zum Hauptinhalt

Berlin: Bezirksamt beschlagnahmt Würstchen

Außerdem drei Tonnen Döner sichergestellt

Draußen, auf dem Weihnachtsmarkt am Opernpalais, da brutzeln die Bratwürste auf den Holzkohlen. Preis: 2,30 Euro. Doch drinnen, im Kühllaster der Firma „Nieke“, da ist die Stimmung frostig. Der Chef, Joseph Nieke, 50 Jahre alt und seit 15 Jahren Weihnachtsmarktbetreiber am Opernpalais, muss seine Ware verteidigen: Die Behörden haben exakt 10 420 seiner Würste beschlagnahmt – und das ausgerechnet vor dem Wochenende. Der Verdacht: Gammelfleisch. „Alles Quatsch“, sagt Nieke. „Meine Würste sind gut.“

Bereits am Dienstag rückten die Kontrolleure des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamtes (VetLeb) Mitte nach einem Hinweis an und entnahmen Proben. „Wir können anhand des Lieferscheins die Ware nicht rückverfolgen“, sagte Behördenleiter Hans-Joachim Bathe-Peters. Die Proben werden zurzeit noch im landeseigenen Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) untersucht. Auch Nieke hat ein eigenes akkreditiertes Gutachterlabor mit der Untersuchung beauftragt. „Die Ware wird auf pathogene Keime sowie unter anderem auf Salmonellen getestet“, sagte Bathe-Peters. Die Gesundheitsverwaltung wurde am Freitag informiert.

Den Fall Nieke mit seinen 5580 Bratwürsten und 4840 Krakauern schildert der Chef im Kühlcontainer so: Sein Laster habe vergangenen Sonnabend bei Magdeburg einen Unfall gehabt („hier, der Original-Vermerk der Autobahnpolizei“), die Ware musste umgeladen werden. Und dabei sei der Vermerk der Haltbarkeit verloren gegangen. Denn der befand sich auf dem Pappkarton, in dem die – nicht gekennzeichneten – Würstchen- Packungen lagerten. Weil dieser Karton aber eine halbe Tonne wiegt und nicht angehoben werden konnte, „haben wir die Packungen einzeln in einen anderen Karton getan – und jetzt keinen Vermerk“, sagt Nieke. Sein Verdacht: Der Tipp kam von einem Imbissbetreiber, den er in diesem Jahr nicht mehr auf den Markt gelassen hat. Zum Abschluss beißt er in eine knackige Bratwurst. „Bei mir ist noch nie einer tot umgefallen.“

Eine andere zweifelhafte Lieferung wurde vom Bezirksamt Mitte nahe dem Fleischgroßmarkt Beusselstraße sichergestellt. Behördenmitarbeiter stellten gestern Mittag drei Tonnen Kalbs- und Geflügelfleisch in einem Lastwagen sicher. Der Miettransporter hatte keine Kühlanlage, war also für Fleischtransport ungeeignet. Zudem soll die Ware falsch deklariert worden sein. Ein Ergebnis der sofort genommenen Proben liegt noch nicht vor. Das Fleisch war bereits zu Döner-Spießen verarbeitet worden und sollte nach Spanien weiter transportiert werden; auf dem Großmarkt an der Beusselstraße sollte es nur umgeladen werden. Wenig später durchsuchten Fahnder des Landeskriminalamtes auf dem Großmarkt die Firma, dort wurden Geschäftsunterlagen sichergestellt. Das in der Firma darüber hinaus gelagerte Fleisch war nach Angaben des VetLeb in Ordnung. sib/AG/Ha

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false