zum Hauptinhalt
Die Gründerinnen des Sozialkaufhauses, stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen des Rumpelbasars: Marion Herzog und Connie Ehlers

© Anna Schmidt

Zehlendorfer Sozialkaufhaus sucht neue Räume: Mit Begeisterung, Mut und Engagement

Immer wieder bekommen wir auch von unseren Lesern Texte aus ihren Zehlendorfer Kiezen geschickt. Hier schreibt unsere Autorin über das Sozialkaufhaus “Rumpelbasar”. Das Sozialprojekt sucht dringend neue Räumlichkeiten.

Liest man die Liste der Abteilungen, glaubt man sich in einem normalen Kaufhaus wieder zu finden. Haushaltswaren, Kleidung, Wäsche, Accessoires, Kinder, Bücher, Möbel, Elektrozubehör … alles da. Nur die letzte Abteilung offenbart dann, um welche Art Kaufhaus es sich beim Rumpelbasar handelt: Spendenannahme. Alles, was sich hier findet, kommt aus Haushalten, in denen es keine Verwendung mehr fand. Statt den Weg in den Müll zu nehmen, wurde es im Rumpelbasar abgegeben und nach Begutachtung einsortiert. Dort suchen die Sachspenden neue Besitzer und weitere Verwendung. Für wenig Geld kann man hier allerlei finden, und, wenn man aufmerksam schaut, sicherlich das ein oder andere Schnäppchen machen oder eine besondere Sammlung ergänzen. Sparen kann hier jeder, denn alles, was angeboten wird, ist in einwandfreiem Zustand - nur eben nicht fabrikneu. Der Rumpelbasar steht allen Menschen offen. Denjenigen, die gut haushalten müssen, denjenigen, die sparen möchten und denjenigen, die Spaß am Trödeln haben und zu den Jägern und Sammlern gehören. Es macht Spaß, sich in den Räumen umzuschauen und etwas ältere Jahrgänge finden sich bei manchem Gegenstand, beispielsweise einer schönen Sammeltasse, in ihren Erinnerungen wieder.

Die Spenden, die gebracht oder abgeholt werden, müssen gesichtet, sortiert, gelagert werden. Schaut man sich im Rumpelbasar um, kann man sich den logistischen Aufwand kaum vorstellen, bei so vielen Sachen die Übersicht zu behalten
Die Spenden, die gebracht oder abgeholt werden, müssen gesichtet, sortiert, gelagert werden. Schaut man sich im Rumpelbasar um, kann man sich den logistischen Aufwand kaum vorstellen, bei so vielen Sachen die Übersicht zu behalten

© Anna Schmidt

Wir sitzen in einem kleinen Büro und die Gründerinnen des Sozialkaufhauses Marion Herzog und Barbara Posern erzählen von ihrem Projekt, von dem großen Problem und ihren Hoffnungen. Mit jedem Wort, das sie aussprechen, ist es spürbar: die ungebrochene Begeisterung für die Sache, der Mut sich dafür einzusetzen und das unglaubliche Engagement, das dahinter steckt.

Begeisterung, Mut und Engagement - aber auch ein großes Problem. Das Objekt in dem der Rumpelbasar zur Zeit beheimatet ist, wurde verkauft. Zum 31. Dezember 2015 stehen dem Projekt keine Räume mehr zur Verfügung. Es braucht also dringend einen neuen Ort, der den Rumpelbasar auf einer Fläche von etwa 800 qm weiter bestehen lässt. Schließlich ist der Rumpelbasar seit 45 Jahren eine Art Zehlendorfer Institution.

"Nichts wegwerfen, was andere noch gebrauchen können“

Mit einem Aufruf im Gemeindebrief fand der Rumpelbasar 1970 seinen Ursprung. „Nichts wegzuwerfen, was andere noch gebrauchen können“ war der Grundgedanke des Projektes in Zehlendorf. Es entwickelte sich durch die Jahre immer weiter. Allein im ersten Jahr konnten so 5000 D-Mark gesammelt werden. Im Jahr 2001 wagten dann die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Schritt in die Eigenständigkeit und gründeten den gemeinnützigen Verein „Rumpelbasar e.V.“. Heute arbeitet der Verein mit 45 ehrenamtlichen Helfern. Zehn davon sind auch Mitglieder des Vereins und zwei Männer sind fest angestellt. Arbeit ist für alle 45 Helfer reichlich vorhanden, denn tatsächlich alles, was hier verkauft wird, ist gespendet. Die Spenden, die gebracht oder abgeholt werden, müssen gesichtet, sortiert, gelagert werden. Schaut man sich im Rumpelbasar um, wird einem sofort klar, welch logistische Aufgabe es ist, bei so vielen Sachen die Übersicht zu behalten. Buchhaltung, Verwaltung, Kommunikation, Administration sind weitere Beispiele für die Aufgaben, die neben dem reinen Verkauf anfallen und selbst die 45 Helfer manchmal an zeitliche Grenzen stoßen lassen.

