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Elternprotest und Schülerdemo:

© Roland Münter, www.leibfotografen.de

Umstrittene Schulpolitik in Steglitz-Zehlendorf: Neue Grundschule für Schweizer Viertel - aber nicht für Truman Plaza

Eine neue Grundschule wird es geben, im Schweizer Viertel. Umstritten bleibt dagegen der Plan des Bezirks, am Hüttenweg nur einen Regelschulzweig an die Quentin-Blake-Schule anzusiedeln und keinen Neubau in Erwägung zu ziehen. Eine bisherige Bilanz.

Die Aufregung um die Schulpolitik ist groß in Zehlendorf, aber das Bezirksamt und Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) haben jetzt offenbar eine klare Linie gefunden, eine Linie, die manchen Eltern gefallen wird - vielen aber nicht. Es geht um zwei Schul-Themen, die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Zum einen ist da die Schulsituation im Schweizer Viertel in Lichterfelde, zum anderen die Lage der Integrationsschule Biesalski und der Europa-Schule Quentin-Blake am Hüttenweg, die auf einem Gelände untergebracht sind.

Jahrelang forderten Eltern, dass in dem Neubaugebiet in Lichterfelde auch eine neue Grundschule entstehen sollte, lange Zeit sperrte sich der Bezirk dagegen. Auch am Hüttenweg, wo auf der alten Truman Plaza und drum herum (Metropolitan Gardens, Dahlem Village), neue Wohnbaugebiete entstehen, fanden viele Anwohner und Eltern es folgerichtig, dass auch eine neue Schule entstehen müsste. Das aber ist nach Tagesspiegel-Informationen definitiv kein Thema.

"An der Truman Plaza werden wesentlich weniger Zuzüge erwartet", sagt Richter-Kotowski auf Nachfrage. Die Notwendigkeit von Schulneubauten oder Anbauten auf dem Gelände der Quentin-Blake-Schule sieht sie daher anders als die Eltern nicht. "Wenn die Schülerbibliothek der Blake-Schule aus dem dritten Stock in das Erdgeschoss umzieht, gibt es genug Platz für einen dritten Zug", findet die CDU-Politikerin. Im Schweizer Viertel dagegen wird es nun doch eine Schule geben, auch das bestätigte die Stadträtin dem Zehlendorf Blog. Das Schulamt erkennt hier offensichtlich an, dass die Schulkapazitäten im Schweizer Viertel in Lichterfelde in absehbarer Zeit nicht reichen.

Vom 2014/15 an soll es dort eine selbständige neue Grundschule geben, wie Richter-Kotowski mitteilte. Einen entsprechenden Vorschlag wolle sie dem Bezirk unterbreiten. Entstehen soll eine zweizügige Grundschule im Gebäude der ehemaligen Paul-Braune-Schule, die als Sonderschule für Lernbehinderte ausläuft. Anders als geplant, soll das Grundstück nicht an das Land abgegeben werden. Während die Paul-Braune-Schule den Zugang zur Drakestraße hatte, soll sich die neue Grundschule zum Schweizer Viertel  hin öffnen, schwebt der Stadträtin vor. Sie begründet die Pläne damit, dass in der Umgebung "2500 neue Wohneinheiten" entstünden.

Eine Klasse rechtfertige keinen Neubau von drei Millionen

Dagegen wird die Entscheidung am Hüttenweg noch weitere Proteste nach sich ziehen. Die Eltern hatten sich im Vorfeld gegen eine Variante ausgesprochen, bei denen die Schulen verkleinert werden müssten. Deshalb hatten sie einen Anwohnerantrag gestartet, der am vergangenen Dienstag im Rathaus verhandelt wurde. Richter-Kotowski trug danach vor, dass die Blake-Schule einen kleinen eigenen Einzugsbereich erhalten soll, der die Kinder aus den Neubauvorhaben am Hüttenweg aufnehmen könnte. Für die Kinder, die im Neubaugebiet am Oskar-Helene-Heim wohnen, soll die Zinnowald-Grundschule zuständig sein. Ein Neubau an der Blake-Schule sei aktuell nicht nur unnötig, sondern auch unmöglich, da die Investitionsplanung bis 2017 schon abgeschlossen sei. "Vor 2024 wäre sowieso nicht mit einem Neubau zu rechnen", trägt die Stadträtin vor. Und schließlich rechtfertige  eine einzige zusätzliche Klasse auch keinen drei Millionen Euro teuren Neubau.

Schüler und Elternvertreter vor der Sitzung der Bezirksverordneten im Juni in Zehlendorf.
Schüler und Elternvertreter vor der Sitzung der Bezirksverordneten im Juni in Zehlendorf.

© Alexandra Friz

Aus Sicht der Elternvertreter der Biesalski und der Quentin-Blake-Schule stellt sich das offenbar anders dar. Nach der letzten Setzung des Schulausschusses waren sie von den neuen Planungen überrascht. Kathrin Finke hat die Ergebnisse für den Förderverein der Quentin-Blake-Europaschule wie folgt zusammengefasst: "Der Regelschulzweig wird nun doch nicht, wie ursprünglich angekündigt, an der Biesalski-Schule angesiedelt, sondern an der Quentin-Blake-Europa-Schule. Diese soll dafür einen bilingualen Zug einbüßen und ab 2014 nur noch zweizügig sein, was sich naturgemäß auf die Ausstattung mit muttersprachlich englischen Lehrern auswirken muss und die Zugangschancen verringert. Der Regelschulzweig kommt ab 2014, ein Einzugsbereich wurde dafür bereits festgelegt: Er ist relativ klein, reicht von der Straße 'Im Dol' über die Straßen hinter der Schule bis zur Argentinischen Allee. Das heißt, die Metropolitan Gardens (ehemaliges US-Hauptquartier) und die Truman Plaza gehören noch dazu, die Neubauten auf dem Gelände Oskar-Helene-Heim dagegen werden der Zinnowald-Schule zugeschlagen. Der Schulausschuss hat eine Entscheidung über den Einwohnerantrag auf die nächste Sitzung vertagt – sie soll vor Ort in der Quentin Blake Schule stattfinden."

"Bildungsangebote nicht kaputtsparen!"

Dem Zehlendorf Blog sagte Finke:  "Die Zwangs-Schrumpfung der QBES kann nicht die Lösung sein! Der Bedarf an bilingualen Schulplätzen sinkt ja nicht deshalb, weil der Bezirk ein von den eigenen Behörden mittels Baugenehmigungen gefördertes Bevölkerungswachstum verschlafen hat. Eine Weltstadt, die viel Geld für Kampagnen ausgibt, um internationale Wirtschaftskonzerne, Wissenschaft und Forschung anzulocken, muss bilinguale Bildungsangebote ausbauen statt kaputtsparen!"

Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

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