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Vandalismus, Randale, Zerstörung - oft sind die Übergänge fließend. Die Polizei sagt, in Zehlendorf habe das Ausmaß nicht zugenommen, aber ein Ausmaß gibt es, und das beschreibt unser Text.

© dpa

Vandalismus in Zehlendorf: Spur der Zerstörung

Unser Autor wohnt in Zehlendorf und beobachtet seit Jahren einen schleichenden Verfall des öffentlichen Raumes durch Vandalismus. Er fragt sich: Warum ist das so, und warum tut niemand etwas dagegen? Wir haben die Polizei gefragt, die uns auch geantwortet hat.

Zehlendorf gilt als gut bürgerlicher Bezirk, sozial noch sehr homogen, mit niedriger Kriminalität, wenn man von den Villeneinbrüchen reisender Banden absieht. Die Sicherheit des öffentlichen Raumes wird vermutlich als hoch eingeschätzt.

Dazu will die Spur von Vandalismus, die, zum Teil vermutlich betrunkenes jugendliches Partyvolk, nachts durch die Mitte Zehlendorfs legt, nicht passen. Ausgerechnet auf dem Teltower Damm, der ja keine stille Nebenstraße ist, sondern die Hauptverkehrsader und Geschäftsstraße breiten sich Zerstörungen aus:

- Die Tür vom Bahnhofskiosk im Sockel des Brückenbauwerks wurde nachts eingetreten,

- der Schaukasten der Bahn und die Schaufensterscheibe des Blumengeschäfts in der Unterführung wurden eingeschlagen,

- das Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts eingeschlagen,

- das Fenster des Reformhauses eingeschlagen,

- das Schaufenster des Handarbeitsgeschäfts wurde eingeschlagen und ist notdürftig geflickt,

- die Tür des Schreibwarengeschäfts, obwohl es geräumt war, aufgebrochen,

- der Schaukasten vor der kleinen Dorfkirche mit den historischen Erläuterungen wurde eingeschlagen,

- die Reklametafel vor der Post wurde entglast,

- in die kleine Postfiliale gegenüber von „Kaisers“ wurde eingebrochen,

- in die Saturnfiliale fuhren die Täter mit einem Auto – das alles auf einer Strecke von ca. 1500 m.

Nicht nur die Ereignisse selbst sind überraschend, sondern auch die Tatsache, dass das einfach so hingenommen wird und nichts geschieht. Zumindest würde man doch erwarten, dass das zu einem Thema im Rathaus gemacht wird, vor dessen Tür das alles geschieht, indem Gespräche mit Betroffenen, Geschäftsleuten und Polizei stattfinden. Die Zivilgesellschaft mit ihrer Gewährleistung von sozialer und physischer Sicherheit ist ein hohes Gut, das aber täglich neu bestätigt werden muss.

Zehlendorf Mitte. Der friedliche Schein trügt, denn wenn es erst Nacht wird...
Zehlendorf Mitte. Der friedliche Schein trügt, denn wenn es erst Nacht wird...

© Thilo Rückeis

Es ist wie ein Haus, an dem man ständig arbeiten muss, um den Verfall aufzuhalten. In Großbritannien arbeitet man mit fast flächendeckender Videoüberwachung. Die BVG hat kürzlich ein positives Resümee ihrer Videoüberwachung zur Aufklärung von Straftaten gezogen. Das ist natürlich immer eine Abwägung von Rechtsgütern, aber eine Zeit lang schien der Datenschutz höher bewertet zu werden als die körperliche Unversehrtheit. Entweder wir schicken mehr Polizei und Zivilstreifen auf die Straße oder wir schaffen Sicherheit durch optische Überwachung.

Der Zehlendorf Blog hat für den Autor bei der Polizei nachgefragt und erhielt folgende Antworten, die wir hier unkommentiert veröffentlichen:

"Eine Überwachung des öffentlichen Raumes ist nur in den Bereichen zulässig, in denen das Hausrecht durch Dritte, wie z.B. die BVG ausgeübt wird. Zur Verwendung von Videoanlagen kann die Polizei lediglich beraten. Entscheidungen darüber, ob und in welchem Umfang eine Videoüberwachung installiert wird, treffen die jeweiligen Inhaber des Hausrechts. Eine enge Zusammenarbeit mit Personen und Unternehmen, die über Videoaufnahmen mit Bezug zu Straftaten verfügen, ist von der Polizei Berlin erwünscht."

Eine Funkstreife im Einsatz.
Funkstreife im Einsatz.

© dpa

"Die in dem Text genannten Taten gehen bis in das Jahr 2013 zurück. Eine Häufung der Taten kann von den zuständigen Polizeiabschnitten nicht festgestellt werden. Die Anzahl der Sachbeschädigungen ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in etwa gleich geblieben. Für Taten auf Bahngelände ist die Bundespolizei zuständig, hierzu kann die Landespolizei keine Aussage treffen."

Der Autor lebt seit vielen Jahren in Zehlendorf und ärgert sich über Vollzugsdefizite. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegel aus dem Südwesten.

Jochen Stoehr

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