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Der will nur spielen. Ein Hundeauslaufgebiet in bester Grün-Lage wie in Zehlendorf. Ist das fair? Oder nur nervig für Menschen ohne Tier?

© Thilo Rückeis

Der unmögliche Bello-Dialog: "Der Hund will heute nicht hören!"

Mensch und Hund, das ist meist eine gute Beziehung. Spaziergänger, Jogger und Hunde sowie Hundebesitzer - das ist ein sehr kontroverses Thema! Unser Autor hat sich für den Zehlendorf Blog seine Gedanken gemacht.

„Rufen Sie doch mal Ihre Köter zurück!“, beschwert sich der rüstige Rentner lautstark und verängstigt. Das Frauchen der beiden Vierbeiner, die bellend und zähnefletschend den Spaziergänger umkreisen, antwortet aus sicherer Distanz: „Das tue ich die ganze Zeit, aber sie wollen heute einfach nicht hören.“

Jogger und Spaziergänger, die oberhalb von Krumme Lanke und Schlachtensee unterwegs sind, sollten wissen, auf was sie sich da einlassen. Den Wald dort müssen sie sich mit freilaufenden Hunden teilen. Die Hinweisschilder an den Seen weisen diesen Bereich des Grunewalds ganz klar als Hundeauslaufgebiet aus. Begegnungen der bedrohlichen Art sind deshalb jederzeit möglich.

An der Krummen Lange und am Schlachtensee blüht das Geschäft mit dem Hund, von Hundeausführern bis zu Hundetherapeuten findet man alle Angebote.
An der Krummen Lange und am Schlachtensee blüht das Geschäft mit dem Hund, von Hundeausführern bis zu Hundetherapeuten findet man alle Angebote.

© Doris Spiekermann-Klaass

Bereits der Parkplatz am Fischerhüttenweg signalisiert, dass die privaten und beruflichen Hundeliebhaber den Waldrand für sich und ihre Tiere erobert haben. Der Kleinbus des Hundeausführservices parkt gleich neben dem großen Kombi der tierverhaltenstherapeutischen Praxis, der Transporter der Hundetagesstätte steht neben dem der Firma „Waldi & Wiese“. Für ganze Rudel von Hunden jeder Rasse und Größe gilt hier: „Leinen los!“

Selbst die Zettel am Infobrett geben Tipps rund um „Hound and Dog“. Da bietet eine Tierarztpraxis ihre Dienste an und eine Hundeboutique wirbt für exklusive Hundemode. „Wir fahren ihr Tier“, verspricht ein Tierdroschkenservice im 24-Stunden-Betrieb.

Wer dieser manchmal wilden, manchmal kläffenden Klientel lieber aus dem Weg geht, muss sich auf die stadtseitigen Ufer von Krumme Lanke und Schlachtensee zurückziehen. Die auf den Schildern des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf rot markierten südlichen Uferwege sind Teil einer geschützten Grünanlage. Auf deren Gehwegen ist Radfahren erlaubt, aber Fußgänger haben Vorrang, und Hunde sind an der Leine zu führen. Für die Badestellen an den südlichen Seeufern gilt zudem ein Hundebadeverbot.

Der Autor Lothar Beckmann ist Diplom-Volkswirt und war viele Jahre Journalistischer Leiter bei der Stiftung Warentest
Der Autor Lothar Beckmann ist Diplom-Volkswirt und war viele Jahre Journalistischer Leiter bei der Stiftung Warentest.

© Stiftung Warentest

Die Verwaltung hat also alles wohl bedacht und fein säuberlich geregelt, so wie es sich gehört, wenn zwei Welten – hier freilaufende Vierbeiner, dort müßiggehende oder schwitzende Zweibeiner – hart aufeinander stoßen. Ob es sich bewährt, muss der Alltag zeigen. Verwegene Grenzgänger, die auf ihre Rechte im jeweils fremden Territorium pochen, die wird es immer geben. Da helfen selbst ausgeklügelte Verordnungen nicht.

Bitte mailen Sie uns Ihre Meinung zum Text oder schreiben selbst einen Artikel an: zehlendorf@tagesspiegel.de

Der Autor arbeitet für die Stiftung Warentest und lebt mit seiner Familie in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Lothar Beckmann

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