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Noch viel zu tun. Rektor Günther Schrenk (rechts) und Hausmeister Marco Gerhardt versuchen, sich einen Überblick über die Situation im Schulhaus zu verschaffen. Zu den vielen Mängeln kommt das Problem, dass die gesamte Schule nach den vierjährigen Bauarbeiten komplett verdreckt ist.

© Susanne Vieth-Entus

Update

Baudesaster in Steglitz-Zehlendorf: Max-von-Laue-Schule: Schuljahr beginnt mit Wandertag

Falls der Umbau der Max-von-Laue-Schule nicht rechtzeitig fertig wird, könnten die Kinder am ersten Schultag ins Kino gehen. Am Freitag entscheidet die Bauaufsicht, ob sie das Gebäude freigibt. Auch nebenan gibt es Probleme mit Baumaßnahmen.

Das vierjährige Baudesaster an der Max-von-Laue-Sekundarschule hat kurz vorm Ende auch noch eine unterhaltsame Komponente entwickelt: „Uns wurde vorgeschlagen, dass wir mit den achten, neunten und zehnten Klassen am Montag ins Kino gehen“, wusste Schulleiter Günther Schrenk am Donnerstag als neueste Wendung der Geschichte zu erzählen. Für Dienstag sei ein Wandertag angedacht, und am Mittwoch könne der Unterricht dann – vielleicht – beginnen.

Der improvisierte Start, von Stadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) auch „Plan B“ genannt, ist eine Folge der chaotischen Zustände, die wenige Tage vor Schulbeginn noch auf der Baustelle der Lichterfelder Schule herrschen. Wie berichtet konnten die Bauarbeiten trotz mehrfacher Fristverlängerungen noch immer nicht abgeschlossen werden. Erst eine Begehung an diesem Freitag soll klären, ob die Bauaufsicht das Gebäude für die Nutzung freigeben kann.

Aber selbst dann, wenn alle groben Mängel beseitigt sind, bleibt das Problem des Schmutzes: Weite Teile der Räume liegen unter einer Dreckschicht, die ein Auspacken der Kartons unmöglich machen. Schrenk hält es für unmöglich, dass das Gebäude mitsamt Altbau und Neubau am Wochenende richtig gereinigt werden kann. Der Staub bedeckt nicht nur Fußböden und Möbel, sondern auch Technik wie die Beleuchtungsanlage der Aula und einige teure Whiteboards: Sie wurden vorher nicht abgedeckt.

Siebtklässler sollen am Montag würdig begrüßt werden

Die Bauaufsicht hat viel zu tun. Wie berichtet klemmen nicht nur Brandschutztüren. Es gab bis zuletzt auch haufenweise Stolperfallen im Gebäude und auf dem Gelände. Zudem steht für die 400 Schüler nur noch ein sehr kleiner Schulhof zur Verfügung, weil ein anderer Hof gesperrt werden muss. Mehrere Abzäunungen fehlten zuletzt noch – auch die zu dem Einfamilienhaus, dessen Garten direkt an den Schulhof grenzt.

Wie auch immer die Begehung am Freitag ausfällt: Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass die 100 Siebtklässler mit ihren Eltern am Montag würdig begrüßt werden sollen, und zwar in der neuen Aula. Anschließend werde man die Familien aber wohl nach Hause schicken, erläutert Rektor Schrenk den Planungsstand vom Donnerstag. Für die übrigen Schüler werden Alternativen wie der genannte Kinobesuch angedacht. Aber noch ist nichts entschieden. Erstmal ist die Bauaufsicht am Zuge und diverse Kamerateams, die sich angemeldet haben.

Eigentlich sollte der Montag ein Freudentag sein: Nach der 18-monatigen Auslagerung in ein viel zu kleines Ersatzgebäude hatten sich die Schüler und Lehrer auf den Neubeginn im schön ausgebauten Schulhaus eingestellt. Ihre Geduld wird weiterhin auf die Probe gestellt.

Offene Bauarbeiten in mehrere Schulen im Bezirk

Das mit der Bauleitung an der Laue-Schule seit 2011 beauftragte Architekturbüro wies am Donnerstag eine Mitverantwortung für die Verzögerungen von sich, nachdem der Tagesspiegel am Mittwoch um eine Stellungnahme gebeten hatte. Zudem solle der Name der Firma nicht im Zusammenhang mit dem Bauprojekt genannt werden. „Wodurch oder durch wen“ die Verzögerungen verursacht wurden, wolle man „aus rechtlichen Gründen“ nicht sagen.

Wie der Tagesspiegel erfuhr, gibt es in Steglitz-Zehlendorf – neben der Max-von-Laue-, der Goethe- und der Paul-Braune-Schule – noch mindestens eine weitere Schule, die unter nicht abgeschlossenen Bauarbeiten leidet: An der Quentin-Blake-Grundschule müssen die Schüler wohl noch bis Weihnachten in ihren Aufenthaltsräumen essen, weil die Mensa ausgebessert werden muss, bedauert die neue Schulleiterin Angelika Kuntzsch, die soeben ihren Dienst angetreten hat. Aber das ist nicht alles: Auch die Sanierung in anderen Gebäudeteilen verzögert sich. Laut Bildungsstadträtin Richter-Kotowski verteuert sich das Vorhaben von 100.000 auf 350.000 Euro.

Anfragen zu den Gründen der Verzögerungen an den genannten vier Schulen wurden von Baustadtrat Michael Karnetzki (SPD) am Donnerstag nicht beantwortet: In seinem Büro lief ein Band ab, eine Mail blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Absehbar ist, dass die Elternschaft der Quentin-Blake-Schule verärgert sein wird: Sie war ohnehin aufgebracht, weil der Bezirk zusätzlich zu den Europaschulzügen noch einen „normalen“ Zug aufgenommen hat, um die Schulraumnot zu lindern. Dem Schulamt wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig den Bau zusätzlicher Schulen vorbereitet zu haben. Angesichts der gehäuften Probleme im Bezirk und insbesondere angesichts des Dilemmas an der Max-von-Laue-Schule kritisiert Landeselternsprecherin Lieselotte Stockhausen-Döring, dass Bau- und Schulamt die Probleme zu lange „ausgesessen“ hätten. Zudem sei der Posten des Schulamtsleiters zwei Jahre lang vakant gewesen. Stockhausen-Döring vermutet, dass die Stelle zu schlecht dotiert war.

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