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Krimi-Tatort. Autorin Beate Vera am früheren Mauerweg in Lichterfelde, wo ihre Hauptfigur Lea Storm zwei Leichen findet.

© QIEZ / Nikolaus Triantafillou

Krimi aus dem Berliner Südwesten: Tod am Mauerweg

Ein „Provinzkrimi“, der am südlichen Stadtrand spielt, ist das Debüt der Lichterfelder Autorin Beate Vera – mit vielen Parallelen zur Realität.

Beate Veras Erstling „Wo der Hund begraben liegt“ wird auf dem Cover als „Provinzkrimi“ bezeichnet. Schauplatz ist Lichterfelde Süd, das zwar im äußersten Süden Berlins liegt, aber doch noch dazu gehört. Ein Widerspruch?

Vera beschreibt eine sehr ruhige Siedlung mit vergleichsweise intakten nachbarschaftlichen Beziehungen. Ihre Protagonistin Lea Storm wohnt nur wenige Meter vom Mauerweg entfernt im „Eifelviertel“. Dessen Name und Straßen gehören zu den wenigen fiktiven Ortsbezeichnungen – die Entsprechung in der Realität ist die Neue Heimat-Siedlung an der Stadtgrenze zwischen Teltowkanal und S-Bahntrasse.

„Das ist der Siedlung, in der ich lebe, schon sehr ähnlich“, bestätigt Vera. Dort ist sie groß geworden und seit 2007 wieder wohnhaft. „Als Kind habe ich die Gegend geliebt, als Teenager gehasst, weil nichts los war in der Ecke.“ Es war zunächst ein Leben im Schatten der Mauer, die Grenze nicht weit entfernt. Die Siedlung ist geprägt von nach heutigem Maßstab kleinen Reihenhäusern. Wie ihre Heldin Lea wohnt auch Vera in einem solchen - mit Mann und Sohn. „Wir haben eine Zeile erwischt, in der wir uns wirklich gut verstehen“, sagt sie.

Es ist eine von vielen Parallelen zur Handlung ihres Krimis. Lea Storms Vernetzung in der Nachbarschaft gehört dazu. Storm und Vera teilen auch die Vorliebe für schottischen Whisky, Großbritannien ganz allgemein und gutes Essen. Zuletzt arbeitete Beate Vera (wie Lea Storm) als Übersetzerin; zuvor war sie in England und Berlin in der Musikbranche und im Verlagswesen tätig.

Trotz fehlender Restaurants und überschaubarer Shopping-Möglichkeiten mag sie ihren Kiez. Gerne besucht Vera den Parkfriedhof Lichterfelde, auf dem auch einige Berühmtheiten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Sie empfiehlt außerdem einen Abstecher in den alten Dorfkern von Lichterfelde Süd, zwischen Ostpreußendamm und S-Bahn. Und den Teltowkanal: „Die ganze Strecke am Kanal entlang bietet sich an zum Spazierengehen, Radfahren, Joggen.“

Die Krimi-Handlung beginnt mit einem Leichenfund am Mauerweg, der seit der Bundesgartenschau in Potsdam auch als BUGA-Wanderweg bekannt ist. „Es ist so friedfertig dort, das ist ein perfektes Setting, um zu verschrecken.“

Lea Storm findet bei einem nächtlichen Spaziergang einen übel zugerichteten Nachbarn neben einer toten Prostituierten. Dank ihrer Verwurzelung in der Nachbarschaft und ihrem Interesse am zunächst offiziell, dann inoffiziell ermittelnden Kriminalkommissar Glander wird die Protagonistin in den Fall hineingezogen. Und muss erkennen, dass selbst im ruhigen Lichterfelde Süd ungeahnte Abgründe lauern – weitere Tote sind da nur eine Frage der Zeit.

In der genauen Milieubeschreibung liegt eine der Stärken des Romans. Dieser „Provinzkrimi“ wirkt authentisch, greift viele reale Begebenheiten auf und kann die Spannung bis zum Showdown halten. Ja, man merkt ihm gelegentlich an, dass er ein Erstling ist – an manchen Stellen wirkt er noch leicht roh, nicht bis ins letzte Detail plausibel. Doch Beate Vera hat dem Genre „Regionalkrimi“ einen erfrischenden Beitrag hinzugefügt, der sich nicht nur für Lichterfelder lohnen dürfte. Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit.

- „Wo der Hund begraben liegt“ von Beate Vera ist soeben im Jaron Verlag erschienen.

Der Autor schreibt für QIEZ.de, das Berliner Stadtportal und ein Tochterunternehmen des Tagesspiegels. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin aus dem Südwesten.

Nikolaus Triantafillou

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