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Idylle im Sommer. Aber nach dem Ärger mit Müll, Lärm, Drogen und Kriminellen bleiben nun offensichtlich die Hunde übrig.

© Cay Dobberke

Zehlendorf: Polizei befriedet Schlachtensee: Und jetzt kommen die Hunde dran

Seit vielen Jahren wird über die Probleme am Schlachtensee in Zehlendorf diskutiert. Kriminelle, Alkohol, Müll, lärmende Jugendliche. Doch in diesem Sommer blieb es ziemlich friedlich. Dank der Polizei. Nun wartet schon das nächste Problem - die vielen Hunde.

Zum ersten Mal seit zwei Jahren kann von einer Entspannung der Situation am Schlachtensee gesprochen werden. Sagen die, die sich mit dem Problem beschäftigen müssen. Polizei, Bezirksamt und soziale Träger kommen zu dem Schluss, dass es in diesem Sommer hier vergleichsweise ruhig geblieben ist. Zuvor war der Schlachtensee vor allem durch ausschweifende Partys, kriminelle Übergriffe sowie übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Hinzu kamen Müllberge, Hunde im See, Hundekot und menschliche Hinterlassenschaften.

Unterstützung bei den Problemen bekam das Bezirksamt vor allem durch ein neues Konzept der Polizei. Mit 1500 zusätzlichen Einsatzstunden zeigten die Einsatzkräfte in dieser Bade-Saison am Schlachtensee verstärkte Präsenz – sowohl in Uniform als auch in zivil. Offensichtlich mit Erfolg. „Die Zahl der Strafanzeigen ist enorm zurückgegangen und bewegte sich im einstelligen Bereich“, sagte Polizist Volker Götze, Dienstgruppenleiter des Bereiches Schlachtensee. Hauptproblem seien eher die falsch parkenden Badegäste gewesen. Und auch die zivile Polizei bestätigte, dass es gegen Ende der Saison derart ruhig geworden sei, dass der Schlachtensee nicht mehr Bestandteil ihrer Streife war. 

Christa Markl-Vieto (Grüne), Bezirksstadträtin für Umwelt, hatte kürzlich zu einer Gesprächsrunde zum Schlachtensee in das Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Schlachtensee eingeladen. Die Gruppe der Anwesenden blieb jedoch überschaubar. Neben der Polizei waren vor allem Vertreter sozialer Träger im Bereich der Jugendarbeit sowie Mitarbeiter des Ordnungs-, Grünflächen-, und Jugendamtes gekommen. Immerhin zwei Anwohnerinnen hatten sich auf den Weg in das Gemeindehaus gemacht.

"Sie machen mir mein Problem kaputt"

Eine davon, Gabriele Heinchen, berichtete von einem extremen Unterschied zu den vergangenen Jahren. Bis auf kleinere Partys sei es ruhig geblieben. „Mir sind nicht mehr so viele betrunkene Jugendliche aufgefallen“, sagte sie. Etwa nach einer halben Stunde lobender Worte war das Diskussionspotential der Gesprächsrunde gewissermaßen erschöpft. „Sie machen mir mein ganzes Problem kaputt“, bemerkte Markl-Vieto augenzwinkernd. Daraufhin wachten dann doch noch ein paar Skeptiker auf.

Diskussionsrunde, die offensichtlich nur recht wenige Anwohner interessierte.
Diskussionsrunde, die offensichtlich nur recht wenige Anwohner interessierte.

© Anett Kirchner

„Durch die verstärkte Polizeipräsenz am Schlachtensee könnte sich das Problem zur Krummen Lanke verlagern“, sagte Hausherrin und Gemeindepfarrerin Manon Althaus. Das verneinte Volker Götze, denn die Polizei habe die Krumme Lanke in ihre Streifen mit einbezogen. Zu schön gemalt, fand das offensichtlich auch Marela Bone-Winkel: „Natürlich weiß jeder, dass diese Vorkommnisse wandern“, entgegnete die Anwohnerin. Das Drogengeschäft sei wie ein Pizzaservice, der komme dahin, wo er gebraucht werde. Außerdem sei das Alkoholproblem nicht aus der Welt. Es gebe immer noch genügend Jugendliche, die mit vollen Bier- und Schnapskästen zum Schlachtensee laufen, vor allem auch deshalb, weil der Supermarkt an der Breisgauer Straße sonnabends bis 22 Uhr geöffnet habe.

Das ist ein schwieriges Thema, erklärt Markl-Vieto. Denn erst, wenn etwas Illegales passiere, könne man eingreifen. „Es ist nicht verboten, wenn sich ein 18-Jähriger Alkohol kauft.“ Ferner sei es nachvollziehbar, dass der Supermarkt ein kaufmännisches Interesse habe, seine Produkte zu verkaufen. Um das Alkoholproblem bei jungen Leuten in den Griff zu bekommen, müsste vor allem ein Umdenken bei den Eltern stattfinden, ergänzte Volker Götze.

Und das Müllproblem? Ungelöst, findet Gabriele Heinchen, denn die Öffnungen der neuen Mülleimer seien zu klein. „Die Leute stellen den Müll daneben, dann kommen die Wildschweine und verteilen alles“, erklärte sie. Außerdem gebe es auf der Waldseite des Sees gar keine Müllbehälter. Die Rede ist von der Nordseite, verwaltet von den Berliner Forsten, die Südseite gehört zum Bezirksamt. „Wir arbeiten weiter an dem Müllproblem und versuchen auch Lösungen zu finden, wie man den Bürgern beibringt, dass sie ihren Müll ordentlich entsorgen“, versprach die Bezirksstadträtin.

Anett Kirchner ist freie Journalistin und bloggt seit Januar 2014 auch für den Zehlendorf Blog des Tagesspiegels
Anett Kirchner ist freie Journalistin und bloggt seit Januar 2014 auch für den Zehlendorf Blog des Tagesspiegels, außerdem schreibt sie für die evangelische Wochenzeitung "dieKirche".

© privat

Bei den Fragen nach freilaufenden Hunden, Hundekot und schwimmenden Hunden im See blockte Christa Markl-Vieto ab. Zur Lösung dieses Problems stimme sie sich im Moment mit der zuständigen Senatsverwaltung ab. Gegen Ende des Jahres gebe es dazu Ergebnisse. „Ich kann die verärgerten Badegäste verstehen“, sagte sie. Es habe unglaublich viele Beschwerden in diesem Sommer gegeben. Außerdem werde viel Geld investiert, damit der See ein Badegewässer laut EU-Richtlinien bleibe. Wie nun genau verhindert werden soll, dass der Schlachtensee künftig ein Hundebadesee wird, bleibt vorerst ihr Geheimnis.

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt seit Januar 2014 als lokale Reporterin regelmäßig für den Zehlendorf-Blog des Tagesspiegels.

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