zum Hauptinhalt
Das Paulsen-Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf. Weil es zuwenige Hallen gibt, wird hier bis Abends um 19 Uhr Sport unterrichtet.

© promo

Marode Gymnasien in Berlin-Zehlendorf: "Akute Gefahren für Schüler und Personal"

Die Schulleiter der Gymnasien in Steglitz-Zehlendorf schlagen Alarm: In manchen Schulen sind Deckenplatten mit krebserregenden Fasern verbaut, in einer fiel kürzlich ein Fenster aus der Wand.

Die Gymnasialschulleiter aus Berlins Südwesten wollen nicht länger tatenlos zusehen, wie die Bausubstanz ihrer Schulen verrottet. „Höchst beunruhigt über die unhaltbaren Zustände“ verlangen sie von Baustadtrat Michael Karnetzki (SPD) ein „Konzept, das geeignet ist, den schlimmsten Sanierungsstau abzubauen“. In einem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt, listen sie die Mängel auf und warnen vor „akuten Gefahren für Schüler und Personal“. Karnetzki kündigte an, mit den Gymnasien zu sprechen. Im Übrigen sei aber das Schulamt zuständig.

Krebserregende Fasern in zehn Schuldecken

Die 13 Direktoren haben den „gravierendsten“ Sanierungsbedarf alphabetisch aufgelistet. Demnach müssten in sechs Gymnasien die Aula saniert werden, in zehn Gymnasien die Bodenbeläge in Treppenhäusern und Klassenzimmern, in vier Gymnasien die Dächer, und zehn Schulen geben an, dass bei ihnen Deckenplatten mit lungengängigen, also krebserregenden Fasern, verbaut wurden. Die Fenster brauchen nach Einschätzung der Leiter sogar bei zwölf Gymnasien eine Instandsetzung.

Der Innen- oder Außenputz ist an sechs Schulen ein Problem, die sanitären Anlagen in zehn Gymnasien und Schimmelbefall beunruhigen sechs Schulen. Die Liste endet mit den Sportanlagen, die an sieben Gymnasien nicht in Ordnung sind. Dieser Posten gehört mit dem Schimmel, den Fasern und dem bröckelnden Putz zu den Problemen, die nach Angaben der Direktoren auch eine gesundheitliche Relevanz haben.

410 Millionen Euro Investitionsstau

Auslöser für den Brief war ein Treffen der Schulleiter mit Karnetzki am vergangenen Mittwoch. Dort hatte der Stadtrat erklärt, dass er nicht über alle Missstände Bescheid wisse, sondern das Schulamt, das dafür extra „Objektverwalter“ habe. Diese Auskunft genügte den Gymnasialleitern aber nicht: Sie wollen, dass der Baustadtrat sich die Lage selbst ansieht. Im Übrigen argwöhnen sie, dass der Sanierungsstau in den Schulen ihres Bezirks noch größer ist als jüngst in einer Parlamentsanfrage angegeben.

Dabei führt Steglitz-Zehlendorf die Liste des schulischen Investitionsstaus der Bezirke bereits an: Er wird mit knapp 410 Millionen Euro angegeben. Karnetzki geht daher davon aus, dass diese Größenordnung realistisch ist – zumindest realistischer als in anderen Bezirken, die nur einen Bruchteil des Bedarfs angegeben haben. Wie berichtet, hat die Bildungsverwaltung die Bezirksangaben nicht auf Plausibilität überprüft, bevor sie sie veröffentlichte.

Am Beethoven-Gymnasium fiel ein Fenster aus der Wand

Die Verärgerung über den Sanierungsstau in Steglitz-Zehlendorf ist noch gewachsen, seit bekannt wurde, dass Gelder verfielen: Mangels Mitarbeitern im Bauamt wurden Ausschreibungen nicht rechtzeitig abgeschlossen. So gibt es ein Gymnasium, das auf die Toilettensanierung seit sieben Jahren wartet, und noch immer haben die Arbeiten nicht begonnen, obwohl die Gelder bewilligt waren.

Zudem gibt es massive Einschränkungen beim Schulsport, weil es zu wenige Hallen gibt. So muss das Paulsen-Gymnasium seinen Sportunterricht bis abends 19 Uhr ausdehnen, weil es vorher nicht genügend Hallenzeiten hat. Und am Beethoven-Gymnasium fiel gerade erst ein Fenster aus der Wand. Schul- und Bauamt wollen jetzt die Prioritäten für 2015 klären.

Zur Startseite