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Gut verpackt im rosafarbenen Tütchen: Der Hundekot

© MR

Zehlendorfs verpackte Hundehäufchen: Der rosafarbene Kot

Sie machen eigentlich alles richtig. Fast alles. Sie nehmen Tütchen mit hinaus, sie packen den Kot ihrer Hunde sogar hinein. Aber warum, fragt sich unser Autor mit wachsendem Entsetzen, lassen immer mehr Hundebesitzer in Zehlendorf ihre Kottütchen am Ort des Geschäfts liegen?

Lieber Hundebesitzer oder liebe Hundebesitzerin,

ich bin irritiert, und ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen können. Eigentlich muss ich Sie loben, denn wenn Sie mit dem Hunde Gassi gehen, dann haben Sie offensichtlich ein Tütchen dabei. Oder mehrere. Das Tütchen ist rosa. Nein, ich habe Sie nicht beobachtet, und ich kenne Sie nicht, ich frage mich nur: Warum verderben Sie eine gute Sache?

Warum nehmen Sie den Kot ihres Hundes mit einem offensichtlich weißen Papier auf, tun es dann in die rosafarben Tüte - um diese dann einfach am Baum liegen zu lassen? Vor vier Tagen ging ich wie immer aus dem Haus und sah das Tütchen. Vor drei Tagen ging ich wieder aus dem Haus und sah es, und vor zwei, vor einem...

Und heute, welch eine Freude, lagen plötzlich sogar zwei Tütchen an zwei hintereinander liegenden Bäumen. Ein weißes und das rosarfarbene.

Was soll ich sagen? Wenn man drauf tritt, passiert wenigstens nichts. Aber kann es sein, dass in manchen Gegenden von Zehlendorf das Hundekottütchen neuerdings aus Bequemlichkeit liegen gelassen wird. Oder ist es eine Art moderner, ja geradezu expressionistischer Protest gegen Hundegegner?

Ich mag Hunde, wenn sie nicht gerade eines unserer Kinder in der Gegend beißen, wie letztes Jahr, als eine Frau im Park nahe der Schule mit drei nicht angeleinten Hunden spazierte, und der eine meinte, er müsste am Kind einer Nachbarin von uns hochspringen und ihn in die Hand beißen. Die Hundebesitzerin hat das weinende Kind dann einfach weiterlaufen lassen mit der Begründung: "Der hat sich erschrocken!" Sie meinte ihren Hund.

Ich kenne sehr viele Hundebesitzer deren Hunde gut erzogen sind, die aufpassen, wenn Kinder vorbeilaufen, und die den Kot wegmachen. Zehlendorf besitzt eines der größten Hundeauslaufgebiete Europas, dazu Parks und Grünanlagen, und natürlich Unmengen an Straßenbäumen, alles in allem also ein Paradies für Hunde und ihre Bedürfnisse.

Warum die Tütchen jetzt am Baum immer öfter liegen gelassen werden? Ich weiß es nicht. Vielleicht kennen Sie, liebe Hundebesitzer, eine plausible Antwort.

Der Autor wohnt in Zehlendorf, der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Michael Rosenzweig

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