall: Schon bisher wird dort von acht Uhr morgens bis in die frühen Abendstunden  hinein trainiert, gespielt, getobt, gelacht und gerufen. Keiner -keiner!- hat sich je darüber beschwert. So kann und soll es bleiben!

Wo bleiben hier die Grünen?

Wir wollen endlich wissen, was dort wirklich geplant wird. Es soll ein Stadion mit einer Tribüne bis zu 500 Plätzen, Flutlicht- und Lautsprecheranlage errichtet werden. In unmittelbarer Nachbarschaft des Naturschutzgebiets und des Waldfriedhofs. Die Grünen in der BVV haben - mit Unterstützung des Erzbistums Berlin - angeregt, die nervtötenden Laubbläser auf den Friedhöfen zu verbieten, damit die Besucher dort in Stille ihrer Toten Gedenken können. Voller Stadionbetrieb an vielen Wochenenden des Jahres lebt gerade nicht von Grabesstille, sondern - in direkter Nachbarschaft zum Waldfriedhof - von lautstarker Unterstützung durch die Fans. Das kann man gewiss nicht den Zuschauern und Aktiven vorwerfen; aber dies alles muss eine verantwortliche Gesamtplanung aufnehmen. Wo bleiben hier die Grünen? Dazu haben wir von ihnen noch nichts gehört.

Welches Ei fällt denn da vom Himmel? Wird demnächst auf dem Gelände der Wilma-Rudolph-Schule ein Rugbyplatz gebaut oder doch nicht?
Welches Ei fällt denn da vom Himmel? Wird demnächst auf dem Gelände der Wilma-Rudolph-Schule ein Rugbyplatz gebaut oder doch nicht?

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Uns fehlt allerdings jede Vorstellung, wie die Verkehrssituation in der Nachbarschaft der Schule so verändert werden kann, dass die schmalen, schon heute zugeparkten Straßen den Autoverkehr für die Zu- und Abfahrt der Zuschauer und Aktiven aufnehmen könnten. Die Parkplatzsituation ist schon heute prekär. Oft genug geht schon heute nichts mehr. Dieses Problem lässt sich nicht dadurch lösen, dass der Bezirk ein paar neue Verkehrsschilder aufstellen lässt, und danach trotzdem die Straßen verstopft und die Grundstückseinfahrten zugeparkt sind. Dies ist von so grundsätzlicher Bedeutung, dass es nur durch massive Investitionen in Straßen- und Parkplatzbau zu Lasten der dort weitgehend unter Naturschutz stehenden Umwelt gelöst werden könnte. Ein solches Verfahren würden die Anwohner nicht akzeptieren.

Wir haben bei unseren Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass niemand außer Frau Richter-Kotowski das Rugby-Stadion auf dem Schulgelände sehen möchte. Dass sich die Sportlehrer der WRO vom Umbau des Sportgeländes bessere Unterrichtsbedingungen versprechen, sehen wir ihnen gerne nach. Auf der Informationsveranstaltung von Frau Richter-Kotowski in der WRO haben sich - wohl stellvertretend für Lehrer- und Schülerschaft - eine Lehrerin und ein Schüler massiv gegen das Projekt gewandt. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie viel Raum Schulsport noch auf einem Gelände hätte, das zum Olympia-Stützpunkt Rugby (in Rio 2016 nach fast 90 Jahren Abwesenheit wieder olympische Disziplin) ausgebaut würde, von der Verkehrssituation ganz zu schweigen. Frau Richter-Kotowski verneint zwar eine solche Planung, aber wir haben nach Gesprächen mit Sportorganisationen auch hier Anlass, dem Braten nicht zu trauen.

Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Stadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste.
Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Stadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste.

© Anett Kirchner

Wir sind sicher, dass der Berliner Rugby Club lieber heute als morgen sein Geld nicht an der WOS in den Sand setzen, sondern zukunftssicher an der Sachtlebenstraße investieren würde. Seit 2010 gibt es eine Alternativplanung, die ein Stadion für den Rugby-Club und eine Spielfläche für den Baseball-Verein vorsieht. Alles "passt" dort, obwohl Frau Richter-Kotowski dies - ich muss leider vermuten: wider besseres Wissen - bestreitet. Das Argument, in einer Ecke des Sportplatzes müsse aufgrund der Bodenkontamination für teures Geld aufgegraben und der Untergrund saniert werden, ist schlicht falsch. Ein Gutachten aus dem Hause des Umweltsenators erklärt Bauarbeiten gemäß der vorgelegten Planung und bei Beachtung aller Vorgaben auch an dieser Stelle für unbedenklich.

Im Übrigen haben die Planer bei der Kostenaufstellung berechnet, dass der Bezirk dort bei einer Pachtzeit von 30 Jahren über eine Million Euro einsparen könnte! Uns scheinen diese Berechnungen schlüssig; die Behauptung von Frau Richter-Kotowski dagegen, in der Sachtlebenstraße werde alles teurer, können wir nicht nachvollziehen: sie scheint uns unhaltbar.

Niemand versteht, warum das Stadion nicht dort gebaut werden soll. Das darf und wird nicht das Geheimnis von Frau Richter-Kotowski bleiben. Die Karten müssen jetzt auf den Tisch.

Der Autor ist Vorsitzender der Interessenvereinigung Bürgerbeteiligung Dahlem, die zu erreichen ist unter der Adresse info@ivbb-dahlem.de. Der Text erscheint auf dem Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Südwesten Berlins. Wenn Sie selbst zum Thema schreiben wollen, wenden Sie sich gerne an tagesspiegel@zehlendorf.de

Patric Neeser

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