Eine Unterstützerin aus dem Kreis der Kunden malte für diese drei großen Blumenbilder
Eine Unterstützerin aus dem Kreis der Kunden malte für diese drei großen Blumenbilder

© Anna Schmidt

Noch aus der Zeit, in der die Idee entstand, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, kennen Veronika und Thomas Mampel den Rumpelbasar und seine Gründerinnen. Sie besuchten den Rumpelbasar damals für zwei Stunden und Veronika Mampel erzählt, dass sie schon damals den Elan, die Vision und das Leuchten in den Augen der Gründerinnen wahrnehmen konnte. Sie bestärkten die Frauen, ihrem Mut zu folgen und boten Hilfe im Rahmen des eigenen Vereins, des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., an. Das ist lange her, und auch das Stadtteilzentrum war im Rahmen seiner Kinder- und Jugendarbeit sehr oft dankbar, Unterstützung zu bekommen. So konnten Kinderreisen oder besondere Ferienprojekte mitfinanziert werden, für die anderenfalls keine Mittel zur Verfügung gestanden hätten.

Sind die Unkosten wie Miete, Strom, Benzin und ähnliches gedeckt, geht der Überschuss in soziale Projekte, die Unterstützung und Hilfe benötigen. Unterstützt wird in zwei Formen: Zum einen können Einrichtungen und Projekte um Sachmittel bitten. Wenn beispielsweise eine Mutter-Kind-Einrichtung Erstausstattungen für Säuglinge oder ein Jugendprojekt Winterkleidung benötigt, werden gezielt die entsprechenden Sachen gepackt und dem Projekt zur Verfügung gestellt. Zum anderen kann finanzielle Unterstützung erbeten werden.

"Nichts wegwerfen, was andere noch gebrauchen können“ - so lautet der Grundgedanke des Projektes in Zehlendorf seit der Gründung 1970
"Nichts wegwerfen, was andere noch gebrauchen können“ - so lautet der Grundgedanke des Projektes in Zehlendorf seit der Gründung 1970

© Anna Schmidt

Zweimal im Jahr wird den Projekten finanziell und zweckgebunden geholfen, wodurch manches möglich gemacht wird, was aus anderen Mittel nicht bezahlt werden kann. Die Auswahl der Begünstigten wird gut geprüft und Unterstützung gibt es nur, wenn die Projekte weiterhin begleitet werden dürfen. Wer begünstigt wird, wird stets gemeinsam in der Mitgliederversammlung des Vereins entschieden. Nicht ohne berechtigten Stolz erzählt Gründungsmitglied und Vereinsvorsitzende Marion Herzog, dass so über die Jahre schon über eine Million Euro an gemeinnützige Projekte und Vereine weitergegeben werden konnte.

Noch etwas anderes hat sich über die Jahre entwickelt:. Die menschliche Komponente ist in jedem Winkel des Kaufhauses zu spüren. So erzählt Barbara Posern von einer Kundin, die nach einem Umzug Fotos der Eröffnungsfeier zu einer Collage zusammenfügte und für die noch weißen Wände vorbeibrachte. Eine andere Unterstützerin malte gar für die Sitz- und Kaffee-Ecke drei wunderschöne große Blumenbilder, die den ganzen Raum nun schmücken. Viele Unterstützer, Spender, Freunde und treue Kunden begleiten den Rumpelbasar seit vielen Jahren. Und auch wenn es nicht das Ziel oder die Aufgabe des Kaufhauses ist, so bekam hier schon mancher den richtigen Tipp oder einen Hinweis für ein kleines Problem.

Der Rumpelbasar selbst wäre nun dankbar für einen Tipp oder Hinweis auf neue Räumlichkeiten: Helfen Sie dem Rumpelbasar auf diese Weise, weiterhin "mit Mut, Begeisterung und Engagement" helfen zu können.

Die Autorin hat über ihre Tätigkeit für das Stadtteilzentrums Lankwitz den Rumpelbasar kennengelernt. Sie ist außerdem Grafikerin und Bloggerin. Der Text erscheint auf dem Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Berliner Südwesten. Wenn Sie auch Texte schreiben wollen oder Anregungen haben, wenden Sie sich gern an uns unter zehlendorf@tagesspiegel.de

Anna Schmidt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false