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Im Moment werden hier die Wege angelegt und Rosen gepflanzt.

© Anett Kirchner

Umbau der Domäne Dahlem: Zu schick, zu kommerziell? Nein!

Dass ein Bauernhof wie die Domäne Dahlem mitten in einer Großstadt etwas Besonderes ist, steht außer Zweifel. Viele Menschen lieben den ehemaligen Gutshof, so, wie er ist: traditionsbewusst, idyllisch, authentisch und beständig.

Dass ein Bauernhof wie die Domäne Dahlem mitten in einer Großstadt etwas Besonderes ist, steht außer Zweifel. Viele Menschen lieben den ehemaligen Gutshof, so, wie er ist: traditionsbewusst, idyllisch, authentisch und beständig. Mancherorts bröckelt jedoch das Mauerwerk. Toiletten und Küche sind nicht auf dem neuesten Stand, der Hofladen ähnelt einem Provisorium. Gleichwohl kommen Familien, Großeltern, Schulklassen und Touristen zahlreich; pro Jahr sind es mehr als 300.000 Gäste. Kinder in Gummistiefeln laufen durch Pfützen, den Stall oder über das Feld. „Es gibt Leute, die möchten, dass alles bleibt, wie es ist“, schildert Anke Otto vom Förderverein Freunde der Domäne Dahlem.

Die Veränderung ist jedoch bereits voll im Gange. Für insgesamt 3,8 Millionen Euro laufen auf dem Gelände der Domäne Dahlem derzeit die aufwendigsten Umbauarbeiten seit der Gründung des Freilandmuseums 1976. Vor allem der Haupteingang wird versetzt und ist künftig gegenüber dem U-Bahnhof Dahlem-Dorf. Am neuen Eingang soll ein denkmalgerechtes Gebäude entstehen, in das der Hofladen einzieht. Davon ist im Moment aber noch nichts zu sehen, zunächst werden hier Wege angelegt und Rosen gepflanzt.

Mitspracherecht bei der Entscheidung für den Entwurf des neuen Eingangsgebäudes hatten das Land Berlin, der Bezirk, die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die Stiftung Domäne Dahlem und der Förderverein. Sie alle sprachen sich für ein Holzhaus mit einer vorgelagerten offenen Feldsteinmauer aus.

Behutsame Baumaßnahmen

„Der Neubau soll das denkmalgeschützte Gesamtareal des Gutshofes nicht entfremden“, erklärte Architekt York Stuhlemmer neulich bei einer Baubesichtigung. Die Domäne wolle sich künftig nicht völlig anders präsentieren. Bauliche Eingriffe würden behutsam vorgenommen. Der typische Charakter des Gutshofes bleibe erhalten.

Dass die Veränderungen erforderlich sind, erklärt Anke Otto, die viele Jahre Umwelt-Bezirksstadträtin in Steglitz-Zehlendorf war, wie folgt: Die Domäne Dahlem muss sich finanziell tragen und braucht daher ein gewisses Maß an Professionalität. Bisher habe vieles provisorisch gewirkt. „Die heutige Akzeptanz aller Beteiligten, dass wir mit den baulichen Veränderungen eine Verbesserung herbeiführen, war nicht immer vorhanden“, sagt sie.

Seit 2010 habe es dazu heftige Diskussionen gegeben. „Zu schick, zu kommerziell“, so Argumente der Skeptiker. Das gipfelte letztlich darin, erinnert sich Anke Otto, dass der Vereinsvorstand der Freunde der Domäne Dahlem 2012 komplett zurücktrat. Die Befürchtungen, dass der Gutshof zu schick und zu kommerziell werde, seien aus Sicht des neuen Vorstandes jedoch unbegründet. „Familien können weiterhin hierher kommen, sich auf die Holzbänke setzen und spontan Picknick machen“, sagt Otto. Dafür werde noch eine überdachte „kleine Remise“ gebaut.

Die bereits bestehende große Remise hingegen bekommt im Zuge der Umgestaltung eine neue Bedeutung. In dem weitgehend offenen Gebäude hatten die Bauern einst landwirtschaftliche Geräte untergebracht. Jetzt soll es ein Landgasthaus mit 80 Plätzen und einer Schaubäckerei werden. Hier kommen künftig Gerichte mit Obst, Gemüse, Milch und Fleisch aus eigener Produktion auf den Tisch. Das verdeutlicht auch den bildungsorientierten Ansatz: vom Acker auf den Teller, vom Stall auf den Tisch.

Seit 800 Jahren wird hier ununterbrochen Landwirtschaft betrieben. Die Besucher können Ackerbau, Tierhaltung und Gartenbau live erleben. Ergänzt wird das mit dem Museum im Herrenhaus; dem ältesten Wohnhaus der Stadt.

Doch zurück zur großen Remise: Das 1907 erbaute Gebäude ist in den letzten Wochen entkernt worden und bekommt derzeit einen neuen Fußboden aus Granitplatten. Später soll noch die vor Jahrzehnten abgerissene Mauer an der Nordseite rekonstruiert werden. „Mit Handstrichziegeln in gelb-rosa-bunt“, erklärt Architekt Stuhlemmer. Mit diesem Material – früher aus Glindow – sei auch schon der historische Stall gebaut worden. Und damit der offene, transparente Charakter des Gebäudes erhalten bleibe, würden die Seitenwände mit Glas verkleidet.

„Wir freuen uns, dass die Verglasung der Remise zum Teil vom Förderverein mit 30.000 Euro getragen wird“, sagt Peter Lummel, Museumsdirektor. Rund 2,1 Millionen Euro der Kosten für das gesamte Umbauprojekt kommen vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), rund 1,7 Millionen Euro bezahlt das Land Berlin.

Nähere Informationen zur Domäne Dahlem und zum aktuellen Stand der Umbauarbeiten gibt es bei Facebook (www.facebook.com/domaenedahlem?rf=160023047350377). Die Homepage des Gutshofes kann im Moment wegen eines Hacker-Angriffes leider nicht genutzt werden.

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